AGTK 97082: Providerprotest. 04.04.97 Hier noch einmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Details des Providerprotestes. Aufruf zur Protestaktion Der erste Uebergriff der Staatsgewalt auf das Eigentum eines Providers, begruendet mit einer "Anzeige gegen Unbekannt" durch eine auslaendische Stelle, muss auch der letzte sein. Um weltweit auf diesen wohl einzigartigen Vorfall aufmerksam zu machen, wurde von vielen Providern eine Protestaktion vorgeschlagen: ======================================================== Das oesterreichische Netz wird am Dienstag, den 25.3.1997 von 9:00 bis 15:00 abgeschaltet. ======================================================== Es handelt sich hierbei nicht um wahlweises Abschalten von Web- oder Mailservern, sondern um die vollstaendige Unterbrechung der Connectivity! Viele dafuer wichtige Stellen haben bereits zugesagt. Die Information der Oeffentlichkeit ist in vollem Gange, mehrere TV-Stationen und Printmedien haben Berichte angekuendigt. Wir ersuchen ALLE Provider, diese Aktion zu unterstuetzen und saemtliche Verbindungen zu unterbrechen! Es muss endlich klar gemacht werden, dass das Internet ein internationaler Wirtschaftsfaktor ist. Bitte machen Sie sowohl bei ihren Kunden als auch in der Oeffentlichkeit die Gruende fuer diese Aktion mit allen zur Verfuegung stehenden Mitteln bekannt. Zusaetzlich sollte sich einer oder mehrere bereiterklaeren, Oesterreichs auslaendische Partner ueber den Termin der Abschaltung und deren Grund zu informieren. Alle Provider werden im eigenen Interesse aufgefordert, bei Mitteilungen an die Oeffentlichkeit auf die technischen Gegebenheiten von Internet-Services hinzuweisen, um Meldungen mit falsch interpretierten Tatsachen zu vermeiden: Der Provider kann die von Benutzern "eingespeisten" Daten nicht kontrollieren. Bei strafbaren Handlungen ist der Taeter zur Verantwortung zu ziehen und nicht der Provider. usw. ======================================================== Fuer diejenigen, die noch nicht ueber die wesentlichen Informationen verfuegen - hier eine Zusammenfassung der Geschehnisse: Am Donnerstag, um 10:45, erschienen neun Beamte der Kriminal-polizei in den Raeumen von VIPnet. Dabei hatten sie einen Durchsuchungs-befehl, in dem es hiess, dass aufgrund einer Anzeige gegen Unbekannt(!) wegen Verbreitung von Kinderpornographie "Computer-Festplatten und der Beweissicherung dienende Ausstattung" zu beschlagnahmen waeren. Anscheinend hat am 10.3.1996 (!) ein Kunde der VIP gegen Paragraph 204a StGB verstossendes Material ins Internet eingespeist. Wie (Mail, News, oder sonst irgendwie), darueber schweigt sich das Dokument aus. Die Staatsanwaltschaft Muenchen hat daraufhin Oesterreich um Rechtshilfe ersucht... ..mit dem Ergebnis, dass die Raeumlichkeiten der Firma, die Privat-quartiere der Eigentuemer und der Rest des Hauses durchsucht wurden. Alles, das eine Festplatte enthielt, wurde beschlagnahmt. Egal, ob es sich um Privatrechner der Mitarbeiter, den Firmenrechner mit der gesamten Buchhaltung (der noch nicht einmal im Netz hing), oder eben um das Eigentum unbeteiligter Dritter handelte. Die Beamten wurden darauf aufmerksam gemacht, dass es sich nicht um Eigentum der VIP handelte. Ohne Erfolg. Sie wurden auch darauf auf-merksam gemacht, dass "Stecker ziehen" nicht die Methode ist, einen Rechner ordnungsgemaess niederzufahren. Ohne Erfolg. Ihnen wurde angeboten, die Daten in weniger geschaeftsschaedigender Form zu erhalten, etwa ein Backup auf Band. Ohne Erfolg. Summa summarum-saemtliche Maschinen sind fort. Noch schlimmer, saemtliche Daten sind fort. Sogar Sicherheitskopien auf Band wurden mitgenommen... ---- MfG Martin Weissenboeck Gatterburggasse 7, A-1190 Wien Tel: +43-1-369 88 58-0, Fax: +43-1-369 88 59-7 ------- This message was distributed via the Listserver of the CCC (Computer Communications Club) - (e-mail 'ccc@ccc.or.at' for info's). To unsubscribe from the list send a message to listserv@ccc.or.at with the following command in the message body: 'unsubscribe agtk' .