Da sich noch niemand gefunden hat, dem das dieswöchige PROFIL aufgefallen wäre, tippe ich die für uns relevanten Passagen aus dem Dossier der Woche ab (Seite 19):

Während Blaue und Grüne lustvoll in den Wunden von Gewerkschaft und SPÖ wühlen, hält sich die ÖVP auffällig zurück. Das liegt nicht nur daran, daß auch der schwarze Postgewerkschafter Wiedner weiter unter Beschuß stehen wird - bis auch er zurücktritt. Es hängt vor allem damit zusammen, daß die durchweg schwarzen Beamtengewerkschafter aus strukturellen Gründen auch eine Reihe von erstaunlichen Sonderregelungen genießen.
So ist die gesamte Spitze der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) - nach Angabe des stellvertretenden Vorsitzenden Wilhelm Gloss "ein gutes Dutzend" Bundesbeamte - dienstfrei gestellt. Allerdings nicht als Personalvertreter nach dem Personalvertretungsgesetz, sondern als Gewerkschaftler. Der Bund bezahlt also Funktionäre des privaten Vereins ÖGB quasi für deren gewerkschaftliche Tätigkeit. Einer der Nutznießer dieses Systems ist der Vorsitzende selbst, Fritz Neugebauer, ein freigestellter Hauptschullehrer. Die Regelung ist auf einen Erlaß des ehemaligen Bundeskanzlers Leopold Figl aus dem Jahr 1946 zurückzuführen. In der Nachkriegszeit sollte so die gewerkschaftliche Arbeit aufgebaut werden. Damals gab es allerdings noch keine gewählten Personalvertreter und Betriebsräte.
Einer der Freigestellten ist der Bundessektionsvorsitzende der berufsbildenden höheren Schulen (BHS) und Schulleiter in Baden, Helmut Skala. Skala ist zwar zur Hälfte als Gewerkschafter und zu 25% als Personalvertreter freigestellt, übt aber weiterhin zur Gänze seine Funktion als Direktor aus. Er habe, so beteuerte Skala, auf das neue Bezugsschema für Personalvertreter verzichtet, wonach Personalvertreter je nach Ausmaß der Dienstfreistellung mit einem Anteil eines Schulinspektorengehalts entlohnt werden.
Doch nicht immmer muß ein Verzicht auch Nachteile bringen. Denn laut Auskunft des Unterrichtsministeriums werden jene Stunden, die Skala zusätzlich zur Personalvertretungs- und Gewerkschaftsarbeit als Schulleiter leistet, automatisch als Überstunden verrechnet. Über die Höhe dieses völlig legalen Einkommens will Skala allerdings doch keine Auskunft
geben: "Da könnte ich ja gleich meine Kontoauszüge veröffentlichen."

Erich Wallner
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