PRESSE 03 07 01
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"Horrorszenario" für Lehrer: Versetzungen und Gehaltseinbußen
Kritik übt die SPÖ an den Sparmaßnahmen im Bildungsbereich. Ab Herbst wird es an den Pflichtschulen in Niederösterreich 400 Lehrer weniger geben.
VON JOSEF TOMEK
ST. PÖLTEN. "Ich bin in großer Sorge über die Qualität an unseren Schulen", sagt Werner Bauer-Wolf, SP-Vizepräsident des NÖ Landesschulrates. Schuld daran sei die Bundesregierung, da sie auch im Bildungsbereich den Sparstift ansetze. "Es kommt zu dramatischen Kürzungen im Bereich der Pflichtschullehrer", kritisiert der Sozialdemokrat. Allein in Niederösterreich werden ab Herbst um fast 400 Pädagogen weniger beschäftigt als bisher.
Bauer-Wolf warnt deshalb vor einem Horror-Szenario: Er rechne mit weniger Beratungs- und Stützlehrern, mehr Schülern in einer Klasse und einer schwierigeren "Erziehungssituation". "Die Integration wird mancherorts in Frage gestellt werden", klagt der Vizepräsident. Zudem müßten die rund 12.500 Pädagogen mit "empfindlichen Gehaltseinbußen" rechnen, was ihre Motivation nicht gerade steigern werde. "Jeder klassenführende Lehrer verliert 1000 Schilling im Monat, jeder Volksschullehrer 24.000 Schilling im Jahr."
Dazu kommt, daß Pädagogen aus Bezirken mit einem Lehrer-Überschuß in Bezirke versetzt werden, wo welche fehlen. Deshalb müssen ab Herbst Pädagogen aus Neunkirchen in Baden, aus Zwettl in Tulln, aus Melk in Amstetten und aus Hollabrunn in Korneuburg unterrichten. Bauer-Wolf: "Es wird trotz der Sparmaßnahmen keine Kündigungen geben." Die 400 Posten werden durch natürlichen Abbau eingespart.
Ebenfalls bis Herbst soll das in der Vorwoche im Landtag beschlossene Stipendienmodell für Studenten aus Niederösterreich stehen. "Es ist die Voraussetzung dafür, daß nicht das Brieftaschl sondern das Hirn entscheidet, ob jemand studieren kann", erklärt SP-Bildungssprecher Helmut Cerwenka. Deshalb werde bei den Stipendien auch die Höhe des Einkommens der Eltern berücksichtigt. Cerwenka: "Die Zeit der Gießkanne ist vorbei." Trotz der Förderung will die SPÖ weiter gegen die von der Bundesregierung beschlossene Einführung von Studiengebühren kämpfen. "Österreich liegt bei der Akademikerquote noch immer unter dem EU-Durchschnitt", klagt Cerwenka.