S.g. Kollege Wittek!
Meine Anmerkungen zu Ihren (gekürzten) Ausführungen:
>
Das Problem besteht darin, dass viele Leute blind der "freien Markt-
> wirtschaft" vertrauen und nicht erkennen wollen, dass diese
> notwendiger- weise ihre eigenen Krisen produziert.
E.W.: Dazu wäre noch zu sagen, daß die Leute deswegen der "freien Marktwirtschaft" vertrauen, weil die bisher praktizierten Alternativen (verstaatlichte Wirtschaft in Österreich und "Realer Sozialismus") für jedermann nachvollziehbar spektakulär gescheitert sind.
> Denn in Zeiten steigender Kurse besteht keine Notwendigkeit zu einer
> Korrektur des Wirtschaftsverhaltens, denn der Erfolg gibt den
> Verantwortlichen ja recht. In Zeiten der Stagnation oder der Krise
> fehlen aber oft die notwendigen Ressourcen, um einen neuen Weg
> einzuschlagen. Gesundschrumpfen wird dann zum Allheilmittel, fast
> genauso wie vor einigen Jahrhunderten das "zur Ader lassen" in der
> Medizin als Allheilmittel gegolten hat.
>
> Das tatsächlich wirksame Gegenmittel ist mehr Verantwortung des
> Staates für die Wirtschaft: "mehr Staat, weniger privat!" - Der
> Staat müsste die Verantwortung übernehmen für eine echt antizyklische
> Wirtschaftspolitik und so die Volatilität der Märkte ausgleichen. In
> Zeiten einer überhitzten Konjunktur einen nennens- werten Anteil von
> den Gewinnen einbehalten, um ihn dann in Zeiten der Stagnation oder
> der Rezession für Investitionen und für Innovation einsetzen zu
> können.
E.W.: Und wenn wir einen patscherten Finanzminister haben, dann geht bei diesem System nicht bloß eine Firma krachen, sondern gleich das ganze Land! Schauen Sie sich doch bitte die aktuelle Situation in Österreich an: Ein in Ihrem Sinne kompetenter Finanzminister hätte die gegenwärtige wirtschaftliche Rezension bereits vor einem Jahr heraufziehen sehen müssen - stattdessen "investiert" unser (im internationalen Vergleich eh schon familienpolitisch luxuriös dotiertes) Land nochmals jährlich Milliardenbeträge neu in den Kinderscheck, um ein Wahlversprechen einzulösen, welches zu einem Zeitpunkt gegeben wurde, als die Wirtschaft tatsächlich noch boomte - und da rede ich noch gar nicht von den Abfangjägern.
Das 11. Gebot "Nulldefizit" ist auch so ein Beispiel dafür, wie sich ein Finanzminister von der Realität abkoppeln kann - Nulldefizit um jeden Preis.
Fazit: Der Politiker muß erst noch geboren werden, der den Sachverstand vor die Parteiräson stellt. - Ein Wirtschaftskapitän tut sich da schon viel leichter, und wenn er einmal jährlich einer Aktionärsversammlung Rede und Antwort stehen muß, dann schadet das auch nicht. Aktionäre sind übrigens nicht lauter kurzfristige Spekulanten - gerade die Großaktionäre halten ihre Beteiligungen oft viele Jahre und sind daran interessiert, daß eine Firma auch schlechte Zeiten gut durchsteht - MIT dem Wind segeln ist sowieso keine große Kunst.
>Die Idee der Wertschöpfungsabgabe müsste wieder viel offensiver
>diskutiert werden, einerseits zur Sicherung der Arbeitsplätze,
>anderseits auch als Quelle zur zusätzlichen Finanzierung von
>betrieblicher und überbetrieblicher Weiterbildung.
E.W.: Der Meinung bin ich auch, aber das hat mit den oben diskutierten Punkten nichts zu tun.
MfG Erich Wallner
>
>
--
Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.