Sehr geehhrter Herr Kollege(?) Weiss,

weiss wrote:
>
> Ins Stammbuch der "Krieger":
> Nur Kleinkarierte, Dummköpfe, Verbohrte, Scheuklappenmenschen und
> eigentlich alle jene, die NICHT auf unsere Schüler losgelassen werden
> sollten, können gegen etwas sein, was - in welcher Form auch immer -
> unseren Schülern Starthilfe in Beruf oder Studium bringt.


Ich habe mich selten durch einen Beitrag im KF oder im LF so persönlich angegriffen gefühlt, wie durch diesen Ihren Absatz.

Ich habe in den jetzt 20 Jahren meiner Unterrichtsttätigkeit an einer HTL noch N I E eine Rückmeldung mit vergleichbarem Inhalt erhalten, weder von Absolventen (ich schätze etwa 800, die bei mir maturiert haben, davon bin ich mit etwa 360 in ständigem email Kontakt),
noch von Firmenvertretern, Hochschullehrern, FH-Lehrern oder
irgendeiner Ebene der Schulaufsicht.
Immer wurde es als wichtiger erachtet, flexible, kompetente, universell
einsetzbare Schüler mit vielseitigen Grundlagenkenntnissen zu entlassen.

Es kann doch nicht meine Haupt-Aufgabe als Lehrer einer SCHULE sein,
meinen Schülern eine STARTHILFE (in welcher Form auch immer !?)
in Beruf oder Studium zu geben -
wie soll es denn dann nach dem gelungenen Start weitergehen - eine Mickey MOUSE Ausbildung wird nicht reichen!

Wenn ich heute in einer 3. Klasse HTL einen Schüler zertifiziere, wird er dieses Zertifikat frühestens 3-4 Jahre später
(2-3 Jahre Schule + BH- bzw Zivil-Dienst) zum ersten Mal anwenden können. Sagen Sie mir bitte, was ein 4 Jahre altes Zertifikat wert ist???

Ich möchte mich nicht prinzipiell gegen firmen- bzw produktspezifische
Ausbildungsteile wehren, nur denke ich muss überaus genau abgewogen werden,
was man dafür aus Zeitmangel weglassen muss.


> Ob Cisco, Linux, Microsoft, Mesonic, SAP, Macromedia, Adobe, C++, C#
> oder sonstiges: Irgendeiner findet immer das andere Paket besser und
> ein Haar in der Suppe! Aber soll dieser dümmliche "Glaubenskrieg" auf
> den Schultern unsere Schüler ausgetragen werden ?


Hier geht es nicht um einen Glabenskrieg, sondern um eine der
anspruchsvollsten Aufgaben des Lehrerberufs, nämlich herauszufinden,
welche von den vielen möglichen Lehrinhalten einem Schüler in 3-4-5-6...
Jahren weiterhelfen, sich in seinem Beruf weiterentwicklen zu können, und diese Inhalte dann auch zeitgemäß zu unterrichten.


> Konzepte und Grundlagen sind gut (vorallem Konzepte über Konzepte der
> Grundlagen): dafür hat ein anderer den Arbeitsplatz oder Studienplatz!

Machen Sie einen Test, und geben Sie einer "durchschnittlichen"
Kassierkraft (männlioch oder weiblich) in einem Supermarkt noch eine Wechselmünze NACHDEM die Computerkasse den Rückgeldbetrag ausgewiesen hat.
Dann merken Sie den Unterschied, ob Sie es mit einem zertifizierten
Scannerkassenbediener oder mit einem Mitarbeiter mit finanzmathematischer Grundausbildung (Addieren und Subtrahieren) zu tun haben.


> Gratuliere!

Wozu???


> Günther Weiss


PS: Ich bin sehr interessiert, zu erfahren, was Sie beruflich tun. Und ob Sie für diese Tätigkeit nur zertifiziert wurden,
oder in Grundlagen, Methoden usw. ausgebildet wurden und verschiedenste
Problemlösungskonzepte kennenlernen durften.

DI Hermann DUM
Elektronik- und Laborlehrer
Bildungsberater und Kustos
HTL Hollabrunn

nebenbei Vater von 4 Schulkindern bzw -Jugendlichen

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