SN 10 09 01
Der gläserne Lehrer
JOSEF BRUCKMOSER
Die Lehrerinnen und Lehrer an den Salzburger Pflichtschulen müssen im neuen Schuljahr erstmals einen Nachweis über ihre Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts erbringen. Wie steht es um die Zeit, die sie für Konferenzen und Elterngespräch, für Projektplanung und Schulentwicklung aufbringen?
Jetzt soll nach außen sichtbar werden, was viele Lehrerinnen und Lehrer ungefragt und oft genug unbelohnt tun. Gleichzeitig soll schwarz auf weiß offenbar werden, was an jeder Schule unter vorgehaltener Hand erzählt wird: dass manche Kollegen außerhalb der Unterrichtszeit kaum gesehen werden und Teamarbeit oder Projektunterricht für sie Fremdwörter sind.
Da sind Missgunst und Zwietracht programmiert. Die Direktorinnen und Direktoren werden viel Fingerspitzengefühl und Führungskompetenz benötigen, um die neuen Konflikte nicht ausufern zu lassen. Zumal bei der Arbeitsbelastung der Teufel im Detail steckt, und - wie viele meinen - Drückeberger auch im neuen Modell Schlupflö-cher finden würden.
Trotzdem: Unter dem Strich sollte der Versuch, Lehrerarbeit klarer zu gestalten, den Betroffenen nicht zum Schaden sein. Der gläserne Lehrer ist kein Schreckgespenst, sondern eine Chance, die viele Arbeit aufzuzeigen, die gute Lehrerinnen und Lehrer leisten.