Liebe Frau Kollegin Lackenbauer,

ich fürchte, ich kann Ihrer Argumentation nicht ganz folgen, außer, wenn ich annehme, dass der "Gegenangriff" auf den Kollegen Schödl zur Entlastung des Kollegen Weißmann dienen soll. DIESER hat sich nämlich im Fernsehen kritisch geäußert über den Boykott, der von vielen AHS-KollegInnen in Österreich mitgetragen wird (auch in Salzburg, wie wir beide wissen). Es hat hier niemand bestritten, dass Anhänger aller Fraktionen unter den Unterstützern sind, wiewohl es ebenfalls eine Tasache ist, dass nur zwei der drei Fraktionen unterstützende Erklärungen abgegeben haben (ich schicke Ihnen das fsg-Papier gerne zu, wenn Sie wollen). Desgleichen hat die BSL den boykottierenden Schulen ihre Unterstützung zugesagt. Und die schaut dann in der Praxis so aus, dass ein stellvetretender Vorsitzender den Boykott schlechtmacht. Und damit ist wieder mal ein konflikt innerhalb der sektion ein öffentlicher geworden -- "the last thing we need", wie man in Brooklyn sagt.

Unter Ihrer Formulierung "die Gewerkschaft" kann ich mir leider wenig vorstellen, ebenso ist mir "die Gewerkschaftsspitze" zu diffus: die Mitglieder der BSL vertreten durchaus unterschiedliche Meinungen wie Sie selbst wissen.

Mein persönlicher Grundsatz lautet (auch wenn ich in Ihrem Schreiben nicht namentlich vorkomme), dass demokratische Verfahren anzuwenden sind -- wenn die Mehrheit meines Kollegiums Boykottmassnahmen wünscht, dann habe ich als GBA-Vorsitzender sie durchzuführen -- eine ähnliche Vorgangsweise hätte ich gerne von den Funktionären der Landesleitungen und der Bundesleitung auch gesehen -- wenn eine Mehrheit der Kollegenschaft für Streik oder Boykottmaßnahmen sind, dann hat die Leitung das durchzuführen -- gar künstliche Hürden und schwammige Argumente von Existenzgefährdung eines Schulstandorts wegen ein paar abgeblasener Schikurse -- das verstehen die Kolleginnen an MEINER Schule jeden Falls nicht!

Mag. Ronald Eidenberger
Vorsitzender GBA
am BRG XIX
Krottenbachstraße 11-13
1190 WIEN

----- Original Message -----
From: Irmgard
To: lehrerforum@ccc.at
Sent: Wednesday, October 03, 2001 4:16 PM
Subject: LF: boykott


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen
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Die Meldungen zum Boykott werden immer interessanter.
Da macht Kollege Schödl am eigenen Leib die Erfahrung, dass in den Medien nicht alles so verbreitet wird, wie es tatsächlich gesagt wurde. Weiters stelle ich fest, dass er sich in die Riege derer einreiht, die die Gewerkschaft als Feigenblatt dafür verwenden, dass nicht flächendeckend boykottiert wurde. Jeder, der sich näher mit der Sache beschäftigt, weiß recht gut, dass die Meinungen quer durch die Fraktionen gehen (ich kenne "rote" Schulen, die nicht boykottieren und "schwarze" die das doch tun, auch ÖLI-Schulen soll's da in OÖ geben, die gar nichts tun!). Wie würde sich Kollege Schödl eigentlich verhalten, wenn österreichweit Schulveranstaltungen boykottiert würden? Gegen das Diktat einer von der Basis abgehobenen Gewerkschaftsspitze gewettert, die ihn daran hindert, sein Projekt durchzuführen bzw. Schulen an den Rand der Existenzgefährdung bringt, weil sie ihnen verbieten, ihre typenbildenden Veranstaltungen durchzuführen? Dabei ist es relativ einfach: wer sich für Boykott entscheidet, kann ihn durchführen. Wer nicht, wird - so wie er - gute Gründe haben, und soll sich nicht hinter "der Gewerkschaft" verstecken Irmi Lackenbauer


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