pcnews Von: martin@weissenboeck.at Gesendet: Montag, 14. Juni 1999 20:20 An: agtk-info@ccc.at Betreff: AGTK 99153: Sicherheit AGTK 99153: Sicherheit. 14.06.99 Fachverbaende gegen Entwurf zum Signaturgesetz Kritik an gravierenden Maengeln - Verdacht auf Verfassungswidrigkeit Wien (pte) (10. Juni 99/14:43) - Die wichtigsten oesterreichische Fach-Verbaende der Informationswirtschaft kritisieren gravierende Maengel beim Entwurf zum Bundesgesetz ueber elektronische Signaturen (SigG) und haben Bundeskanzler Klima aufgefordert, "den vorliegenden Entwurf zum Signaturgesetz nach einer verkuerzten Begutachtungsfrist erstmals einer ausfuehrlichen und transparenten Diskussion zuzufuehren. Der Entwurf stellt eine Minimalversion dar, die viele Rechtsfragen offen laesst und nicht explizit darlegt, ob und wann diese einer gesetzlichen Regelung zugefuehrt werden." Die Vereinigung Oesterreichischer Industrieller http://www.voei.at/ (VOeI), der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), die Information Technology Austria (ITA) und der Verband fuer Informationswirtschaft in Oesterreich (VIW) haben folgende "demokratie- und informationspolitische Bedenken sind vorzubringen: Der vorliegende Entwurf eines Signaturgesetzes wurde im Vorfeld keiner oeffentlichen und ausfuehrlichen Diskussion mit den Sozialpartnern und Verbaenden unterzogen. Ueberdies wurde nur eine drei- statt wie ueblich sechswoechige Begutachtungsfrist zugestanden. Aufgrund politischer Erwaegungen soll das Parlament dieses Gesetz noch vor der Sommerpause beschliessen. Die Wirtschaft hat zwar vor Jahren ein Signaturgesetz eingefordert, haette sich den Diskussions- und Konsultationsprozess mit den Ressorts aber transparenter vorgestellt @ ohne diese Zeitdruck." Bereits 1997 wurden das italienische wie deutsche Signaturgesetz inkl. Verordnung erlassen. In Oesterreich wird seit mehr als zwei Jahren ein Signaturgesetz diskutiert. Ein privater Expertenentwurf fand 1998 bereits die Zustimmung der Sozialpartner, der Koalitionsparteien wie der Verbaende der IT- und Informationswirtschaft, wurde aber nicht weiterverfolgt. Der nun vorliegende Entwurf weist nach Ansicht der Fachverbaende schwere Maengel auf: - Der sicheren elektronischen Signatur werden die von der Richtlinie geforderten Rechtsfolgen zugestanden (zulaessiges Beweismittel, Schriftform). Weitergehende Rechtsfolgen wie die Gleichstellung mit der Privaturkunde fehlen im Gegensatz zur italienischen Signaturverordnung. Ob und in welcher Form sie gesetzlich geregelt werden, konnte den vorliegenden Entwurf inkl. Erlaeuterungen nicht entnommen werden. - Der fehlende Verweis auf die Urkundendelikte im Strafgesetzbuch (Faelschen bzw. Verfaelschen einer Urkunde) mindert den Vertrauensschutz. Ebenso ist nicht eindeutig, ob im Elektronischen Behoerden- wie Rechtsverkehr (ERV) die Signatur welche Rechtsfolgen nach sich zieht und ob diese in gleicher Weise fuer alle Ressorts verpflichtend sind. Ob neben einem "Signaturgesetz II" (Regelung der notariellen elektronischen Signatur") zusaetzliche und nachtraegliche Signaturbestimmungen in anderen Rechtsvorschriften erlassen werden, sollte dem Staatsbuerger bereits jetzt mitgeteilt werden. - Mangelnde Jugendschutz- und Konsumentschutzbestimmungen mit ungeklaerten Haftungsfragen fuer Eltern, Zertifizierungstellen und E-Commerce Anbietern. - Biometrische Identifikationsmethoden, die explizit im deutschen wie italienischen Gesetz (biometric key) aufgefuehrt werden, sind dem Entwurf nicht zu entnehmen, und es waere explizit. Nicht zuletzt finden die Verbaende im vorliegenden Entwurf den Verdacht auf Verfassungswidrigkeit zumindest einer Bestimmung: Paragraph 19/4: Der Bundeskanzler hat festzustellen, dass eine Einrichtung als Bestaetigungsstelle geeignet ist. Eine solche Verordnung kann nur auf Antrag der betreffenden Einrichtung erlassen werden. - Eine Verordnung darf verfassungsgemaess nicht auf Antrag erlassen werden und eine individuelle Norm enthalten. Diese Normwirkung kommt nur dem Bescheid zu. Bonn forciert sichere Verschluesselung Einigung auf Grundsatzpapier und Aufklaerungskampagne Bonn (pte) (13. Juni 99/07:00) - In der deutschen Bundesregierung scheinen nach der EU-Studie ueber das Ausmass der Ueberwachung durch fremde Geheimdienste im ECHOLON-Projekt einige Alarmglocken geschrillt zu haben. Vergangene Woche einigten sich die Minister auf ein Grundsatzpapier, das die kuenftige Politik Deutschlands in Sachen Kryptographie PRO User regelt. Nach dem Motto "Wenn wir nicht allein abhoeren koennen, dann auch kein anderer" wird die Bundesregierung fortan die Benutzung sicherer Verschluesselung beim Datenverkehr im Internet unterstuetzen und sogar die Entwicklung deutscher Krypto-Produkte foerdern! http://www.bmwi.de/presse/1999/0602prm1.html Zusaetzlich dazu haben mehrere Ministerien die Initiative "Sicherheit im Internet" ins Leben gerufen, um die Oeffentlichkeit ueber die Notwendigkeit starker Verschluesselung zu informieren und das Vertrauen in Krypto-Programme zu staerken. Auf der dazugehoerigen Webseite gibt es neben jeder Menge relevanter Links Hintergrundinformationen darueber, wie moderne Datenverschluesselung eigentlich funktioniert und wie man sie als Privatnutzer einsetzen kann. http://www.sicherheit-im-internet.de/ Wie lange diese liberale Krypto-Politik allerdings anhalten wird, bleibt abzuwarten: In zwei Jahren soll Bilanz gezogen und festgestellt werden, in welchem Ausmass die Verschluesselung von Daten die Arbeit der Polizei in diesem Zeitraum behindert hat. Dann koennte das Krypto-Faehnchen der Regierung schnell wieder in eine andere Richtung zeigen. (AME) Unterstuetzung fuer Java-Programmierer auf CD-ROM Suchmaske hilft beim Aufspueren bestimmter Klassen Koeln (pte) (12. Juni 99/10:00) - Mit der raschen Weiterentwicklung von Java kann kaum jemand den Ueberblick ueber diese umfangreiche Programmierplattform behalten. Statt der urspruenglich 212 Klassen (grundlegende Programmbausteine) in Java 1.0 hat Java 2 jetzt mehr als 2.000 Klassen. Uebersichtlich aufgefuehrt sind sie alle in einer umfassenden Referenz, die nun als CD-ROM veroeffentlicht wurde. In seiner Java-Uebersichtskarte fuehrt der Autor David Flanagan die Kernbestandteile der drei Hauptbereiche auf: - die eigentliche Java-Plattform mit seinen Hauptbibliotheken wie java.lang, den Java Foundation Classes mit ihren neuen Moeglichkeiten fuer grafische Benutzeroberflaechen und die "Enterprise Packages" wie Datenbank-Schnittstellen - Erweiterungen fuer spezifische Aufgaben wie Java Mail, Servlets, Java Sound oder Java Telephony - die Jini-Technologie als neues Konzept fuer die unkomplizierte Vernetzung von elektronischen Geraeten aller Art. Mausklick um Mausklick fuehrt die Java-Referenz in die Tiefen der Plattform und listet ganz unten in tabellarischer Form die grundlegenden Parameter, Methoden und hierarchischen Verhaeltnisse einer Klasse auf. Angaben zur Anzahl der mit ihr direkt verbundenen anderen Java-Bausteine geben Aufschluss ueber die Verbreitung - so wird etwa die Klasse String fuer die einfache Ausgabe von Text von 1.918 anderen Klassen benutzt. Hilfreich ist auch die Information, in welcher Java-Version eine Klasse erstmals eingefuehrt wurde. Alle Seiten der englischsprachigen Referenz sind mit Hypertext vielfach vernetzt, so dass stets der schnelle Zugriff auf weiterfuehrende Bausteine moeglich ist. Eine Suchmaske hilft beim Aufspueren bestimmter Klassen und Methoden. Die Erlaeuterung der Funktionen und Verwendungsmoeglichkeiten ist bewusst knapp gehalten, doch hilft eine gedruckte Einfuehrung beim Einstieg in die Gedankenwelt von Java. Die CD-ROM laesst sich mit allen Betriebssystemen und jedem Browser nutzen; zur Verwendung der Suchmaske ist allerdings ein Javascript-faehiger Browser wie der Netscape Navigator oder der Internet Explorer ab den Versionen 4.0 erforderlich. David Flanagan: Java Power Reference. Koeln: O'Reilly-Verlag, 1999. 64 Seiten mit CD-ROM. 40 Mark. http://www.oreilly.de/java/ (AP) Top 500-Ranking der schnellsten Supercomputer Oesterreichs beste Rechner belegen nur Platz 392 und 475 Mannheim (pte) (12. Juni 99/08:00) - Puenktlich zur diesjaehrigen Konferenz "Supercomputer" an der Universitaet Mannheim http://sc.rz.uni-mannheim.de/sc99.html wurde das neuste Top-500 Ranking der bestem Megarechner weltweit veroeffentlicht. http://www.top500.org/lists/1999/06/top500.list.html Die Liste erscheint zweimal im Jahr, und Nummer eins sind wie gehabt die USA mit 293 der 500 gesetzten Boliden, gefolgt von Japan mit 65 Mainframes. Platz drei der Laender, die ueber die meisten Supercomputer verfuegen, wird von Deutschland mit 47 Rechnern gehalten. Oesterreich rangiert mit zwei "Super-Computerln" unter ferner liefen. Der leistungsfaehigste Superrechner kommt aus dem Hause Intel: Der ASCI Red dient der Simulation von Atombombenexplosionen und setzt dazu 9.472 Prozessoren ein. Er steht in den Sandia National Labs in Albuquerque, New Mexico. http://www.sandia.gov/ASCI/Red.htm Die Intel-Positionierung muss ein Unternehmen besonders aergern: SGI besetzt zwar sieben der ersten zehn Plaetze, aber eben nicht die Nummer eins. Schnellster SGI-Rechner: Der "Blue Mountain" im Los Alamos National Laboratory. http://www.lanl.gov/asci/bluemtn/bluemtn.html und http://www.lanl.gov/worldview/ Der schnellste deutsche Rechner steht in Garching bei Muenchen und wird vom Deutschen Wetterdienst betrieben. http://www.dwd.de/ Auf der 500er-Liste nimmt der Cray T3E1200 mit 512 Prozessoren von SGI immerhin Platz 15 ein. http://www.dwd.de/services/gflf/neue_modelle.html#abschnitt6 Oesterreichs bester Supercomputer - ein IBM SP PC604 mit 332 MHz - belegt Rang 392 und wurde 1999 bei der VA Tech AI Informatics installiert. http://www.aii.co.at/ Rang 475 eroberte ein auf der Technischen Universitaet Wien installierter SGI ORIGIN2000 mit 250 MHz. Beschaemend fuer Oesterreich: Alle vergleichbaren Laender liegen vor uns. Finnland bester Supercomputer belegt Rang 53, Neuseeland liegt auf Platz 64, Schweden auf 71, Niederlande 172, Norwegen 193, Luxemburg 247 (Cedel Bank Grand Duchesse), Daenemark 275, Belgien 286 und die Schweiz auf Rang 339. Kontakt: Universitaet Mannheim, Tel.: 0049/621/2920 http://www.supercomp.de/ und http://www.top500.org/ Der Computer als Pruegelknabe Wachsender Missbrauch bei PC-Ausfaellen London (pte) (13. Juni 99/08:00) - Einer von Compaq finanzierten Untersuchung der Londoner Martforschungsfirma MORI zufolge sind immer mehr Bueroangestellte von ihren Computern so frustriert, dass viele von ihnen den PC missbrauchen. Zu den typischen Erscheinungsformen dieses Missbrauchs gehoeren das Beschimpfen des PCs, das Schlagen und Treten des Rechners, das Terrorisieren der IT-Abteilung, unentschuldigtes Fehlen am Arbeitsplatz und ueble Nachrede gegenueber dem Arbeitgeber. http://www.mori.com Laut der Studie erklaerten viele Angestellte, dass Computer- oder Softwareprobleme jeden Tag mindestens eine Unterbrechung der Arbeit zur Folge haben, und dass es oft mehr als eine Stunde dauere, ehe das Problem behoben sei. Einige der Befragten erklaerten, aufgrund von Computerproblemen bereits feste Schlusstermine verpasst zu haben, und viele waren veraergert ueber Fehlermeldungen, die im Technik-Jargon und nicht in allgemeinverstaendlicher Sprache abgefasst sind. Nahezu alle Befragten gaben an, ihren PC oder ihre IT-Abteilung schon mal beschimpft zu haben. (Washington Post ) Siehe auch http://www.pressetext.at/show.pl.cgi?pta(TM)0329022 --- MfG Martin Weissenboeck --- --- E-Mail: mweissen@ccc.at Tel: +43 1 3698858 10 --- Gatterburggasse 7, A-1190 Wien Fax: +43 1 3698858 77 -- Diese Nachricht wurde ueber den Listserver des Computer Communications Club verteilt. Um von sich von der Liste streichen zu lassen, senden Sie eine Nachricht an majordomo@ccc.at mit dem Nachrichtentext "unsubscribe agtk-info".