pcnews Von: Martin Weissenboeck [mweissen@ccc.at] Gesendet: Donnerstag, 14. Januar 1999 21:19 An: agtk@ccc.or.at Betreff: AGTK 99014: Spezialthema "Jahr 2000" AGTK 99014: Spezialthema "Jahr 2000". 14.01.99 Noch ein Nachtrag zur Aussendung 99013 zum Thema "Staroffice": Das Angebot von Staroffice fuer Schulen ist wirklich preiswert und eine Firma soll auch fuer ihr Produkt Geld verlangen. Mich hat vor allem gestoert, dass die Firma gegen die Weitergabe per CD ist (was ihr gutes Recht ist), dies aber nicht klar formuliert, sondern technisch unsinnige Begruendungen angibt und dann diese Aussagen auch nicht korrigiert. Unser heutiges Thema: das Jahr-2000-Problem. Hier eine Sammlung von Presseaussendungen dazu. Jahrtausendproblem doch nicht so gross? Ueberraschende Prognose des Marktforschers IDC Muenchen (pte) (7. Jaenner 99/07:00) - Der Jahreswechsel bietet nicht nur immer wieder Anlass zu Versprechungen und guten Vorsaetzen, sondern auch zur Verlautbarung von Prognosen. So hat der Chef des Forschungsunternehmens International Data Corporation (IDC), Senior Vice President Frank Gens, seit 1995 bereits zum vierten Mal in Folge seine Vorstellungen ueber die Internetentwicklung im neuen Jahr veroeffentlicht. Bisher lag er mit diesen Prognosen ziemlich richtig, glaubt man seiner eigenen Einschaetzung. http://www.idcresearch.com/Press/123098Apr.htm Mit einer Prognose unterscheidet sich IDC allerdings gewaltig von den Mitbewerbern: Nach Ansicht der Forscher soll die Umstellung auf das Jahr 2000 nur minimale Folgen mit sich bringen. Maximal 0,2 Prozent aller in diesem Zusammenhang auftretenden Probleme sollen sich demnach ernstlich auf den Geschaeftsablauf auswirken. Auch wenn selbst bei Fehlern in dieser Groessenordnung noch gewaltiger Schaden entstehen kann: Fast alle Unternehmensberatungen haben in den vergangenen Monaten und Jahren Einschaetzungen veroeffentlicht, die man als diametral entgegengesetzt bezeichnen kann. Wieso IDC nun ploetzlich die Folgen des Jahrtausendwechsels herabspielt, laesst Raum fuer Spekulationen. Vielleicht beschraenken sich die Prognosen des Analysten ja nur auf die Folgen innerhalb des Internet, waehrend Komplikationen in lokalen Netzwerken unberuecksichtigt bleiben. Vielleicht handelt es sich aber auch um eine der ersten Rueckzugsbewegungen auf dem Markt der Beratungsunternehmen. Fast alle Unternehmen haben bisher das Jahrtausendproblem in fast ebenso gluehenden Farben beschrieben wie die roemisch-katholische Kirche den Weltuntergang anno 999. Jetzt aber rueckt der Wechsel naeher, und vielleicht erweisen sich die bisherigen Warnungen schon bald als ueberzogen. Da kann es nicht schaden, sich vorher von dieser Position zu distanzieren. Schliesslich will IDC auch nach dem Jahr 2000 als zuverlaessiger Berater gelten. Die uebrigen Prognosen fuer 1999 sind demgegenueber fast absehbar. Nach Ansicht des IDC-Analysten soll die Internet-Entwicklung im Jahr 1999 zunaechst durch eine Konsolidierung im Bereich der Portal-Sites gepraegt sein. Dies schliesst seiner Meinung nach aber nicht aus, dass es auch zu wichtigen Fusionen und Firmenaufkaeufen kommen kann. Moegliche Kandidaten und Akteure: 1) Das Internetverzeichnis Yahoo, das moeglicherweise von einem der grossen Medienanbieter wie etwa Time Warner oder CBS uebernommen werden koennte. 2) Der Branchenriese Microsoft, der Bedarf nach einem Partner aus dem Bereich der erfolgreichen Portale haben duerfte. 3) Die Suchmaschinen Lycos und Excite, die sich eventuell zu einer Fusion entschliessen koennten. Beide gemeinsam folgen jetzt schon nach Yahoo auf Rang 2 und 3 der Publikumsgunst. 4) Die Suchmaschine AltaVista, sofern sich Compaq zu einem Verkauf entscheiden koennte. Fuer Investoren bietet Frank Gens nicht nur erfreuliche News: Seiner Meinung nach wird das Jahr 1999 dramatische Kurskorrekturen auf den Aktienmaerkten mit sich bringen. Viele der hoffnungslos ueberbewerteten Internet-Firmen werden davon betroffen sein. Die Verbraucher in den USA koennen sich dagegen auf einen weiteren Preissturz bei den PCs freuen: Der Neupreis fuer solche Maschinen soll im Laufe des Jahres auf 400 Dollar sinken. Dies wiederum soll den Anteil der Computerhaushalte in den USA auf 50 Prozent anheben. Auch andere Marktforschungsunternehmen gingen in frueheren Analysen vom Ueberschreiten dieser wichtigen Marke im Jahr 1999 aus. Die weitere Verbreitung des Internet in den USA soll aber auch dazu fuehren, dass es zu einer gleichmaessigeren Verteilung der Geschlechter innerhalb der Anwenderschaft kommt. Das von Maennern dominierte Internet soll ab 99 der Vergangenheit angehoeren. Gleichzeitig verlieren die USA ihre Dominanz im Internet. Von den vermutlich 147 Millionen Internetnutzern weltweit sollen Ende des Jahres weniger als 50 Prozent ihren Wohnsitz in den USA haben. (intern.de) Prozessflut wegen dem Jahr 2000 Gerichte muessen sich mit Haftungsfragen schon jetzt beschaeftigen New York (pte) (10. Jaenner 99/13:19) - Obwohl gerade das Jahr 1999 begruesst wurde, muessen sich US-Gerichte schon laenger mit dem Jahr 2000 und dem daraus entstehenden Computerfehlern beschaeftigen. Eine der ersten Klagen wegen des Jahr 2000 Fehlers gegen die Firma "Intuit", die das Finanz-Programm Quicken vertreibt, wurde in Santa Clara, Californien abgewiesen. Die Begruendung: Es liege noch kein tatsaechlicher Schaden vor, und es koenne auch nicht nachgewiesen werden, dass ein solcher noch eintreten werde. Denn immerhin hat das Software-Unternehmen noch ein Jahr Zeit, um Abhilfe fuer den Jahrtausendfehler zu schaffen. In einem anderen Verfahren klagte ein Einzelhaendler gegen den Hersteller von digitalen Registrierkassen, die mit Kreditkarten nicht zurechtkamen, welche ueber das Jahr 2000 hinaus gueltig sind. Der Streit wurde durch einen Vergleich beigelegt. Im Dezember wurde eine Klage gegen die Firma Macola abgewiesen. Das Gericht bestaetigte, dass das Unternehmen seine vertraglichen Verpflichtungen hinsichtlich der Jahr 2000 Problematik eingehalten hat. Auf diese Entscheidung hin einigten sich in einem anderen Verfahren die Unternehmen Andersen Consulting und J. Baker auf einen Vergleich. Beide Unternehmen gingen davon aus, dass ihr Vertrag vor Gericht aehnlich ausgelegt werden wuerde. "Es ist zu frueh, um hier von Praezedenzfaellen sprechen zu koennen. Aber sie koennten wichtig sein, um die Richtung der zukuenftigen Verfahren zu beeinflussen", so der Anwalt John F. Conney aus Washington, D.C. Derzeit muessen sich IBM und das Software-Unternehmen Medic gegen einen Gynaekologen aus Illinois behaupten (siehe auch pte981223016). Der Muster-Klage des Gynaekologen haben sich zahlreiche weitere Aerzte angeschlossen, die dasselbe Systems erworben haben. Da die Zulassung einer solchen Sammelklage ein steiniger Weg ist, koennte es dazu kommen, dass ueber die Haftungsfrage fuer den Fehler selbst gar nicht entschieden wird. (akademie) Hilfe rund ums Jahr 2000 Problem Themenschwerpunkt im Schweizer Fernsehen und Info-Hotline Zuerich (pte) (12. Jaenner 99/12:04) - Das Jahr 2000 Problem bleibt weiterhin ein wichtiges Thema. Immer wieder tauchen neue Hilfen fuer die Computerumstellung auf. Am 14. Januar sind beispielsweise alle aktuellen Sendungen vom Schweizer SF1 der bevorstehenden Jahrtausendwende und den damit verbundenen Computerproblemen gewidmet. Am kommenden Donnerstag werden "Schweiz Aktuell", die "Tagesschau", "MTW" und "10 vor 10" ein gemeinsames Hauptthema haben: Die Computer-Umstellung auf das Jahr 2000. Zur Diskussion stehen Horror-Szenarien, Loesungsansaetze und wirtschaftliche Aspekte. In der Tagesschau wird der Schweizer "Mr. 2000" Ulrich Grete, der Millennium-Beauftragter, zu Gast sein. Ab 17 Uhr stehen im Telefonstudio Experten zur Verfuegung, um Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Und auf der Homepage des Schweizer Fernsehens koennen unter http://www.sfdrs.ch/y2k/ ebenfalls Fragen gestellt werden. Info-Hotline in den USA Vergangene Woche wurden in den USA eine Telefonnummer bekanntgegeben, unter der sich besorgte US-Buerger ueber das Jahr-2000-Problem informieren koennen. Unter anderem werden dort Fragen zu den Bereichen Banken, Stromversorgung, Telefonie, Fluggesellschaften und entsprechenden Programmen der Regierung beantwortet. Bill Clintons Sonderbeauftragter John Koskinen zeigte sich anlaesslich der Bekanntgabe der Info-Hotline optimistisch: "Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir keinerlei Probleme fuer die grundlegende Infrastruktur unseres Landes, aber wir werden die weitere Entwicklung selbstverstaendlich im Auge behalten." (cworld/IDG) --- MfG Martin Weissenboeck --- --- E-Mail: mweissen@ccc.at Tel: +43-1-369 88 58-10 --- Gatterburggasse 7, A-1190 Wien Fax: +43-1-369 88 58-77 ------- This message was distributed via the Listserver of the CCC (Computer Communications Club) - (e-mail 'ccc@ccc.or.at' for info's). To unsubscribe from the list send a message to listserv@ccc.or.at with the following command in the message body: 'unsubscribe agtk' .