Prügel auf Amerikanisch
Interview in "Il Manifesto" mit Claudio Sabattini
Gewerkschaftssekretär der italienischen Metallarbeiter

1.8.01/Übersetzung Günter Melle

Interview mit dem Gewerkschaftssekretär der Fiom, Claudio Sabattini:"In Genua sollte eine Bewegung zerstört werden, welche die reichen Staaten als ihren Todfeind betrachten, da der Konflikt mit der Globalisierung Made in USA nicht vereinbar ist."
GABRIELE POLO

"Dies ist nicht das Chile Pinochets, es ist das Amerika von Bush"; Claudio Sabattini, Sekretär der Fiom, ist aus Genua mit präzisen Vorstellungen zurückgekehrt, die den vereinfachenden Erklärungen über das Vorgehen von Ordnungskräften und italienischer Regierung widersprechen. Er erläutert seine Analyse über die Herrschaft des amerikanischen Imperiums, über eine neoliberale Globalisierung, die "selbstverständlich" autoritär ist. Eine Globalisierung, welche nach der Vernichtung all derjenigen trachtet, die als "Feinde" angesehen werden und eine partizipierende Demokratie verhindert. Dies beginnt bei den Demonstrationen auf der Straße: "Das ist, was ich in Genua erlebte. Der nächtliche Überfall auf die Diaz Schule erinnerte mich nicht zuerst an das Stadion von Santiago, sondern an die Repression der Studenten von Berkeley, wie sie in dem Film Erdbeeren und Blut beschrieben wird."

Was ist das spezifisch italienische, wie die Regierung Berlusconi das amerikanische Modell, von dem du sprichst, umsetzt?

Die Entscheidung Berlusconis, die Politik der Bush-Administration vorbehaltlos zu unterstützen (angefangen beim Vertrag von Kyoto bis zum Weltraumschild), ist nicht etwas vollständig Neues für die italienische Politik und ihre Regierungen. Die Neuigkeit - im Rahmen der italo-amerikanischen Beziehungen - besteht in den Voraussetzungen, d.h. in der Anziehungskraft der USA, in einer Epoche der Globalisierung, mit der sie dem Rest der Welt alle ökonomischen und sozialen Optionen diktieren. Dadurch gelangt man jenseits der traditionellen politischen Beziehungen (wie etwa jene des kalten Krieges) und beschreitet ein strukturierteres und festeres Terrain. Es ist nicht rein zufällig, dass es dem politischen Europa nicht gelingt, einen Schritt nach vorn zu tun und es in Bezug auf die Währung auf der Stelle stehen bleibt. Es verliert jegliche Art der Autonomie, auch auf der Ebene sozialer Modelle und richtet sich nach dem amerikanischen Modell, das einen extremen Liberalismus kennzeichnet. Gerade der G8-Gipfel von Genua hat sich am Imperium der Bush-Administration gemessen, die schließlich den Gipfel demütigte und ihm alle Entscheidungen vorgab, und das gerade zu einem Zeitpunkt, in dem sie eine neue Phase ihrer militärischen und ökonomischen Pläne eröffnet hat. Von nun an haben die Widerstände einiger europäischer Länder keine Aussicht mehr, die USA zu beeinflussen: Die Strategie des amerikanischen Imperiums zwingt uns jetzt seine ganze Macht auf. In diesem Rahmen verläuft also der Kampf gegen die neoliberale Globalisierung - der hauptsächlich ein Kampf gegen die imperialen amerikanischen Absichten zur Beherrschung der Welt ist. Ihnen steht eine völlig kohärente Reaktion entgegen, welche die USA-Administration in der Weise bekämpft, wie sie es immer mit einer Opposition getan hat, die an den Angelpunkten ihrer Macht rührt. Ich denke dabei an die Zerschlagung der Black Panters und an die grausame Unterdrückung der amerikanischen Gewerkschaften. Die einen wie die anderen wurden in verschiedenen Epochen regelrecht enthauptet.

Welches sind diese Angelpunkte über die nicht diskutiert werden soll und die mit soviel Gewalt verteidigt werden?

Die antiliberalistische Bewegung bringt das internationale Drama ans Licht, die Reduktion von allem was existiert (Frauen, Männer, Umwelt, natürliche Ressourcen, Arbeit) auf reine Ware, die man kauft oder verkauft wie eine Schachtel Nüsse. Deshalb darf für die mächtigen Staaten keine weltweite Bewegung gegen die Globalisierung bestehen, deshalb werden an die Auseinandersetzung Maßstäbe des Terrorismus angelegt. Das ist auch die wichtigste Lektion, die auf den Straßen von Genua gegeben werden sollte.