ICH HABE MIR ERLAUBT DIESEN BEITRAG IN DAS LEHRERFORUM ZU STELLEN (nach einem Bericht von Katharina Klee )

Postbusse

"Dann streiken wir!"

Durch Umstieg auf den Branchen-Kollektivvertrag drohen den Postbus-LenkerInnen Gehaltskürzungen – und das könnte Streik bedeuten.

Wenn auch nur ein Kollege einen Schilling weniger bekommt, streiken wir", droht Robert Wurm, Zentralbetriebsratsvorsitzender der neuen Postbus AG. Der Gewerkschafter ist seit Tagen im Dauereinsatz. Nachdem die neue Unternehmensleitung – Wilhelmine Goldmann und Werner Ott – nach der Angliederung der Postbus AG an die ÖIAG mit einem Schreiben im Mai die 670 Angestellten darauf hingewiesen hat, dass sich mit Inkraftreten der Poststrukturgesetznovelle 2000 mit 1. März 2001 auch der Kollektivvertrag für die PostbuslenkerInnen ändert, brach ein Sturm der Empörung los.

Einbußen. Immerhin soll nicht nur für nach diesem Stichtag neu eintretende LenkerInnen in Zukunft der Branchen-KV für das Transportgewerbe gelten, sondern rückwirkend auch für die "alten" BusfahrerInnen. "Das bedeutet eine Gehaltseinbuße von 30 Prozent, also 2.000 bis 3.000 Schilling im Monat", so
Wurm: "Nachdem das Schreiben der Geschäftsführung hinausgegangen ist, haben mich etliche Kollegen angerufen. Die Verunsicherung bei den Leuten ist enorm, manche haben Kredite laufen und müssen mit dem Geld planen." Besonders empört ist Wurm darüber, dass ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz und Post-Generaldirektor Anton Wais vor der Ausgliederung "garantiert" haben, "dass in bestehende Verträge nicht eingegriffen wird".

Mehrleistungen. Die gelben Postbusse sind im ländlichen Raum noch immer vielerorts die einzige Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Sie bringen ihre Fahrgäste in die nächstgelegene größere Ortschaft und nehmen auch Briefe und Pakete gerne mit. Aber auch schon vor der Ausgliederung hatte sich in den vergangen zehn Jahren einiges geändert: Statt 80 Millionen Kilometer im Jahr legen die 1.600 Busse 82 Millionen Kilometer zurück, sie haben 156 Millionen Fahrgäste, also sechs Millionen mehr als vor zehn Jahren, und die Zahl der Bediensteten sank von 6.000 auf 3.000, davon 2.330 Beamte. "Da sieht man schon, dass unsere Leute immer mehr leisten", erklärt Robert Wurm und setzt hinzu: "1996 hatte die PTA (Post Telekom Austria) insgesamt noch 62.000 MitarbeiterInnen – die Wunschvorstellung der Vorstände Post und Telekom für 2003 liegt bei etwa 38.000."

Personalabbau. Mindestens 1.700 Postler will Post-Generaldirektor Wais noch heuer abbauen. Hans-Georg Dörfler, Vorsitzender der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten (GPF), hält dieses Ziel allerdings für
realitätsfremd: "Zuerst gehören durchdachte Konzepte auf den Tisch. Bis dahin ist es müßig, über Personalzahlen überhaupt zu diskutieren."

Arbeitsstiftung. Der GPF-Vorsitzende hatte in den vergangenen Monaten bereits genug Sorgen durch den Personalabbau in den Postbereichen: "Aber jetzt startet endlich die Arbeitsstiftung der Telekom Austria. 100 bis 200 der MitarbeiterInnen, die die Telekom heuer abbauen will, bekommen dort die Möglichkeit zur beruflichen Neuorientierung. Doch bei vielen anderen kämpfen wir noch um Lösungen."

Die Postbusler werden jedenfalls von der gesamten Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten in ihrem Arbeitskampf unterstützt. "Wir haben natürlich die KollegInnen sofort informiert und nach Rücksprache mit der Arbeiterkammer Einspruchsformulare versendet. Mit diesen Formularen können wir im Falle einer KV-Änderung rasch gemeinsam mit der AK eine Feststellungsklage einleiten. Hunderte Formulare sind schon retour gekommen", erklärt Postbus-Gewerkschafter Wurm das weitere Vorgehen: "Sollte den Postbus-Angestellten das Gehalt gekürzt werden, halten wir am nächsten Tag sofort Betriebsversammlungen ab. Dann stehen 900 Busse in ganz Österreich!"





PS: Bei der Demo traf ich auf eine Gruppe von Polizisten (ca. 30) die gerade zum Ballhausplatz gingen. Ich fragte sie per Spass "Na geht Ihr auch demonstrieren ?" worauf einer von ihnen antwortete "Wir sind die Nächsten, wenn es so weitergeht!!" Und da empfand ich plötzlich so etwas wie Besorgnis aber auch Zuversicht. Offensichtlich schlafen nicht alle in diesem Lande.

MfG Herbert Till


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