Wir sollen die Schüler gefälligst auf das Wirtschafts-Leben vorbereiten, haben wir in diesem Forum vernommen. In der Wirtschaft wiederum ist es so, dass sich (fast) alle an den Erfolgreichen orientieren. Nun hat einer der so "Erfolgreichen" seine Geheimnisse ausgeplaudert und in Buchform veröffentlicht. Ich finde, das kann Grund genug sein um nachzudenken, ob wir wollen, dass unsere Schüler sich in einem solchen System prima zurechtfinden, oder ob hier nicht doch besser Korrekturen im System nötig wären.

Günter Wittek
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29.07.2001

"Mitarbeiter unabhängig arbeiten lassen"

Als "härtester Boss Amerikas" wurde Jack Welch gern bezeichnet. Jetzt geht der 65-jährige in den Ruhestand, um künftig Manager zu unterrichten.

New York. "Ich hatte keine Ahnung, wie man managt, als ich zu General Electric kam. Nach und nach lernte ich, wie man eine Person führt, dann eine zweite, dann vier, schliesslich acht." Das sagt nicht etwa einer, der frisch von der Uni kommend mit einer Führungsaufgabe betraut wurde. Die Aussage stammt vielmehr von Jack Welch, dem Noch-Chairman von General Electric (GE) - vom Fortune-Magazin einmal gleichermassen zum "härtesten Boss in Amerika" und zum "Manager des 20. Jahrhunderts" gekürt.

Seine Visionen und Strategien rund um eine erfolgsversprechende Unternehmensführung sind längst in zahlreichen Büchern niedergeschrieben worden - Nachlesen empfehlenswert (siehe Buchtipp). Am 7. September übergibt der 65-jährige sein Büro im 53. Stock des New Yorker Rockefeller Centers seinem Nachfolger Jeffrey Immelt - und entlässt sich nicht etwa in den wohlverdienten Ruhestand als Multimillionär. Nein, andere Manager will er künftig unterrichten und Bücher schreiben. Seine Autobiografie "Was zählt" (Econ Verlag) wird Mitte September passend zum grossen Finale druckfrisch in den Buchregalen liegen.


Rigoroser Personalabbau

Welch war 20 Jahre lang Vorstandschef von GE, seine Vorgehensweise bei den Personalkürzungen brachte ihm den zweifelhaften Ruf "Neutronen-Jack" ein. Der
Grund: Fast 200.000 Mitarbeiter mussten während seiner Regentschaft das Unternehmen verlassen. Auf diese Weise sparte Welch sechs Milliarden Dollar ein. Die Folge: In seiner Zeit als CEO steigerte er den Marktwert des Konzerns von 13 Milliarden Dollar auf stolze 500 Milliarden Dollar (Stand 2000).

In einem Interview mit dem Wall Street Journal Europe gab er einmal zu Protokoll, dass er mindestens die Häfte seiner Zeit mit Personalange- legenheiten verbringt. So verweist er beispielsweise gern auf sein Effizienz-Ranking: Jeder Manager im Konzern wird hier gleich dem Schulnoten-Prinzip bewertet. Zehn Prozent der Führungskräfte gehören zu den Einsern, sind also Top-Leute. Die Fünfer wiederrum sind die ineffizientesten Manager - von Welch auch gern als "Zielgruppe für Kündigungsgespräche" tituliert.

Aber nicht nur eine rigorose Mitarbeiterführung, auch flache Unternehmensstrukturen und wenig Vorschriften sind ein Erfolgsrezept von Welch. Dem deutschen Capital- Magazin erklärte er: "Niemand im Gebäude trägt einen Schlips. Wir gestalten alles einfach. Der Schlüssel zum Erfolg ist, dass wir als Vorstand das Geschäft nicht managen. Wir wählen die Mitarbeiter aus und geben ihnen das Geld. Niemand bekommt zu hören, wie er irgendetwas im täglichen Geschäft anzustellen hat . Es ist die oberste Aufgabe jedes Chefs, seine Mitarbeiter unabhängig arbeiten zu lassen, ihnen Freiraum - ihnen Chancen zu geben. Lass sie Sachen ausprobieren und entdecken, kümmere dich um ihre Karriere und auch um ihr Privatleben." (Kathrin Gulnerits)



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