Lieber Eckehard,

ich habe eine Kleinigkeit in meinem Aufruf zur ÖGB-Urabstimmung geändert:

Durchstreichen nur bis Punkt 6 - für die 7. nicht nummerierte Frage schlage ich vor - damit der Stimmzettel gültig ist - im Text das "notfalls durchzustreichen, JA anzukreuzen und in der schmalen Zwischenzeile
anzufügen: Für volle Gewerkschaftsdemokratie - Urabstimmungskultur - Streiks.

Eine erfolgreiche Zukunftsperspektive gegen den "Turbokapitalismus" und Blau-Schwarz sehe ich in der Tat nur mit einem basisdemokratisch umgekrempelten kämpferischen "ÖGB", in dem auch die jetzige ÖGB-Führung keinen Platz mehr haben sollte. Sie hat in den letzten beiden Jahren auch für Tausende Lohnabhängige eindeutig versagt! Ich meine außerdem noch, dass sie versagen musste und versagen wird müssen:

Nicht nur dass sie abgehoben und privilegiert sind, haben sie dem gemäß historisch und ideologisch eine eigene Interessenslage entwickelt: Ihre Machtpositionen und Privilegien NUR am Verhandlungstisch mit Kapital und Regierung halten zu können! Und dies wird nicht nur vom "Turbokapital bedroht, sondern auch von jeder von ihr unabhängigen kämpferischeren Lohnabhängigenbewegung. Davor haben sie unbändige Angst - wie sie sie de facto auch die letzten beiden Jahre gezeigt haben: Bei den großen Betriebsrätekonferenzen (mit Tausenden BR ohne Rederecht), bei den öffentlich kaum bemerkten "Aktionstagen" und selbst bei der großen Demo, wo uns Verzetnitsch auf den nächsten Parlamentstag vertröstete. Und erst recht die "Urabstimmung": Einsamst im Kämmerlein beschlossen mit demütigen Fragen ....

Diese "Zwangslage" der ÖGB-Bürokratie hat sich natürlich mit dem Antritt der Weltdiktatur des Finanzkapitals (mit Maastricht auch in Gesetze gegossen) noch verschärft. Die absolute Freiheit des Kapitals rund um die Welt erlaubt den Verzetnitsch & Koll. nicht einmal mehr eine Politik mit kleineren Eingriffen in diese "Freiheiten". Und könnten "kleine" Droh-Streiks nicht auch Mobilisierungen lostreten, die sie dann in der Wipplingerstraße nicht mehr kontrollieren würden? Da würden natürlich die Riess-Passer, Schüssel & Prinzhorn noch mehr über den ÖGB lachen und über ihn drüber fahren!

Lieber Eckehard, das ist natürlich eine Illusion von mir, wenn ich sage, dass wir das Pferd noch vor dem reissenden Fluss (nächste Abbauwelle) wechseln sollten und nicht mitten drinnen. Leider haben auch die ÖGB-Oppositionen UG und GLB keine tiefgehende Analyse von Gewerkschaften im 21. Jahrhundert. Somit bleibe ich einfaches kritisches ÖGB-Mitglied - aber nicht wegen den Bürokraten, sondern weil noch 1,4 Millionen Lohnabhängige dort organisiert sind und Tausende von ihnen "gute kämpferische KollegInnen sind ....

Liebe Grüße,
Karl Fischbacher


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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Eckehard Quin
An: Lehrerforum
Gesendet: Donnerstag, 20. September 2001 07:26
Betreff: Re: LF: Re: Info der GOeD-Presse zur Urabstimmung


Lieber Kollege Fischbach!

> Nein zu allen 7 Punkten der ÖGB-Urabstimmung - durchstreichen des
> ganzen Stimmzettels! Denn auch über den Fragen zur
> Pflichtversicherung, Abfertigung, Bildungsoffensive, Öffentlichen
> Dienste und zu den Kollektivverträgen steht natürlich die
> "Mitbestimmungspolitik" des ÖGB,
d.h.
> die Politik einer abgehobenen Bürokratie, die selbst unter größter
Bedrohung
> der Gewerkschaften kein Jota an Militanz und Basisdemokratie
> zugesteht.
>
> Durchstreichen des Stimmzettels und "ergänzen" durch:
>
> Weg mit dieser Gewerkschaftsführung - volle Gewerkschaftsdemokratie -
> systematische Mobilisierung bis hin zum Streik!

Wie Sie sich wahrscheinlich vorstellen können, steht Ihre Ansicht der meinen diametral gegenüber. Ich würde Sie bitte, mich mit einigen Argumenten zu überzeugen. Was Sie vorgebracht haben, ist eine massive Kritik am ÖGB. Was mir fehlt, ist Ihre Zukunftsperspektive. Konkret: Was bewirken wir Ihrer Einschätzung nach, wenn wir den Stimmzettel so ausfüllen, wie Sie es vorschlagen? Und was bewirken wir, wenn wir ihn so ausfüllen, wie Kollege Friebel, Hofmann oder ich es meinen? Mich würde Ihre Analyse der Vor- und Nachteile der beiden "Ausfüllungsvarianten" interessieren.

Mit kollegialen Grüßen

Eckehard Quin

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