Kurier vom 23 07 01
 
"Aufnahmeprüfung" für weniger AHS-Schüler
"Aufnahmeverfahren" für AHS

Nach den Studiengebühren für die Universitäten holt die Koalition zum nächsten Paukenschlag in der Bildungspolitik aus. ÖVP und FPÖ basteln an einem „Aufnahmeverfahren“ für die allgemein bildenden höheren Schulen (AHS), das bereits im Schuljahr 2002/03 zum Einsatz kommen könnte. Schon im Herbst will die ÖVP einen Entschließungsantrag im Parlament einbringen.

VP-Bildungssprecher Werner Amon skizziert im Gespräch mit dem KURIER bereits die Eckpunkte für das Verfahren. „Eine punktuelle Aufnahmeprüfung an einem Tag wäre mir zu wenig.“ Das Verfahren für den Einstieg in die AHS sollte daher neben der Prüfung auch die Vorleistungen in der Volksschule sowie ein Prognoseverfahren, das die Entwicklungschancen des Schülers auslotet, umfassen. Als Begründung für den Vorstoß nennt Amon den unaufhaltsamen Zustrom von Volksschülern in die AHS in den Ballungsgebieten: „Dort ist man dabei, die Hauptschule zu ruinieren.“

RESTSCHULE Während das Niveau in der AHS-Unterstufe gedrückt wird, verkommt die Haupt- zur Restschule.“ Der VP-Abgeordnete weiß aus Gesprächen mit Hauptschullehrern in Wien und Graz von massiven Problemen, die erste Leistungsgruppe aufrechtzuerhalten. Die Schuld für die Entwicklung gibt Amon den Lehrkräften, aber auch den Eltern. Diese würden auf die Lehrer Druck ausüben, den Kindern – trotz mittelmäßiger Schulnoten – nicht die Zukunft zu verbauen und ihnen den AHS-Besuch zu ermöglichen.

Tatsächlich sieht ein Passus im Schulorganisationsgesetz vor, dass die Lehrerkonferenz dem Absolventen der vierten Volksschulklasse die Fähigkeit zum Übertritt in die AHS bescheinigen kann, selbst wenn der Bub oder das Mädchen in einem Hauptfach nur ein „Befriedigend“ erreicht hat. Amon ist mit der Anwendung dieser Regelung unzufrieden: „Das war eigentlich als Ausnahme gedacht, ist aber mittlerweile zur Regel geworden.“

MITTELSTUFE FP-Bildungssprecher Karl Schweitzer begrüßt das Vorhaben seines VP-Kollegen: „Das haben wir gemeinsam verhandelt.“ Auch er verweist darauf, dass die Schülerströme neu geregelt werden müssen, um eine „Degradierung“ der Hauptschule zu vermeiden.

Die kooperative Mittelstufe, wie sie die SPÖ propagiert, wird von beiden Mandataren skeptisch betrachtet: Amon und Schweitzer vermuten die „Einführung der Gesamtschule durch die Hintertür.“

Manfred Kadi