Lieber Kollege Wittek!
Ich weiß nicht, ob wir diesen Trend aufhalten können. Seit geraumer Zeit wird ja so viel von außen mitbestimmt. So können Eltern darüber (mit)entscheiden, ob dem Schüler 5 Schultage/Woche oder 6 Tage zumutbar sind. Auch die Entscheidung ob besser Latein oder Französisch ab der 3. Klasse Gymnasium unterrichtet werden soll, wird maßgeblich von den Eltern getragen. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.
Warum sollen dann nicht auch die Wirtschaft, der ÖAMTC, ARBÖ , Arbeiterkammer und der Vogelzüchterverein ihre Interessen in die Schule einbringen können.
Das ist natürlich bewusst überzogen. In Wahrheit handelt es sich um den sukzessiven Ersatz der Bildung durch Ausbildung. Das ist ein sensibles Spannungsfeld von dem speziell wir BHS-Lehrer ein Lied singen können. Ich glaube, es muss uns gelingen, den Wert der Bildung wieder in den Vordergrund zu stellen. Jedoch bin ich angesichts der Tatsache, dass es uns (Lehrern) bislang nie geglückt ist, den Wert unserer Tätigkeit medienwirksam darzulegen,eher pessimistisch, dass uns dieses Projekt gelingen wird.
Schöne Grüße
Josef Zwickl
----- Original Message -----
From: HYPERLINK "mailto:guenter.wittek@chello.at"Günter Wittek
To: HYPERLINK "mailto:lehrerforum@ccc.at"LF Lehrerforum
Sent: Monday, August 27, 2001 10:02 AM
Subject: LF: Bündnispartner für Bildungsoffensive?
Wenn Wissen zur Ware wird, die später einmal "draußen im Leben, in
der Wirtschaft" unmittelbar nutzbringend eingesetzt werden muss, um
als sinnvoll verstanden zu werden, dann sind wir mit unserem Bildungs-
anspruch in Wahrheit am Ende.
Wenn wir uns von Schülern und Eltern fragen lassen müssen, ob die Kenntnis
der griechischen Sagen später einmal der Grundstein für eine Gehaltserhöhung
sein kann, dann ist es um unseren Bildungsauftrag sehr schlecht bestellt.
Aber genau in diese Richtung zielt die nun eingeleitete Ausbildungsreform.
Damit es hoffentlich nicht ganz so schlimm kommt, finde ich es an der Zeit,
dass wir uns nach Bündnispartnern umsehen.
meint
Günter Wittek
Auszug aus einer AK-Presseaussendung (gesamter Text unter:
http://www.akwien.at/ak/plsql/ak6.meld_anzeigen?id=10506&p_benutzer=guest )
"Wissen ist keine Ware“, erinnert AK Präsident Tumpel die Bildungsministerin an ihre
eigentliche Aufgabe: „Die Regierung muss dafür sorgen, dass alle Interessierten die
gleiche Chance auf ein zügiges, finanziell abgesichertes Studium haben – und dass
die Wirtschaft rasch die Fachkräfte bekommt, mit denen sie hochwertige Produkte
und Dienstleistungen entwickeln und Arbeitsplätze sichern kann.“ Deshalb sei nichts
unnötiger als die Ausgliederung der Unis. Dadurch entzieht sich der Bund nach und
nach seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung für die Unis; dadurch sollen die
Unis in Studier- und Forschungskonzerne umgewandelt werden, die Wissen an den
meist Bietenden verkaufen müssen, weil die Regierung das Hochschulbudget
eingefroren hat.