Seit über einer Woche gibt es in den Kärntner Printmedien eine Diskussion über den Boykott von Schulveranstaltungen durch AHS-Lehrer.
Dazu ein Beispiel von heute aus der "Kleinen Zeitung" (27. 9. 01, Seite 13):
Boykott: Lehrer uneinig und immer stärker unter Druck
Eltern- und Schülervertreter können Schikurse und Projektwochen einfordern und damit die Direktoren zu Dienstanweisungen verpflichten.
VON WOLFGANG RAUSCH
Pädagogische Verschlechterungen zu Lasten der Kinder, weniger Geld im eigenen Börserl (siehe Spalte rechts) - bereits zum Schulschluss haben die AHS-Lehrer angekündigt, diese Auswirkungen des Sparkurses der Regierung nicht so einfach hinzunehmen und als Protestmaßnahme den Boykott von außerschulischen Veranstaltungen wie Schikursen, Projektwochen etc. avisiert. In 13 großen Kärntner Gymnasien (siehe Kasten unten) sprachen sich die Dienststellenausschüsse für dieses Druckmittel aus, wohl wissend, dass man damit nur begrenzt auf Sympathie stoßen wird. "Aber wir machen das nicht aus Jux und Tollerei, es geht um die Zukunft sowohl der Lehrer wie auch der Kinder", bittet Margit Macho, Vorsitzende der Gewerkschaft der AHS-Lehrer, um Verständnis für den unpopulären Boykott. Und um Unterstützung der Schüler wie auch der Eltern.
Der Hintergrund: Über die nunmehr anlaufenden Sitzungen der Schulgemeinschaftsausschüsse soll, wie sich abzeichnet, die Boykottfront "zerbröselt" werden. Entscheidet sich jener mehrheitlich für die Abhaltung solcher Veranstaltungen, müssen die Direktoren für die Umsetzung der Beschlüsse sorgen - notfalls per Dienstanweisung. Mehrere Direktoren haben bereits angekündigt, gegebenenfalls so zu verfahren, auch wenn sie Verständnis für die Anliegen ihrer Kollegen haben. Ganz klar für die Beibehaltung der außerschulischen Tätigkeiten spricht sich jedenfalls der Verband der Kärntner Elternvereine aus. Was aber längst nicht bedeutet, dass nicht verschiedentlich doch Elternvertreter (oder Schüler) mit den Lehrern stimmen.
Auch unter jenen hat sich längst eine Front aufgetan. Rudolf Kurasch, Chef der FCG-Lehrer, sieht den Boykott als einen "Schuss ins Knie" und lehnt ihn wie viele Kollegen ab. Für ihn wäre Grund für solch einen drastischen Schritt nur die Freisetzung von Lehrern gewesen. "Doch es gibt sogar 16 Posten mehr als im Vorjahr."
Hintergründe
Das treibt die Lehrer an Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) zu Protestmaßnahmen:
Schlechtere Unterrichtsqualität: Das Lehrerkollegium des BG/BRG Villach/St. Martin zeigt auf, wie sich die Sparpolitik in der Praxis auswirkt. Knackpunkt ist der Abbau so genannter Werteinheiten, anhand derer sich die Zahl des jeweiligen Lehrkörpers berechnet. Im BG/BRG St. Martin ist vom Schuljahr 1999/2000 im Vergleich zum laufenden die Zahl der Werteinheiten um fünf Prozent gesunken, während die Schülerzahl um 12,1 Prozent gestiegen ist. Das bedeutet: größere Klassen (in mehr als einem Viertel der Klassen wird der Richtwert von 30 Schülern überschritten), es gibt weniger Freigegenstände und unverbindliche Übungen und die Modernisierung des Angebots wird erschwert. Überdies überaltert sukzessive der Lehrkörper, da jüngere Kollegen derzeit kaum Chancen auf eine Anstellung haben.
Lohneinbußen. Klassenvorstände bekamen für ihre erweiterten Aufgaben bisher die so genannte "Klassenvorstandsstunde", die für kleine Wehwehchen im Klassengefüge oder Krisenintervention genutzt wurde. Zudem gab es zwei Mal pro Jahr eine Belohung (insgesamt knapp 9000 S brutto). Ein Lehrer mit einem Grundgehalt von 45.000 S kam so in einem Jahr auf rund 40.000 S. Jetzt wird die Klassenvorstandstätigkeit mit zehn Mal 2000 Schilling pro Jahr abgegolten. Ähnlich verhält sich die Lage bei Kustodiaten, die teilweise unter Lehrern aufgeteilt werden. Statt Stunden gibt es jetzt zehn Mal pro Jahr 1600 S für pragmatisierte Lehrer, 1300 S für andere.
BOYKOTTBEREIT
70 Prozent der Kärntner AHS-Lehrerinnen und Lehrer (Quelle: Pädagogische Plattform Kärnten) wollen in diesem Schuljahr keine ein- und mehrtägigen Schulveranstaltungen durchführen. Die boykottbereiten Schulen:
Klagenfurt: BG/BRG Mössinger Straße, BG/BRG Lerchenfeldstraße, BG/BRG Ingeborg Bachmann, BG/BRG für Slowenen, BRG Viktring, BORG.
Villach: BG/BRG Peraustraße, BG/BRG St. Martin.
Spittal: BG Porcia, BRG Zernattostraße, BORG.
Feldkirchen: BG.
Völkermarkt: BG/BRG.
Am Europagymnasium Klagenfurt ist eine Debatte über den Boykottbeschluss ausgebrochen.
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