Ein Auszug aus einem STANDARD-Bericht vom März zum Thema


STEPHAN SCHULMEISTER
Aktienspekulation und Altersvorsorge
(...)
Auch in Europa hat die private Pensionsvorsorge an Bedeutung gewonnen. Einerseits brachte die hohe Arbeitslosigkeit - mitverursacht durch die Instabilität von Zinssätzen, Wechselkursen, Aktienkursen und Rohstoffpreisen - und die damit verbundene Zunahme der Frühpensionen die soziale Pensionsversicherung in Bedrängnis, andererseits ließ der Aktienboom die Altersvorsorge durch das Kapitaldeckungsverfahren besonders attraktiv erscheinen. Gefördert wurde diese Entwicklung durch den neoliberalen Zeitgeist, wonach Marktlösungen grundsätzlich effizienter seien als solche der (Sozial-)Politik.

Lotteriespiel

Tatsächlich sind aber soziale und private Pensionsvorsorge in einem Punkt ähnlich. In beiden Systemen verzichten die Erwerbstätigen auf einen Teil des Gesamtprodukts, indem sie Beiträge an die soziale Pensionsversicherung oder an den Finanzsektor leisten, Letztere zahlen die Ansprüche der Pensionisten aus. Beim Kapitaldeckungsverfahren ist allerdings die Höhe der tatsächlichen Altersversorgung prinzipiell unsicher, weil sie von der Entwicklung der vielfach irrationalen Finanzmärkte abhängt - zwischen Einzahlung und Auszahlung ist ein Casino dazwischengeschaltet. Je größer die Schwankungen der Kurse, desto mehr verkommt das Kapitaldeckungsverfahren zu einem Lotteriespiel. Überdies kostet die Verwaltung der Altersvorsorge durch Finanzveranlagung viel mehr als jene der sozialen Pensionsversicherung (man vergleiche etwa Gehälter und "Etablissements" des Finanzsektors mit jenen der Sozialversicherungen). Die jüngsten und kommenden Aktienturbulenzen bieten die Chance für eine nüchterne Neubewertung privater und sozialer Altersvorsorge. Stephan Schulmeister ist Wirtschaftsforscher in Wien

© DER STANDARD, 19. März 2001







Erich Wallner schrieb:
Subject: Re: LF: Re: Re: Wienerberger - und kein Hahn kräht?

E.W.: Ich dachte z.B. an Pensionsfonds. - Wenn Sie Ihre Position ("mehr Staat, weniger
privat") konsequent durchhalten, müßten Sie auch gegen Pensionsfonds sein, weil die ja an der Börse veranlagen und somit Lakaien des Kapitalismus sind. - Hat Sie der Herbst 1997 (zur Erinnerung - weil wir jetzt gerade wieder einen Gewerkschaftstag haben) noch immer nicht davon überzeugt, was für einen windigen Partner in Sachen Pension wir im (Stief-)vater Staat haben - von unserer eigenen Gewerkschaft ganz zu schweigen? Wo aber sehen Sie in Ihrem Modell die Alternative für eine auskömmliche Pension, wenn der Staat sogar für Beamte als Garant nachweislich ausfällt?


Lieber Koll. Wallner

Es ist nicht meine Aufgabe ein eigenes Pensionsversicherungssystem zu entwickeln. Ich beobachte, welches System in Deutschland allmählich Konturen annimmt. In Österreich ist derzeit wohl kein PIF (Pensionsinvestmentfonds) zu empfehlen, da hier der Kunde zum Gefangenen der Bank oder der Versicherung wird, weil die Fonds auch "abmagern" können. Ich will jedenfalls durch Vorsorge nicht Geld verlieren. Aber wegweisend könnte das deutsche Riester-Modell sein, wobei der Arbeitgeber zu Zuzahlungen verpflichtet wird, und somit ein Verlust praktisch kaum eintreten wird. Ich finde dies überlegenswert.

mfG
Günter Wittek



ver.di Pressemeldungen 2001
http://www.verdi.de/nachrichten/pressemeldungen/details.php3?news_idx=136

Private Altersvorsorge
ver.di warnt vor Hektik bei der "Riester-Rente"
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di warnt vor übereilten Vertragsabschlüssen zur privaten Altersvorsorge nach dem neuen Altersvermögensgesetz. Auf einem Flugblatt zur "Riester-Rente", das derzeit mit einer Auflage von 150.000 Exemplaren für die "Schwarzen Bretter" der Betriebe auf den Weg gebracht wird, weist ver.di darauf hin, dass die staatliche Förderung für zusätzliche private Altersvorsorge erst im Jahre 2002 einsetzt.

Außerdem werde die neue Zertifizierungsbehörde frühestens zum Jahresende 2001 die ersten Verträge auf ihre Förderfähigkeit hin überprüft haben. Bis Ende 2002 sei es ohne Verluste möglich, Verträge abzuschließen und die Sparbeträge zu überweisen.

ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christian Zahn bekräftigte in diesem Zusammenhang am 10. Juli 2001 in Berlin die Absicht der Gewerkschaft, den Abschluss von Tarifverträgen zur betrieblichen Altersvorsorge als weiteres Standbein der Alterssicherung zügig voranzutreiben.

"Um attraktive Konditionen zu erreichen, müssen sich die Arbeitgeber an der Finanzierung beteiligen", betonte Zahn, der im ver.di-Vorstand für die Sozialpolitik zuständig ist.

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