Süddeutsche Zeitung vom 11 07 01
Lehrerverband setzt auch auf Autorität
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Berlin (AP/dpa) – Schulen sollen ihren Erziehungsauftrag stärker als bisher wahrnehmen. Das forderten Bundeselternrat und der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) in einer gemeinsamen Erklärung am Dienstag in Berlin. Neben Eltern und Lehrern habe auch die Öffentlichkeit ein hohes Maß an Verantwortung, sagte VBE-Vorsitzender Ludwig Eckinger. Der Bundeselternrat unterstrich den hohen Wert von sozialer Kompetenz bei den Heranwachsenden.
Eckinger betonte die Wichtigkeit von Leitbildern und Autorität, die man nicht mit Amtsautorität verwechseln dürfe. Es gehe vielmehr um eine richtig verstandene Autorität, die von den Lehrern täglich neu erworben werden müsse. Das Mandat des Lehrers umfasse heute über das Lernen hinaus immer mehr auch erziehenden Unterricht. Die Schule werde nicht darum herumkommen, verstärkt Aufgaben der Erziehung zu übernehmen und auch den Kindern und Jugendlichen Geborgenheit zu geben, sagte Eckinger. Er wies auf den großen pädagogischen Nachholbedarf bei Lehrern hin und verlangte von ihnen die Bereitschaft, aktiv dazuzulernen. „In dieser Frage sind wir uns ausnahmsweise einig mit der Wirtschaft, auch wenn es dort viele gibt, die die Erziehung von Kindern mit der Produktion von Autos durcheinander bringen,“ sagte der Verbandsvorsitzende.
Renate Hendricks vom Bundeselternrat ermutigte die Eltern, über Erziehungsprobleme zu sprechen und diese nicht als persönliches Versagen zu betrachten. Eltern einer Klassengemeinschaft sollten sich in Zusammenarbeit mit den Lehrern Ziele setzen und gegenseitig Hilfe leisten. Zur geplanten Kindergeldnovelle der Bundesregierung sagte Hendricks, diese fördere wieder einmal nur einkommensstarke Familien.Im europäischen Vergleich zeige sich, dass die Diskussion über Ganztagesschulen und alternative Kinderbetreuung in Deutschland sehr ideologisch geführt werde, sagte Hendricks. Der Staat müsse diese Einrichtungen jedoch den Bedürfnissen von Kindern entsprechend ausstatten.
Bundeselternrat und VBE zeigten keine Bedenken, dass mehr Erziehung in der Schule auf Kosten der Leistungsziele gehen könne. Das Prinzip „schneller, höher, weiter“ verurteilte Eckinger dagegen. Veraltete Lehrpläne seien daran schuld, dass an deutschen Schulen zu viel „Wegwerfwissen“ vermittelt werde. Auch bei der Elitenbildung müsse die soziale Kompetenz eine übergeordnete Rolle spielen.