AGT97103: Von Politikern und Presse (3/3) 25.04.97 Auch die HTLs kommen in dem Artikel dran. Zu ergaenzen waere, dass hoehere Abteilungen fuer "Datenverarbeitung und Organsiation" nicht nur in der Spengergasse, sondern auch in Wien 22, Wiener Neustadt, St. Poelten, Pinkafeld, Kaindorf an der Sulm und Villach zu finden sind und dass in der HTL Wien 3, Ungargasse, noche eine EDV-Spezialbateilung gefuehrt wird. M.W. 3. Teil: Ein Sachverstaendiger tut sich hervor ------------------------------------- Einzig einige PCs und die e-Mail-Daten - als Kopie auf DAT-Band (will man sich die Originale noch ansehen und durchlesen???) - hat ViP vom Gericht retourniert bekommen. Allerdings ohne die noetige "Registry"-Datei, die fuer den Wiederaufbau dieses NT-basierenden Servers noetig ist. Die erhielt man erst nach langem hin und her. Denn auf ein erstes Ersuchen, diese Datei zu uebermitteln, erhielt ViP vom Sachverstaendigen eine Diskette mit - Config.Sys und Autoexec.bat! Und beim zweiten Versuch kam dann eine Kopie des Windows-Verzeichnisses! Erst als man "Klick" fuer "Klick" erklaerte, wo den die "Registry"-Datei zu finden sei, bekam man die ersehnten Daten. Dieser Vorfall scheint auch zu erklaeren, warum der Herr Sachverstaendige Dr. Woerl der Richterin Partik Pable - sie wollte die Geraete am 9.4. bereits retournieren - erklaerte, er benoetige diese noch, da er die beschlagnahmten Backups nur mit den Originalmaschinen oeffnen koenne(!?!?. Doch warum sollte man eigentlich davon ausgehen, dass ein gerichtlich beeideter Sachverstaendiger in OEsterreich irgendetwas von Windows 95 und NT verstehen sollte. Das Drama bei dieser Angelegenheit ist aber, dass Herr Dr. Woerl im Zivilberuf Lehrer ist. Und zwar - halten Sie sich bitte fest, verehrte Leser - an der Spengergasse in Wien, OEsterreichs einziger Fachschule fuer EDV! Ein sehr weiser Mann meinte einmal in anderem Zusammenhang: Wir sollten OEsterreich in OEsterarm umbenennen... SIC! Doch zurueck zur Berichterstattung durch die Tagespresse, die von solcherlei Dingen nichts gehoert haben will, sie einfach ignoriert oder nicht zu verstehen scheint. Das Problem ----------- Ich hoere schon Stimmen, die die Art der Berichterstattung in den Medien, wie auch die gesamte Vorgangsweise - unter dem Hinweis auf die Verabscheuungswuerdigkeit von Kinderpornographie - gutheissen und mir vorwerfen werden, dieser Artikel entspringe nur Zorn und Erregung, behandle verbotene Inhalte im Internet zu wenig und greife die falschen Leute an. Genau diese Stimmen sind das Problem. Genau diese Menschen haben nicht verstanden, was hier eigentlich passiert ist und genau diese Leser versuche ich eigentlich zu erreichen um ihnen darzulegen, was hier in Wirklichkeit falsch gelaufen ist. Sicher, Kinderpornographie ist ein scheussliches Verbrechen, gehoert bekaempft, unterbunden und bestraft. Doch mit rechtstaatlichen Mitteln bitte! Nicht mit Rambo-Methoden und nicht unter Umgehung oder Missachtung bestehender Vorschriften und Gesetze. Bei allem Eifer, Gesetzesbrecher zu fassen, muss bei deren Verfolgung sowohl der Justiz als auch der Polizei die Einhaltung der Richtlinien und Gesetze wichtiger sein, als der Erfolg. Anderenfalls kommt es zwangslaeufig zu Rechtsunsicherheit und Willkuer. Denn koennen Justiz und Exekutive bestehende Gesetze unter dem Vorwand einer angeblichen Notwendigkeit einfach uebertreten ohne dafuer Rechenschaft ablegen zu muessen, dann besteht auch die Gefahr, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis nicht mehr Parlament und Regierung, sondern Polizei und Gerichte die defacto Machthaber im Lande sind und die Spielregeln der Demokratie ausser Kraft gesetzt werden. Darum ging es mir in meinem Artikel in der letzten Ausgabe und darum geht es mir auch in diesem Artikel. Unter diesem Blickwinkel ist auch meine Kritik an der Berichterstattung zu sehen. Das Gros der Medien uebersah (geflissentlich oder ungewollt sei dahingestellt), dass die Vorgehensweise nicht korrekt war. Tolerierte, dass Parteien und Politiker nur das Thema Verbrechen IM Internet und nicht Verbrechen AM Internet aufgriffen. Die Medien liessen sich durch das Reizwort "Kinderpornographie" voellig vom Tatbestand ablenken und ueberliessen es den auslaendischen Kollegen, die Affaire zu kommentieren (siehe Kasten). Das ist ein Armutszeugnis. Abschliessend noch kurz zu dem Vorwurf eines Lesers, man erwarte von einer Computerfachzeitschrift, dass sie Alternativen aufzeige. Sehr geehrter Herr. Doktor, das waere zwar Aufgabe von Regierung und Juristen, kommt aber trotzdem noch! (Nur brauchen wir Zeit, denn so einfach ist das nicht). Wie auch noch ein Bericht ueber positive und negative Leserstimmen und natuerlich eine weitere Berichterstattung ueber die Affaire selbst folgen wird. MfG Martin Weissenboeck --- E-Mail: mweissen@ccc.at Tel: +43-1-369 88 58-0 Gatterburggasse 7, A-1190 Wien Fax: +43-1-369 88 59-7 ------- This message was distributed via the Listserver of the CCC (Computer Communications Club) - (e-mail 'ccc@ccc.or.at' for info's). To unsubscribe from the list send a message to listserv@ccc.or.at with the following command in the message body: 'unsubscribe agtk' .