Der Antrag L 11 wurde bei zwei UG-Gegenstimmen angenommen.
Warum wir trotz der Einfügung "öffentlich und unentgeltlich", bei unserer Ablehnung geblieben sind, lässt sich der folgenden Argumentation entnehmen:
Wortmeldung zum Leitantrag 11 Bildung:
"Die Forderung nach Senkung der gesetzlichen und der tatsächlichen unterstützen wir, ebenso die nach besserer Anrechnung bereits erworbener Qualifikationen, natürlich auch die nach ausreichender zeitlicher Betreuungsmöglichkeit für einzelne SchülerInnen und Klassen. Damit wird vermutlich die Forderung nach Rücknahme der Herausnahme der Klassenvorstandstätigkeit durch BBG bzw. LehrerInnendienstrecht neu gemeint sein - das hätten wir gerne konkret und unmissverständlich in einem Leitantrag. Ebenso unmissverständlich hätten wir weiters in einem Bildungsantrag vermerkt, dass die notwendige nicht-unterrichtliche Tätigkeit der LehrerInnen für projekte, Schzulveranstaltungen, Schulentwicklung. Koordination und Verwaltung teil der Wochenarbeitszeit sein muss. Die Ferien in Ehren, während des Schuljahres sind auf Dauer mehr als 45 Stunden nicht drin.
Wir fordern euch trotz dieser positiven Aspekte dieses Antrags zur Ablehnung auf. Die Begrüündung:
Dem Leitantrag Bildung fehlt das Bekenntnis zum öffentlichen, unentgeltlichen Bildungswesen, stattdessen ist von "Investitionen in Bildung" die Rede. Das wird den Prof. Raschauer freuen, dem auch die Privatisierung der Schulen ein Anliegen ist. Die öffentliche Hand zahlt und privat wird profitiert. Draufzahlen würden Kinder und LehrerInnen.
Der Forderung nach ausreichenden personellen und materiellen Ressourcen wird jede und jeder zustimmen, die nahtlos angehängte Einschränkung von Bildungsrechten auf die "lern- und ausbildungswilligen" ist aber - gewollt oder ungewollt - eine Verbeugung vor dem vor allem von der FPÖ propagierten Rassismus der Tüchtigen, die für ihre grad lernunwilligen Kinder therapeutische Hilfe und Nachhilfe zukaufen können. Neugier, Freude am Lernen, Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer sind niemandem angeboren. Allgemeinbildung bedeutet die Bildung aller in allem - wenigstens für das Pflichtschulalter sollte dieser altehrwürdige humanistische Begriff von Allgemeinbildung außer Streit stehen.
Der Rassismus der Tüchtigen findet sich auch in der Nahtstellenproblematik. Am Ende der Volksschule soll nicht aufnahmegeprüft, sondern evaluiert, getestet, externes Controlling betrieben werden, anschließend gibt es die entsprechende Elternberatung. Die wird Akademiker-Eltern weniger beeindrucken als MigrantInnen. Soziale Selektion braucht keine Aufnahmsprüfungen. Und mit dem externen Controlling lässt sich nebenbei auch der Output jeder LehrerIn "objektiv" kontrollieren. Gute LehrerInnen haben gute SchülerInnen, gute Schulen ebenso, MigrantInnenkinder, Behinderte und andere "schwierige" senken das Niveau. Dieses Controlling dient im privatisierten Schulwesen der USA als Grundlage für die Bemessung der staatlichen Zuschüsse, je störungsunanfälligeres SchülerInnenmaterial, desto mehr Geld, desto mehr Sponsoren ...
Die Forderung nach mehr Autonomie - Budgetkürzungen beim Personal, beim Aufwand der Schulen, Eigenmittelaufbringung, Sponsoring haben wir schon
- bedient den globalen Privatisierungsschub, mit dem die Sektion der HochschullehrerInnen bereits ihre negativen Erfahrungen macht. Der Krampus planwirtschaftlicher Zentralismus soll´s den politisch Verantwortlichen leichter machen, sich aus ihrer Verantwortung für das öffentliche Bildungswesen stehlen, in dem trotz anhaltender Dürre noch immer vielfältig bunte Blumen durchhalten, und aus der Verantwortung für die öffentlichen Dienste.
Und noch etwas, KollegInnen:
Erst wenn die letzte Nebenbahn aufgelassen,
das letzte Postamt geschlossen,
die letzte Schule, die letzte Universität kaputtgespart ist, werden sie merken,
dass mit grenzenloser Profitorientierung kein Staat zu machen ist. Wir brauchen die öffentlichen Dienste von Menschen für Menschen. Glück auf!"
Glück auf!
Reinhart Sellner
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