AGT97086: Leserbriefe in den Salzburger Nachrichten. 08.04.97 Leserbrief von Prof.Ekkehard Mueller in den "Salzburger Nachrichten": "Defizit in der Kommunikation" In Zeiten wie diesen beschliesst das hoechste Politikergremium des Landes, 38 Mill. S beim Fenster hinauszuwerfen. Gottlob wurde die Realisierung verhindert. (Anmerkung des Lesers: Hr.Mueller bezieht sich hier offenbar auf die inzwischen ad acta gelegte Idee, jedem Salzburger fuer einige Jahre einen kostenlosen Internetanschluss zur Verfuegung zu stellen). Einem in Schulfragen wenig kompetenten und offensichtlich einschlaegig auch schlecht informierten, sonst aber den Sparmeister mimenden Politiker gefaellt es, dennoch fuenf Millionen Schilling Steuergeld sinnlos verpulvern zu wollen. Unter dem Titel "Schulfoerderung" wird's schon niemand stoeren. Sollte es aber! Es gibt naemlich mit der Blackboard des Unterrichtsministeriums ohnehin ein oesterreichweites Netz, in das sich jede Schule kostenlos einklinken kann. Hier gaebe es genug schulische "Spielwiesen", die die Kreativitaet aller Beteiligten herausfordern koennten, um daraus ein wertvolles Sprachrohr quer durch OEsterreich zu machen. Die Frau Minister waere dankbar, soviel ich weiss, denn sie macht sich Sorgen. Dieses Netz wird naemlich kaum sinnvoll genutzt. Aber nein, ins Internet sollen die Kinder. Verhindert auch diesen Wahn, mit Chicago kommunizieren zu sollen, wenn es auf 83.000km in deutsch noch nicht gelingt! ---------------------------------------------------------------------- Leserbrief von Peter Pokorny in den "Salzburger Nachrichten": "Was in Zeiten wie diesen gefragt ist" Guten Morgen, Herr Professor! "In Zeiten wie diesen..." Mit diesen Worten beginnen Sie, Herr Prof.Mueller, in den SN vom 21.2.1997 Ihren Leserbrief ("Defizit in der Kommunikation"), in dem Sie sich gegen das Internet-Schulfoerderungsprogramm des Landes Salzburg aussprechen. Leider erweckt Ihr Brief in mir den Eindruck, dass Sie wenig Ahnung von "diesen Zeiten" haben duerften. Das waere nicht weiter schlimm. Aber da Sie vermutlich als Beamter im Schuldienst taetig und daher ein wichtiger Meinungsmultiplikator sind, muss Ihnen unbedingt widersprochen werden. Zunaechst zum Internet selbst. Die EDV in Verbindung mit der Kommunikation im Internet ist, fuer jedermann klar erkennbar, auf dem Wege, sich zur wichtigsten Kulturtechnik des 21.Jahrhunderts zu entwickeln. Wer halbwegs fortschrittlich denkt, wird daher sicherlich schon erkannt haben, wie wichtig es ist, unsere Jugend auf diese Herausforderung vorzubereiten. Fuer den Praesidenten der USA war dies auf jeden Fall so wichtig, dass er es zum Thema seiner Regierungsantrittsrede machte. Rueckstaendiges Denken in diesem wichtigen Punkt wuerde unserem Land in Zukunft also die Chance auf Konkurrenzfaehigkeit rauben, denn ausser klugen Koepfen und gewissenhaften Arbeitskraeften hat OEsterreich im internationalen Wettbewerb nicht besonders viel zu bieten. Nun zum Geld. Das Landesbudget betraegt im Jahr ca. 20 Milliarden Schilling. Davon wird ungefaehr ein Fuenftel fuer den Bereich Unterricht, Erziehung, Sport und Wissenschaft verwendet. Fuenf Millionen sind dazu im Vergleich ein unangemessen geringer Betrag. Denn in "diesen Zeiten" waere wahrscheinlich eine Verzehnfachung noch zu wenig. Abschliessend noch zur Schule an sich. Die Schule, Herr Professor, sollte doch etwas mehr sein als eine "Spielwiese". Eine Vorbereitung auf ein immer haerter werdendes Leben ist "in Zeiten wie diesen" gefragt. Das heisst, dass besonders die Schule am Puls der Zeit sein sollte, wenn nicht sogar ihr voraus. Dinge wie ein Blackboard des Unterrichtsministeriums sind ein Ausdruck der UEberheblichkeit gegenueber unserer Jugend, der offensichtlich seitens des zustaendigen Ressorts gar nichts zugetraut wird. Ist Ihnen denn nie der Gedanke gekommen, dass die e-mail-Freundin in Chicago interessanter sein koennte als die in Grammatneusiedl, weil man sich einfach mehr zu erzaehlen hat und mehr voneinander lernen kann? Sehen Sie, deswegen ist auch Ihr Blackboard von Anfang an zum Sterben verurteilt gewesen, und die Frau Unterrichtsminister sollte dem keine Sorgentraene nachweinen. Also, Herr Professor, ich bitte Sie, Ihre Position in aller Ruhe in Ihrem Kabinett zu ueberdenken und lade Sie ein, mit mir in Dialog zu treten. Peter Pokorny, pokorny@ping.at. ---- MfG Martin Weissenboeck Gatterburggasse 7, A-1190 Wien Tel: +43-1-369 88 58-0, Fax: +43-1-369 88 59-7 ------- This message was distributed via the Listserver of the CCC (Computer Communications Club) - (e-mail 'ccc@ccc.or.at' for info's). To unsubscribe from the list send a message to listserv@ccc.or.at with the following command in the message body: 'unsubscribe agtk' .