pcnews Von: Martin Weissenboeck [mweissen@ccc.at] Gesendet: Freitag, 18. Dezember 1998 18:39 An: agtk@ccc.or.at Betreff: AGTK 98279: Kryptographie AGTK 98279: Kryptographie. 18.12.98 Streit um Krypto-Software Proteste gegen Wassenaar-Abkommen Frankfurt (pte) (14. Dezember 98/19:09) - Deutliche Proteste formieren sich nach Bekanntwerden der Inhalte der Veraenderungen im sogenannten Wassenaar-Abkommen, das die Exportkontrolle fuer waffentaugliche Gueter und damit auch fuer Verschluesselungssoftware festlegt. Waehrend die einen Stellen darauf hinweisen, dass der Wassenaar-Vertrag kein Verbot, sondern "nur" eine Kontrolle des Exports fuer waffenfaehige Produkte vorsieht, was das Geschaeft mit Krypto-Software nicht beeintraechtige wuerde, sind schon erste Opfer zu beklagen: dem daenischen Journalisten Bo Elkjaer, der auf seiner Website auch eine Version von Pretty Good Privacy zum Download anbietet, wurde seitens des daenischen Wirtschaftsministeriums dringend geraten, diesen zu deaktivieren. Sowohl das daenische Wirtschaftsministerium wie auch die oesterreichischen Behoerden scheinen davon auszugehen, dass PGP nicht in der (freigegebenen) Kategorie "Public Domain" einzuordnen ist, sondern als "Mass Market Software" exportkontrollpflichtig einzustufen sein wird. Im deutschen Wirtschaftsministerium teilt man diese Ansicht offenbar nicht, sondern erlaert, es habe sich in diesem Punkt wie insgesamt am Vertrag fast nichts veraendert. Wie auch immer - es formiert sich der Protest im Internet: unter http://www.freecrypto.org hat das kanadische Unternehmen Zero-Knowledge eine Site eingerichtet, von der aus vorgefertigte Protestnoten an die jeweilige Landesregierung geschickt werden koennen. Gefreut hat sich aber zumindest die US-Software-Industrie, da in Europa nun dieselben strengen Exportbestimmungen fuer Kryptografie-Software wie in den USA gelten. Gelten soll die neue Regelung zunaechst nur fuer zwei Jahre. Sollten sich dann gravierende Wettbewerbsnachteile fuer europaeische Unternehmen ergeben, werde die Regelung "mit Sicherheit" ueberarbeitet, soweit die offizielle Aussage... Infos zum Abkommen unter http://www.wassenaar.org/docs/index1.html (firstsurf) Erster Millicent-Test erfolgreich 10.000 nahmen an Micropayment-Versuch teil - 4 S pro Zahlung im Schnitt Muenchen (pte) (13. Dezember 98/08:00) - Die Moeglichkeit eines zuverlaessigen und auch vom Verbraucher akzeptierten Micropayment-Verfahrens gilt als eine der wichtigsten Voraussetzungen fuer den elektronischen Handel der Zukunft. Bis dato konnte keines der bereits verfuegbaren Verfahren Marktreife erlangen. Das einst von Digital gestartete Millicent-Projekt, das nach der Uebernahme des Unternehmens von Compaq weiterentwickelt wurde, koennte die Situation nun aendern. Wie Compaq vor wenigen Tagen bekanntgab, konnte ein Test unter Marktbedingungen erfolgreich abgeschlossen werden. http://www.millicent.digital.com/trial/at-a-glance.html Insgesamt 10.000 Personen testeten dabei als Konsumenten die Moeglichkeit, bei 45 Anbietern mit Hilfe des neuen Verfahres einzukaufen. Weitere 300 Content-Provider ergaenzten das Angebot, insgesamt 100.000 Dollar wurden umgeschlagen. Das Nutzungsverhalten der Anwender bestaetigte die Notwendigkeit der virtuellen Kleingeldboerse: Der Median der getaetigten Einkaeufe lag bei 2 Cent - was bedeutet, dass die Haelfte aller Kaufentscheidungen diesen Betrag nicht ueberschritt. Das arithmetische Mittel der Zahlungen lag zwar weit hoeher, bei 30 Cent (etwa 4 Schilling), doch dies erklaerte sich durch einige Einkaeufe weit ueber einem Dollar. Erstaunlich war, dass etwa 50 Prozent der Testpersonen aus Europa stammten. Und ueberrascht zeigt man sich auch ueber die Zahl der Content Provider, die gerne an dem Test teilnehmen wollten. Die Compaq-Verantwortlichen erklaeren dies dadurch, dass es den meisten Content-Anbietern nicht moeglich ist, ausreichende Einnahmen nur durch Werbung zu produzieren. Sie berufen sich danach auf eine Studie von Coopers & Lybrand, wonach genau dies fuer 99,99 Prozent aller Websites gilt. Wie klein die Betraege bei diesem Zahlungssystem sein koennen, zeigt sich am Beispiel des Oxford Dictionnairies. Recherchen in diesem Lexikon kosteten 0,2 Cent. Die hoechsten Umsaetze erwirtschafte allerdings ein Wirtschaftsverlag, der Buchkapitel und Forschungsberichte fuer jeweils 2 Dollar verkaufte. Nach dem erfolgreichen Test wird im ersten Quartal 1999 mit einer ersten Final Version zu rechnen sein. Die notwendige Client-Software wird aber vermutlich nur fuer Microsoft-Betriebssystem zur Verfuegung stehen. Eine sehr reichhaltige Linksammlung zum Thema "Zahlungssysteme im Internet" ist uebrigens unter http://ganges.cs.tcd.ie/mepeirce/Project/oninternet.html abrufbar. (interne.de) --- MfG Martin Weissenboeck --- --- E-Mail: mweissen@ccc.at Tel: +43-1-369 88 58-10 --- Gatterburggasse 7, A-1190 Wien Fax: +43-1-369 88 58-77 ------- This message was distributed via the Listserver of the CCC (Computer Communications Club) - (e-mail 'ccc@ccc.or.at' for info's). To unsubscribe from the list send a message to listserv@ccc.or.at with the following command in the message body: 'unsubscribe agtk' .