Sg. Koll. Adam!
Wenn Sie sich der Mühe unterziehen möchten und einmal unter folgender Adresse nachlesen, dann werden auch Sie aus dem Staunen nur mehr herauskommen: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,146626,00.html
Denn selbst wenn nur ein kleiner Teil von dem stimmt, was hier berichtet wird, so bleibt nur eine Einschätzung letzten Endes über, nämlich dass von "organisierter Kriminalität" seitens der Staatsmacht gesprochen werden muss.
Das verändert total die Einschätzung. Der Polizeieinsatz hat nicht in etwa einer gewaltbereiten Minderheit gegolten, sondern er war von vornherein als Angriff auf friedfertige Demonstranten konzipiert.
Es fällt mir schwer, die "Rationalität" dieses Vorgehens auch nur annähernd zu begreifen. Eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle ist daher unbedingt nötig. Denn wenn das Vertrauen in die Staatsmacht erschüttert ist und nicht wieder hergestellt werden kann, dann stehen Italien wahrscheinlich sehr unruhige Zeiten bevor.
Wie zu lesen ist, haben die französischen Gewerkschaften, voran die CGT, schon erkannt, welche Bedeutung diesen Ereignissen innewohnt. Aber es wird natürlich vor allem die Aufgabe der italienischen Gewerkschafter sein, ihren Mitgliedern klar zu machen, dass sie sich nicht zu Verbündeten einer unrechtmäßigen Politik degradieren lassen dürfen und an der Aufdeckung der Verantwortung für diese Ereignisse bestmöglich mitzuwirken haben.
Als Lehrer wollen wir unseren Schülern vermitteln, dass wir in Europa mehr oder minder funktionierende Demokratien haben. Eine solche müsste aber nun diejenigen, die solche Übergriffe inszeniert haben, zur Verantwortung ziehen. Jedenfalls darf es jetzt kein kollektives Wegschauen geben, denn sonst wäre voraussehbar, dass aus einem Gefühl der Ohnmacht gegen die Staatsmacht ein unheilvoller Kreislauf der Gewalt einsetzt.
Mit besorgten Gedanken
Günter Wittek
----- Original Message -----
From: Hans Adam
To: Günter Wittek
Cc: LF Lehrerforum
Sent: Monday, July 23, 2001 2:01 PM
Subject: Re: Italienischer Polizist erschießt in Notwehr gewalttätigen Demonstranten
Sg. Koll. Wittek!
> dass zwischen ihnen und hunderttausend Menschen vor Ort,
> die einen anderen Weg für besser halten als den derzeit
> eingeschlagenen, sich hinter einem meterhohen Zaun, hinter Barrikaden,
> von Tausendschaften von Polizei und Militär trennen lassen. Wenn
> Politiker einen anderen Weg einschlagen als viele Menschen es wollen,
> dann sind Überlegungen, warum dies so ist, höchst angebracht.
Ich möchte die Anliegen der friedlichen Globalisierungsgegner nicht bagatellisieren, aber hier ist doch noch sehr viel friedliche Aufklärungsarbeit und Überzeugungsarbeit zu leisten. Die Regierunsgschefs der G8 vertreten doch die Interessen einiger hundert Millionen Menschen und deren Anliegen, dagegen sind halt hundert Tausend eine verschwindene Minderheit. Eine nachhaltige Distanzierung der Globalisierungsgegner von der Gewalt in Genua usw. geht mir auch noch ab. Dies würde den Anliegen sicher gut tun.
Hans Adam
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