Bildung / 25. 07. 2001
Verantwortungsgesellschaft
"Von der Forderungs- zur Verantwortungsgesellschaft mit starkem sozialen Netz" will die ÖVP gelangen. In 30 Jahren SP-Herrschaft habe sich die Meinung verfestigt, dass der Staat für alles und für jeden zu sorgen habe, kritisierte die ÖVP-Bundesparteiobmann-Stellvertreterin und Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. Das von VP-Bildungssprecher Amon angekündigte Prognoseverfahren werde als "Hilfestellung für Eltern" kommen.
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Statt Forderungsdenken Leistungsbereitschaft
Statt eines Forderungsdenkens sollten aber Leistungsbereitschaft, Verantwortung, Chancengerechtigkeit, mehr Demokratie sowie die Akzeptanz und Förderung von Schwächen Eckpunkte einer neuen Gesellschaft sein.
Bisher schon einiges erreicht
In der "ersten Halbzeit" der neuen Bundesregierung seien zwei Budgets ohne Neuverschuldung beschlossen sowie die Behindertenmilliarde und das Kindergeld verwirklicht worden, betonte Gehrer.
Massive Investitionen in Bildung und Forschung
Außerdem sei das soziale Netz durch Maßnahmen wie die Anrechnung der Kindererziehungszeiten zur Pensionsbegründung und den Anspruch auf Arbeitslosengeld nach dem Bezug von Karenzgeld ausgebaut und massiv in die Bereiche Bildung, Wissenschaft und Forschung investiert worden. So gebe es 2001 mit 110 Milliarden Schilling das höchste Bildungsbudget aller Zeiten.
Verbesserungen für Uni und Schule
Mit dem leistungsorientierten Dienstrecht für Pflichtschullehrer, den Plänen zur Errichtung eines Kompetenzzentrums für Erwachsenenbildung unter dem Motto "lebenslanges Lernen" und einer "Qualitätsoffensive" durch Erarbeitung von Evaluationsinstrumenten und Leistungsvergleiche habe man schon viel erreicht, so die Ministerin. Der IT-Bereich sei beispielsweise durch die Technologiemilliarde oder dem Projekt "e-FIT" attraktiv gemacht worden, meinte Gehrer.
Ziele bis 2003
Ziele bis 2003 seien unter anderem die Oberstufenreform, eine Weiterführung der Technologieoffensive, die Erweiterung der Lehrlingsausbildung durch neue Lehrberufe, eine Reform des Besoldungssystems sowie die Weiterführung des Graz-Prozesses, mit dem ein weiterer Ausbau des Bildungstransfers mit den Ländern Südosteuropas forciert werden soll, so die Ministerin.
Stolz auf neues Unidienstrecht
Im Wissenschaftsbereich ist Gehrer stolz auf das mit Zustimmung der Gewerkschaft erarbeitete neue Universitätslehrer-Dienstrecht. Mit der Einführung der Studiengebühren sei eine Erhöhung der Studienförderung auf zwei Milliarden Schilling jährlich einher gegangen. Außerdem stehe die Universitätsmilliarde zur Verfügung, und mit der Ausweitung des Fachhochschulangebotes auf mehr als 13.000 Studienplätze, sei ein wichtiger Schritt gesetzt worden.
Prognoseverfahren ist Hilfestellungen
Durch so genannte Prognoseverfahren soll Eltern eine Hilfestellung bei der Auswahl der passenden Schule gegeben werden soll. Die Resultate dieser Verfahren seien nicht bindend, einziges Kriterium für die Aufnahme an die AHS bleibe nach wie vor das Zeugnis der 4. Klasse Volksschule.
Keine flächendeckende Einführung
Auch die Prognoseverfahren würden "sicher nicht flächendeckend" eingeführt, so Gehrer. Sie seien vielmehr nur ein zusätzliches Angebot für die Eltern, etwas über den Entwicklungsstand und das Potenzial der Kinder zu erfahren. Die Entscheidung, ob sie das Kind in die Hauptschule oder die AHS schicken wollten, liege allein bei ihnen - "die Eltern tragen die Verantwortung", betonte Gehrer. Wer die im Gesetz genannten Voraussetzungen - keine Dreier in den Hauptfächern - erfülle, könne weiter ohne Aufnahmsprüfung die AHS besuchen.
Kein Unterschied zum Amon-Vorschlag
Die Zielsetzungen der beiden ÖVP-Bildungspolitiker durch das Prognoseverfahren dürften aber unterschiedlich sein: Während Amon seinen Vorschlag vor allem mit dem Ansturm der Schüler auf die AHS begründete, will Gehrer mit dem neuen Verfahren "keine Schülerströme umleiten". Ihr gehe es primär um die bessere Information von Eltern und Lehrern.
Nachhilfewesen reduzieren
Die Prognoseverfahren sind für Gehrer auch eine Möglichkeit, das Nachhilfewesen in Österreich zu reduzieren. So könnten Eltern bei ihren Entscheidungen überprüfen, ob ihr Kind reif genug für eine Schulform sei. Den Lehrern will die Bildungsministerin durch neue Orientierungsstandards bei der Leistungsbeurteilung unter die Arme greifen. Dabei soll festgelegt werden, welche Fähigkeiten Kinder nach der 4. Klasse Volksschule haben müssten. Ziel ist eine weitere Objektivierung der Notengebung.
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