Kurier vom 28 07 01
Aufregung um Amon-Aussagen zu Gratis-Schulbildung
Wien - Mit einer Aussage zum Thema Gratis-Schulbildung hat ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon für Aufregung gesorgt. Am Ende einer Diskussionsveranstaltung der E-Business-Community von APA-Multi-Media meinte Amon Donnerstag Abend, er halte es für falsch, dass Bildung über den Pflichtschulbereich hinaus gratis sein müsse. Dies sei eine Ungerechtigkeit gegenüber Lehrlingen, die für ihre Weiterbildung selbst aufkommen müssten. Am Freitag präzisierte Amon, dass er nur für eine Entlastung der Lehrlinge eintreten wollte: "Bis zur Matura soll keine Form von Schulgeld eingehoben werden". Zu diesem Zeitpunkt hatte sich allerdings bereits die SPÖ des Themas angenommen und warf Amon in Aussendungen unter anderem einen Schritt in Richtung Zweiklassengesellschaft vor.
Amon: Gratis Bildung ist falsch
Wörtlich meinte Amon bei der Diskussion: "Ich halte es auch für falsch, dass Bildung über den Pflichtschulbereich hinaus a priori gratis ist. Das halte ich deshalb für falsch, weil es eine Ungerechtigkeit ist gegenüber jenen, die in Österreich eine Lehrausbildung machen, die für jede Form der Weiterbildung nach der Lehre vom ersten Tag an selbst oder ihre Firma aufkommen müssen. Ich hielte es für viel gescheiter, wenn wir zu einer Systematik kommen, wo wir verstärkt in die Weiterbildung investieren und überlegen, Primär- und Sekundärausbildungszeiten zu verkürzen und stärker in den postgradualen Bereich zu gehen".
Amon lege Karten auf den Tisch
Die SPÖ reagierte postwendend: Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl meinte, dass Amon "in dankenswerter Offenheit" die Karten auf den Tisch gelegt habe. Nichts anderes als die Einführung von Schulgeld nach der Pflichtschule würden seine Aussagen bei der Diskussion bedeuten.
SPÖ-Bildungssprecher Dieter Antoni bezeichnete Amons Formulierung als "nächsten Schritt in Richtung Zweiklassengesellschaft im Bildungsbereich", die sich nahtlos in eine Reihe anderer bildungsfeindlicher Maßnahmen der ÖVP-FPÖ-Koalition wie Studiengebühren, Lehrerabbau, Schulschließungen, Kürzung von Angeboten, Disziplinierungsmaßnahmen und die Diskussion um Aufnahmeverfahren für AHS einfüge. SPÖ-Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser bezeichnete Amons Aussage als "Testballon": "Ist der Widerstand heftig, dann beruhigt die Ministerin, ist der Aufschrei nicht zu arg, dann wird Schulgeld eingeführt."