Lieber Kollege Zwickel!
Was schlage ich vor???
Sicherlich nicht Maßnahmen, die eine ganze Generation von Lehrern demotiviert und veranlasst, ihr Engagement zu reduzieren, sich selbst (geschweige den Schülern) zu schaden, Aktionen zu tätigen, die in der Öffentlichkeit auf wenig Verständnis stoßen, aber dafür von der Gewerkschaftsführung gutgeheißen werden.
Sicherlich nicht Maßnahmen, die es notwendig machen, das Schülerzahl pro Lehrer erhöht werden, Leistungen nicht entsprechend honoriert werden, Talente nicht mehr gefördert werden können, usw.
Sicherlich nicht Maßnahmen, die als etwas Mehr dargestellt werden, wenn sie eigentlich etwas Weniger sind.
Außerdem möchte ich mich dagegen verwahren, an den Gedanken teil zu haben, die Sie, Koll. Zwickel, auch in ihren anderen Mails anklingen lassen. Es geht nicht um den Sturz der Regierung. Es geht um den Widerstand der Lehrer zuzulassen, dass auf Kosten der jungen Generation gespart wird.
Schon einmal schrieb ich, dass die Geschichte uns zeigt, dass der Staat es sich wohl leisten kann, die Gehälter seiner Diener von einem zum anderen Tag zu halbieren. Aber eines Tages wird es notwendig werden, diese wieder zu erhöhen, denn es wird dann eben keine engagierten Lehrer geben (siehe England, USA, Deutschland). Ist die Gesellschaft bereit, dieses Opfer heute und in Zeiten eines wachsendenden Wettbewerbs den Jüngsten in unserem Lande aufzubürden? (Sie Ihren drei Kindern?)
Die Geschichte lehrt uns auch, dass Costa Rica auf eine Armee zu Gunsten der Bildung verzichtete, und Sie müssten sich die geschichtliche Entwicklung von Costa Rica im Vergleich zu Nicaragua nur ansehen, um zum Schluss zu kommen, dass die Maßnahmen, die die österreichische Regierung glaubt, im Bildungsbereich (es geht nur um diese hier) setzen zu müssen, um das Nulldefizit zu erreichen, einfach falsch sind.
Was mich veranlasste, mich an die Adresse von Dir. Adam zu Wort zu melden, war seine Wortwahl angesichts des Artikels in den Salzburger Nachrichten. Ich darf hier hinzufügen, dass ich in einem Gespräch genau auf diese Tatsache, die auch Koll. Themel aufgegriffen hat, aufmerksam gemacht wurde: Die Einsparungen, die der Staat bei der ministeriellen Verwaltung zu machen behauptet, soll nur eine Scheineinsparung sein, denn es werden Millionen an nicht zu verbuchenden "externen Kosten" ausgegeben. Ich bin weder in der Finanzgestaltung des Staates noch der Parteien versiert und muss mich an die Zeitungsmeldungen halten, an Gespräche und an Stimmungsbilder, und da find ich die Wortmeldung Dir. Adams einfach seinen Kollegen gegenüber nicht verantwortungsvoll genug und Ihre "gute Hoffnung und Zuversicht" Koll. Zwickel -- ja darf man sie wirklich teilen?
So schlage ich vor, vielleicht wirklich keine Abfangjäger zu kaufen. -- Aber das übersteigt meine Kompetenz. So schlage ich vor, vielleicht doch andere Steuermodelle vorzuschlagen -- Aber das übersteigt auch meine Kompetenz. So schlage ich vor, vielleicht uns Lehrer zu motivieren, die "Schule" zu erneuern, die Bildung zu reformieren, auf längere Sicht würde das vielleicht auch was bringen. Da fühle ich mich schon ein wenig kompetenter. So kompetent jedenfalls, dass ich zu behaupten wage, dass auch Sie, Herr Koll. Zwickel, mit den Maßnahmen im Bildungsbereich derzeit nicht glücklich sein können, vor allem, wenn Sie die letzten zehn Jahre Ihrer Tätigkeit in Betracht ziehen, auch wenn Sie guter Hoffnung sein mögen, dass es eines Tages wieder besser gehen wird.
So schlage ich vor, die kompetenten, verantwortungsvollen Funktionäre mögen sich hier zu Wort melden und mich in meinen Sorgen um die Bildung in Österreich beruhigen oder Vorschläge machen, wie wir etwas verhindern, das mir ein Irrweg zu sein scheint.
Mit freundlichen Grüßen
Heinrich Kreissl
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Josef Zwickl [mailto:zwickl@chello.at]
Gesendet: Sonntag, 05. August 2001 13:40
An: Heinrich Kreissl
Betreff: Re: AW: Re: hinterm Berg? Lebenslanges Lernen.
Lieber Kollege Kreissl!
Was schlagen Sie vor um die Budgetsituation in den Griff zu bekommen? Ich denke nicht, dass Sie privat so wirtschaften wie einst Edlinger und Co, dass man nämlich neue Schulden aufnehmen musste, um die alten zu bezahlen. Mit solchen Methoden hat man tatsächlich auf Kosten der nächsten Generationen gewirtschaftet. Mit den 105 Mrd Schilling, die man sich als Zinsendienst ersparen wird, kann man sehr viel am Sozial- und Bildungssektor bewirken. Sparen ist immer hart, aber es wird sich lohnen! Ich persönlich bin sehr froh, dass Wolfgang Schüssel dies (rechtzeitig?) erkannt hat, und eine rigorose Budgetsanierung zur Koaltionsbedingung gemacht hat. Als Vater von 3 Kindern sehe ich das natürlich besonders sensibel. MfG Josef Zwickl
----- Original Message -----
From: "Heinrich Kreissl"
To: "Lehrerforum" ; "Hans Adam"
Sent: Sunday, August 05, 2001 1:36 AM
Subject: LF: AW: Re: hinterm Berg? Lebenslanges Lernen.
Sehr geehrter Herr Direktor Adam!
Und Ihr weiser Schluss in diesem Schlammassel (Schulden und 13 % des
Budgets) ist Kürzen mit allen Mitteln, mit Lug und Trug, auf Kosten der jungen Generation und das angesichts der Maßnahmen wie sie im Artikel der Salzburger Nachrichten angeprangert werden. (Originaltext unter: http://www.salzburg.com/sn/01/08/03/seite3-4147.html aufgezeigt von Koll. Erich Themmel) Sie müssten doch auch langsam als Direktor wenigstens Ihre Schüler und Ihre Schule und als steirischer Gewerkschaftsboss Ihre Lehrer in Schutz nehmen, irgendwas vorschlagen, das uns überzeugt und was nicht nur nach bitterster Ironie und Sarkasmus klingt. Sie sind doch an vorderster Front in Ihrer Verantwortung und Funktion.
Hochachtungsvoll
Mag. Heinrich Kreissl
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at]Im
Auftrag von Hans Adam
Gesendet: Samstag, 04. August 2001 23:37
An: Günter Wittek
Cc: Lehrerforum
Betreff: LF: Re: hinterm Berg? Lebenslanges Lernen.
Sg. Koll. Wittek!
Ich weiß nicht wie Sie zur Annahme kommen, dass ich ausgezeichnetet Kontakte zum BMBWK habe. Die von Ihnen angerissene Problematik bringe ich natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an.
Die Antworten auf den Punkt gebracht:
Österreich hat 2200 Milliarden ÖS Schulden
der Zinsendienst pro Jahr 105 Milliarden ÖS
Der Anteil der Bildung am Budget beträgt 13%, das ist der höchste Teilbetrag.
MfG Hans Adam
----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Hans Adam"
Cc: "Lehrerforum"
Sent: Saturday, August 04, 2001 1:25 PM
Subject: LF: hinterm Berg? Lebenslanges Lernen.
>
> S,g, Koll. Adam
>
> Da Sie über offenbar so vorzügliche Kontakte zum Bildungs-/
> Zukunftsministerium verfügen, könnten Sie für mich (für uns?)
> vielleicht in Erfahrung bringen, warum für den Staat nicht die gleiche
> Richtlinie gilt / gelten soll wie für Unternehmen, nämlich dass der
> Staat möglichst viel in die Humanressourcen der Menschen investieren
> soll? Weil sonst müsste bei mir der Eindruck entstehen, dass im Haus
> am Minoritenplatz die Meinung vorherrscht: Wir wüssten schon,
> was richtigerweise zu tun wäre, aber wir tun es halt nicht, weil
> der Grasser mit seinem Nulldefizitwahn dies nicht zulässt.
> Es wäre fein, wenn Sie dazu mit ihrer Meinung nicht "hinterm Berg"
> hielten, sondern so auftreten, wie man sich das von einem
> Gewerkschaftsfunktionär erwarten kann. Das kann man doch
> erwarten, oder?
> mfG
> Günter Wittek
>
> Folgendes Zitat ist aus dem "Memorandum über Lebenslanges Lernen"
> S.29f:
> http://www.lebenslangeslernen.at/
>
> Ziel 2:
> Die Investitionen in die Humanressourcen deutlich erhöhen und damit
> Europas wichtiges Kapital - das Humankapital - optimal nutzen.
> Vereinigtes Königreich Investors in people (Unternehmen, die in
> Menschen investieren) "Investors in People" wurde im UK 1991
> eingeführt und hat sich seither als
Initiative
> erwiesen, die wesentlich zur Ermittlung derjenigen Unternehmen
> beiträgt,
die in die
> Weiterbildung ihrer Beschäftigten investieren. Das Programm macht die
Arbeitgeber mit
> den nationalen Anforderungen einer Ausbildungsbedarfsanalyse bekannt,
> an
die sich
> Unternehmen, die als entsprechende Investoren anerkannt werden
> möchten,
halten müssen.
> Es erleichtert die Optimierung des Unternehmensergebnisses durch die
Verknüpfung der
> Aus-und Weiterbildung der Beschäftigten mit den Unternehmenszielen.
>
>
> ----- Original Message -----
> From: Hans Adam
> To: cwerde ; lehrerforum@ccc.at
> Sent: Wednesday, August 01, 2001 9:28 PM
> Subject: Re: LF: Re: Innenministerium: Inhaftierte sind harmlos und
unbescholten
>
> Sg. Koll. Werdenich!
>
> Da wir uns schon einige Zeit auch persönlich kennen, wissen Sie das
> ich
mit
> meiner Meinung nicht hinterm Berg halte. Auch nicht bei Besprechungen
> im BMBWK usw.
>
>
>
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