AGTK 97185: Chaos ist machbar: 10:00 19.09.97 Salzburger Nachrichten vom 30.August 1997 Beweis: Chaos ist machbar Chaostage als Inszenierung eines "Internet-Punks" - Medien manipuliert Das Rezept ist ebenso einfach wie billig: Man bastelt ein Flugblatt, kuendigt darin Boeses an, fotokopiert einige Exemplare und schickt sie an Polizei oder Medien. Oder man zahlt 50 Dollar im Monat fuer Internet-Seiten und ruft darauf zu Chaostagen auf. Die potentiellen Teilnehmer, die Punks, werden's zwar nicht lesen. Aber die Botschaft kommt dennoch bei ihnen an. Denn sowohl Flugblatt wie Internet-Ankuendigung haben eines gemeinsam: Die Medien stuerzen sich drauf und verbreiten die Nachricht bis in den letzten Winkel des Landes. Dass das Rezept funktioniert, haben die fuer Pfingsten dieses Jahres angekuendigten Chaostage in Salzburg bewiesen. Ein Flugblatt und eine schmale Internet Ankuendigung haben ausgereicht, die Bevoelkerung total zu verunsichern und die Strassen an diesem Wochenende leerzufegen. Eine Tausendschaft an Polizisten musste die Stadt abriegeln. Das - und einiges mehr in ganz Europa - hat ein einziger Mann inszeniert: Peter Altenburg heisst er, Karl Nagel nennt er sich. Der 36jaehrige hat nach den Chaostagen 1994 in Hannover und den Polizeiaussagen danach die Parole ausgegeben: "Seit 1995 wird zurueckgelogen." Ueber den "Cannibal-HomeChannel" (CHC) verbreitete Altenburg, alias Nagel, seine Schreckensnachrichten. Zwei Jahre lang, dann outete er sich, wie einem Artikel der Sueddeutsehen Zeitung (SZ) zu entnehmen ist, in einer E-Mail an 40 Journalisten und Redaktionen: "Wir haetten uns nie traeumen lassen, dass man soviel Scheisse schreiben kann und trotzdem ernstgenommen wird! Habt Ihr Euch eigentlich jemals gefragt, WESHALB wir diesen schoenen Kanal betrieben? Es ging darum, EUCH zu den Chaostagen zu mobilisieren! Wir haben die blutigen Stichworte geliefert, nach denen Ihr gelechzt habt; und Ihr habt bereitwillig die Koeder geschluckt, die wir fuer Euch ausgelegt haben..." Erst kuerzlich wurde Altenburg vom hannoveranischen Polizeichef Hans-Dieter Klosa als Betreiber des CHC enttarnt. Der nimmt's, ist der SZ zu entnehmen, gelassen: Man muesse sich nur vorstellen, meint er, dass der Polizeieinsatz 1996 in Hannover rund 34 Millionen Mark gekostet habe. Seine Internet-Seiten jedoch nur 50 Dollar im Monat. PS: Die Ankuendigung der "Salzburger Pestspiele" fuer Pfingsten gehoerten zu den harmlosen Beispielen auf der CHC-Homepage. Hingegen hiess es zu den Amsterdamer Chaostagen, die zum Euro-Gipfel stattfinden sollten: "Wir kochen uns eine riesige Bullen-Suppe, in dem wir die Bullen in die Grachten schmeissen und Tausende von Tauchsiedern in die Grachten halten..." --- MfG Martin Weissenboeck --- --- E-Mail: mweissen@ccc.at Tel: +43-1-369 88 58-10 --- Gatterburggasse 7, A-1190 Wien Fax: +43-1-369 88 58-77 ------- This message was distributed via the Listserver of the CCC (Computer Communications Club) - (e-mail 'ccc@ccc.or.at' for info's). To unsubscribe from the list send a message to listserv@ccc.or.at with the following command in the message body: 'unsubscribe agtk' .