Noch ein Nachtrag zum Thema:
Pascal in der Schule.

Zu dem Zeitpunkt, wo Schulen begonnen haben, Pascal
im Informatikunterricht einzusetzen,
war das auch an den Universitaeten ueblich.
Heute verwendet praktisch keine Universitaet
mehr in der Grundausbildung Pascal.

Die Frage des Werkzeugs, mit dem die Schueler
Ersterfahrung im im Programmieren sammeln,
ist deswegen von didaktischer Bedeutung,
weil das erste Werkzeug den Denkstil praegt.
Wenn das erste Werkzeug beispielsweise verlangt, dass alle Variablen deklariert werden muessen, dann erweckt das das Bild, dass das naturnowendigerweise so sein muss. Und Pascal velangt das. Bei Kuerzestprogrammen hat es aber wenig Sinn, alle Variablen deklarieren zu muessen.

Gerade im didaktischen Bereich sollte man sich
ausserdem sehr genau ueberlegen, fuer welchen Zweck die Werkzeuge, die man verwendet, urspruenglich konzipiert wurden. Pascal wurde in den 70er-Jahren fuer die Ausbildung von Technikern konzipiert, und eines der wichtigen Ziele ist ein Programmierstil, der zu zuverlaessigen Programmen fuehrt.

Das ist zumindest in der AHS kein ganz so bedeutendes Lehrziel, es geht wohl mehr um Verstaendnis von Algorithmen und infomatischen Konzepten.

Daher ist meiner Meinung nach Pascal als informatisches und programmiertechnisches Urelebnis nicht mehr allererste Wahl.

Wie ich schon in einer frueheren Email geschrieben habe bietet VBA alle
Moeglichkeiten, die Pascal hat.
Ausserdem kann ich mir aussuchen, ob ich Variablen deklarieren will oder nicht. Und ich vermittle die Botschaft, dass mit ein wenig
Programmierkenntnissen Standardsoftware den eigenen Bedurefnissen angepast werden kann. Das halte ich fuer eine ganz wichtige Botschaft.

Viele meiner Studenten, die Excel in der Schule verwendet haben, wissen
gar nicht,
dass Excel zusaetzlich zu den Zellformeln noch ein komplette prozedurale
Programmiersprache enthaelt. Openoffice uebrigens auch.
Das haetten sie meiner Meinung nach schon lernen sollen.

Die VBA-Programmierumgebung in den Miscrosoft-Office-Produkten ist
uebrigens durchaus komfortabel,
es gibt einen sprachempfindlichen Editor mit kontextsensitiver Hilfe,
einen Debugger und Tracer,
man kann den Programmausfuehrung zu einem voreingestellten Zeitpunkt unterbrechen und dann den Inhalt von Variablen ansehen, ....

Das ganze ist wirklich eine einigermassen komplette
Entwicklungsumgebung, nicht nur eine "nackte" Programmiersprache.

Und dieselbe Sprache und Umgebung ist in alle Microsoft-Office-Produkte eingebettet, als auch in Word, Powerpoint, Access, Visio, und es gibt noch weitere
Produkte anderer Firmen, die ebenfalls VBA eingebettet haben.


Wenn man sich also auf die Microsoft-Schiene festgelegt hat (und Windows und MSOffice einsetzt), dann scheint mir der Weg, VBA als didaktisches Vehikel fuer eine erste EInfuehrung ins Programmieren
zu verwenden, sehr sinnvoll, weil dabei auch wiederverwertbares
Praxiswissen vermittelt wird und kaum etwas, das mit Pascal vermittelt
werden kann, nicht auch mit VBA vermittelt werden kann.


Erich Neuwirth

P.S.: VBA beherrscht auch Rekursion, ein didaktisch extrem wichtiges
Konzept.







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