Werte Kollegen!

Koll. Eidenberger:
> Mein persönlicher Grundsatz lautet (auch wenn ich in Ihrem Schreiben
> nicht namentlich vorkomme), dass demokratische Verfahren anzuwenden
> sind -- wenn die Mehrheit meines Kollegiums Boykottmassnahmen wünscht,
> dann habe ich
als
> GBA-Vorsitzender sie durchzuführen -- eine ähnliche Vorgangsweise
> hätte
ich
> gerne von den Funktionären der Landesleitungen und der Bundesleitung
> auch gesehen -- wenn eine Mehrheit der Kollegenschaft für Streik oder
> Boykottmaßnahmen sind, dann hat die Leitung das durchzuführen -- gar
> künstliche Hürden und schwammige Argumente von Existenzgefährdung
> eines Schulstandorts wegen ein paar abgeblasener Schikurse -- das
> verstehen die Kolleginnen an MEINER Schule jeden Falls nicht!

Ich bin ganz Ihrer Meinung, aller dings ist der Mehrheitsbegriff zu definieren. Die Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder, des Gesamtkollegiums, der Abstimmenden??? Gerade diese Hürden waren es ja, die von allen Fraktionen der BSL im April gemeinsam beschlossen wurden - und die beschlossenen Quoren wurden eben vielfach nicht erreicht. Für Sie sind das vielleicht "künstliche Hürden", andere müssen die Folgen verantworten und dann gegenüber Öffentlichkeit und Politik auch durchtragen und durchstehen.

Das Beispiel meiner Schule: Bei der Aprilabstimmung deutliche Mehrheiten für Boykott, ja Streik - aber als klar wurde, dass es bundesweit nicht geht, massiver Rückzug. Grund: Wir raufen seit Jahren um Aufpolierung unseres Images, wir rennen uns die Hacken ab, um genug Schüler zur Deckung des WE-Bedarfs zu bekommen (zahlreiche KollegInnen in ihrer Freizeit!), wir zittern jährlich um die Eröffnung von Klassen und haben trotz allen Bemühens jedes Jahr Schülerrückgänge zu verzeichnen (sinkende Geburtenzahlen). Dazu gibts eine Nachbarschule (privat), deren Konkurrenz bedacht werden muss etc. Bei uns ist wirklich von "Existenzgefährdung" die Rede, wenn die möglichen Folgen von Boykottmaßnahmen ohne breitesten Rückhalt diskutiert werden; z.B. musste unsere jüngste Kollegin (30) bis auf 3 Stunden die Schule verlassen.

Wien ist anders, wohl auch in den Problemen rund um Boykottmaßnahmen. Und es wäre schon gut, nicht alles über den Leisten der eigenen Erfahrungen zu schlagen.

MfG Wolfgang Salzer

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