Die Pragmatisierung erfüllt neben der Aufgabe einer Jobsicherung auch noch ganz andere Funktionen: So kommt sie einer Erhöhung der finanziellen Bonität gleich (bei Darlehen etc.). Bei Aufhebung der Pragmatisierung müsste also demnach eine Gehaltsanpassung erfolgen, die auch diesem Umstand Rechnung trägt. Das hieße, wir würden etwa auch so viel verdienen wie Akademiker außerhalb des Beamtenwesens. Das hat ja auch den Sinn, dass man für den Fall einer Kündigung finanzielle Reserven anlegen könnte.
Dass die Pragmatisierung vom Dienstgeber nicht wohlwollend betrachtet wird, liegt natürlich darin begründet, dass man heute von einem Dienstnehmer erwartet, dass er zu jeder Zeit an jedem x-beliebigen Ort einsetzbar ist und, wenn seine Leistung den Erwartungen widersprechen, auch jederzeit entlassen werden kann. Arbeitnehmer sollen flexibel sein, bestätigt jeder Personalchef.
Unter den Lehrern gibt es allerdings eine ganze Reihe von Angsthasen (Opportunisten), die schon jetzt, trotz Pragmatisierung ein Verhalten an den Tag legen, als ob sie jeden Tag gekündigt werden könnten. Wie würden sich solche Lehrer benehmen, wenn sie tatsächlich ungeschützt wären? Würde sich die Angst auf die Notengebung auswirken?
Schöne Grüße
J.Zwickl

----- Original Message -----
From: HYPERLINK "mailto:fri@htl-kapfenberg.ac.at"Franz-Josef Friedl
To: HYPERLINK "mailto:fhe.gruber@aon.at"Hans Gruber ; HYPERLINK "mailto:LEHRERFORUM@ccc.at"Lehrerforum
Sent: Saturday, August 25, 2001 10:59 AM
Subject: LF: Re: Re: Pragmatisierung

Lieber Kollege Gruber!
 
Sind Lehrer wirklich so naiv zu glauben, das es bei der  Diskussion um Lehrepragmatisierung wirklich um sogenannte Leistungsdefizite geht. Nein Ich glaube, dass wir zu viele Lehrer in der Zukunft haben werden und um die schnell abbauen zu können müssen sie kündbar sein. Auch möchte ich darauf hinweisen, überall wo Menschen arbeiten wird es welche geben die mit weniger Arbeit mehr erreichen als die Fleißigen. Denn die haben Zeit sich mit Ihrer Karriere zu beschäftigen.
 
 
mfg Franz-Josef Friedl

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Hans Gruber
An: Lehrerforum
Datum: Freitag, 24. August 2001 20:22
Betreff: LF: Re: Pragmatisierung


Koll Wallner meint zur Pragmatisierungsdebatte:
 
1. Der Behörde vorzuwerfen, ungeeignete Lehrer pragmatisiert zu haben, ist unrealistisch.
Ich komme jetzt ins 25. Dienstjahr und wurde seinerzeit im 5. Dienstjahr pragmatisiert.
Selbst wenn man von einem derart jungen Lehrer eine positive Momentaufnahme machen kann,
so hindert ihn das nicht daran, sich später ins Faulbett zu legen (und z.B. seine Zeit ins
LF zu investieren anstatt in die Unterrichtsvorbereitung). Wir wissen alle, wie windig die
von uns eingeforderte Prognose der Leistungsreserve von Schülern (in der Sache Aufsteigen
mit einem Nicht Genügend) ist - eine Prognose bei der Pragmatisierung erstreckt sich aber
über einen vielfach so langen Zeitraum.

  _____  

Zitat Ende
 
Das mit dem 'Faulbett' ist ja nun wirklich das ultimative Killerargument gegen die Pragmatisierung - einzige logische Konsequenz kann dann nur sein, niemanden mehr zu pragmatisieren.
Bin gespannt was den derzeit noch urlaubenden LF-Teilnehmern dazu einfallen wird!
 
Hans Gruber