----- Original Message -----
From: Ursula Uhlmann
To: Lehrerforum ; Mag. Ronald Eidenberger
Subject: LF: Re: Re: Pikantes vom GÖD-Kongress

Ich weiß,... aber meine Arbeitskraft schöpfe ich immer wieder aus einem unverbesslichen Glauben an politische Utopien...und ... "Fortschritt ist ein Verwirklichen von Utopien." ursula uhlmann, fsg oö, ahs _______________________________________

Matthäus 7,3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?

Mag. Ronald Eidenberger
Vorsitzender GBA
am BRG XIX
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(so wanderst du auch im "finsterschwarzen tal" - und fürchtest weder -n. noch -d. noch -j.? p.23)
;-)
ja, diese sehnsucht ist alt - gegen die dummheit, den hass,
die gewalt (h.wader)
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Liebe Ursula, lieber Ronald

unter dem Eindruck eines "Familienfestes" mit einigen Misstönen scheint euch doch ein wenig der Blick für das Wesentliche abhanden zu kommen.

Es mag schon richtig sein, dass an der Basis a l l e r Fraktionen KollegInnen arbeiten, die das Beste wollen. Aber ebenso ist auch klar und richtig, dass immer dann, wenn die Basis laut und vernehmlich gesagt hat, dass es uns "jetzt reicht", dass dann von oben die Prügel vor die Füße gekommen sind.

Eine Organisation, die nicht in der Lage ist, den Willen ihrer Mitglieder in Aktionen und Ergebnisse umzusetzen, die verdient nicht den Namen einer Gewerkschaft. Daher möchte ich von euch wissen, ob ihr in diesen anstrengenden Tagen irgendwelche Hinweise dafür bemerkt habt, dass es anders werden könnte.

Ich finde nicht, dass es falsch ist festzuhalten, dass Leute an der Spitze einer Gewerkschaft untragbar sind, die aus Angst um ihre Reputation (als Verhandlungspartner der Regierung) bereit sind die Interessen der Mitglieder dafür zu opfern.

Die Jubelstimmung über die eingelangten 800.000 Rückkuverts wird in ein paar Tagen verflogen sein, dann steht an, dass die Organisation zeigen soll, dass sie etwas zusammenbringt, aber welche Weichenstellungen hat denn der Gewerkschaftstag dafür vorgegeben, wo ist ein Bericht, der aussagt, dass ein Fünkchen Hoffnung bestünde, dass diesmal irgend etwas anders sein könnte als bisher? Wer kann mir sagen, wo dieses Fünkchen Hoffnung zu suchen ist? Ist aus sozialdemokratischer Sicht eine Rückkehr zu einer Rot-schwarzen Regierung wirklich eine Option, die ihr ernsthaft in Erwägung zu ziehen gewillt seid? - Die Sozialpartnerschaft ist tot, für sie zu kämpfen ist heute kein lohnendes Ziel mehr, und daher sind Neugebauer und Verzetnitsch Relikte aus der Geschichte der Gewerkschaft, aber sie können niemals mehr zu Hoffnungsträgern aufsteigen, denn sie wissen nicht, wie das Leben spielt.

Habt ihr vielleicht am Rande des Gewerkschaftstages auch darüber nach- gedacht, ob der ÖGB aus den Erfahrungen von VER.DI lernen könnte, dass möglicherweise ein Zusammenschluss uns endlich aus der Sackgasse heraus- führen könnte. Es wäre höchst an der Zeit, denn die verschmähte Braut GÖD, in ihrer Führung lahm und zahm, - wie wir aus dem Presseecho auch immer wieder bestätigt bekommen - ist (noch) an der Basis einigermaßen gesund. Aber wer weiss wie lange noch?

mfG
Günter Wittek

Liebe Ursula,
zum Thema "Fortschritt durch Verwirklichen von Utopien" widme ich dir folgenden (wahrscheinlich gut bekannten) Text::

Nikolai Bucharin u. Evgenij Preobraschensky (1920)
Der wissenschaftliche Charakter unseres Programms

Wir sagten bereits, daß ein Programm nicht aus dem Kopf erdichtet werden dürfte, sondern aus dem Leben genommen werden müsse. Vor Marx entwarfen die Leute, welche die Interessen der Arbeiterklasse vertreten, oft Zauberbilder von dem künftigen Paradies, fragten sich aber nicht, ob es zu erreichen und welches der richtige Weg für die Arbeiterklasse und die Dorfarmut sei. Marx lehrte ganz anders handeln. Er nahm die schlechte, ungerechte, barbarische Ordnung, wie sie noch bis jetzt in der ganzen Welt herrscht, und untersuchte, wie diese Ordnung beschaffen sei. Genau so, wie wenn wir irgend eine Maschine, oder, sagen wir, eine Uhr untersuchen würden, so betrachtete Marx die kapitalistische Gesellschaftsordnung, in der die Fabrikanten und Gutsbesitzer herrschen, die Arbeiter und Bauern aber unterdrückt sind. Nehmen wir an, wir haben bemerkt, daß zwei Rädchen der Uhr schlecht zueinander passen, und daß sie mit jeder Umdrehung immer mehr ineinander eingreifen. Dann können wir sagen, daß die Uhr brechen und stehen bleiben wird. Marx untersuchte nun nicht eine Uhr, sondern die kapitalistische Gesellschaft, er studierte sie, betrachtete das Leben, wie es sich unter der Herrschaft des Kapitals darstellt. Und aus diesem Studium erkannte er klar, daß das Kapital sich selbst das Grab schaufelt, daß diese Maschine bersten wird, und zwar wird sie bersten infolge der unabwendbaren Erhebung der Arbeiter, die die ganze Welt nach ihrer Art umändern werden. Allen seinen Schülern gebot Marx vor allem das Leben, so wie es ist, zu studieren. (...)





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