NZZ 08 09 01
 

Mit der Schuluniform gegen Markenterror und Kleiderzwang


Von Versuchen in Deutschland und was in der Schweiz davon gehalten wird


War schon ein komisches Gefühl. Ein bisschen, als sei er nackt oder habe vergessen, sich eine Hose anzuziehen. Als Ronny zum ersten Mal mit der Schuluniform auf die Strasse ging, dachte er, ihn starrten alle an. Dabei sah der 16-Jährige gar nicht so ungewöhnlich aus: Er trug eine gerade geschnittene Hose aus einfachem dunklem Baumwollstoff und dazu ein weisses T-Shirt, auf demdas Logo der Schule aufgedruckt war. Ronny besucht im Ostberliner Stadtteil Friedrichshain diezehnte Klasse und macht bei einem Modellversuch mit. Er und seine Mitschüler haben sich dafür entschieden, bis zu den Sommerferien einheitlich angezogen zur Schule zu kommen. Das Geldfür die Kleider stammt von Sponsoren. Eine Berliner Tageszeitung initiierte und unterstützt die Aktion.

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An vielen Schulen in Deutschland ist es zur Normalität geworden, dass Kinder und Jugendliche auf dem Schulweg von Mitschülern überfallen und ausgeraubt werden. Kleider, Schuhe, Handys, Uhren, Schmuck - «abgezogen» wird, was die richtige Marke hat. Ronnys Lehrer Erich Beyler erinnert sich an mehrere Fälle, in denen Schülern nichts mehr gelassen wurde ausser ihrer Unterwäsche. «Der Modeterror bringt Beschaffungskriminalität und Gewalt bei jenen Schülern mit sich, deren Eltern die teure Kleidung nicht finanzieren können», so Frank Domanski, der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft in Brandenburg. Er sieht in der landesweiten Einführung einer Schuluniform die Lösung in seinem Kampf gegen die Gewalt. «Nur so kann den kriegsähnlichen Zuständen an den Schulen begegnet werden», glaubt Domanski. «Eine Schuluniform klaut keiner», sagt Lehrer Beyler, unddamit hat er sicher Recht. Er hat seine Klasse darin bestärkt, bei dem Modellversuch mitzumachen. (...)

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