Herr Kollege Zangerl,

damit ich nicht den Eindruck erwecke, ich würde mich einer Diskussion entziehen, meine Stellungnahme wie folgt:

Sie haben auf mein Mail geantwortet:
"Ich frage: Glauben Sie wirklich, die Gewerkschaft könne alles
erreichen:
Sollen wir die Revolution ausrufen? Wir haben protestiert, wir in der AHS haben sogar einen Warnstreik abgehalten. In einem Viertel aller AHS gibt es Boykottmaßnahmen. Aber das ist alles nichts, oder?"

Nein, ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass die Gewerkschaft öffentlicher Dienst alles erreichen kann, aber ich glaube, dass sie alles fordern darf, ja sogar fordern muss im Interesse ihrer Mitglieder. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, Einsparungen vorzunehmen. Es ist aber sicherlich nicht die Aufgabe einer Gewerkschaft, eine Regierung, selbst dann, wenn sie einem ideologisch nahe steht, bei diesem Vorhaben aktiv zu unterstützen. Es gibt ja sehr wohl Beispiele anderer Gewerkschaften, z. B. der Metaller, die z. B. bei Gehaltsverhandlungen hohe Forderungen stellen und unterm Strich Erfolge für ihre Mitglieder erzielen. Man muss sich nur einmal trauen, etwas zu fordern.
Vielleicht sollten die (christlichen) GÖD-Funktionäre mal eine Schulung der Metall-Gewerkschafter besuchen, da könnte man sicherlich das eine oder andere dabei lernen.

Sie haben auf mein Mail geantwortet:
"Noch einmal: Lamentieren ist zuwenig. Man muß maßvoll reagieren und darf gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen auch nicht ausreizen. Ich bleibe dabei: Eine generelle LV-Erhöhung wäre tatsächlich ein Desaster gewesen."

Mich würde interessieren, welche Situation Ihrer Meinung nach eintreten müsste, damit Sie gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen für sinnvoll erachten? Müssen wir erst in Wodka und Kartoffeln entlohnt werden, um endlich einmal aufzustehen und zu sagen: "ES REICHT!" ?

Sie nennen eine LV-Erhöhung ein Desaster. Genau das ist aber bei uns Pflichtschullehrern passiert. Das JAZ ist eine Erhöhung der Lehrverpflichtung. Ausnahmsweise darf man das aber nicht der Regierung in die Schuhe schieben, sondern dafür müssen wir Pflichtschullehrer uns bei "unserer" Gewerkschaft bedanken.

(persönliche Anmerkung: In der Schweiz haben die Lehrer eine LV von 26 Stunden und bekommen dafür mehr als das doppelte bezahlt als bei uns in Österreich. Ich persönlich hätte kein Problem damit, 26 Stunden zu arbeiten, wenn ich dafür entsprechend entlohnt würde. Darin liegt für mich auch das Grundübel in der Gewerkschaft. Statt ständig die LV zu verteidigen, sollte für angemessene Gehälter eingetreten werden)

Sie haben auf mein Mail geantwortet:
"Da gibt es ein paar Weise und die übrigen Lehrer Österreichs sind dumm
-
darf ich Ihre Aussage so interpretieren?"

Nun, ich möchte es einmal so formulieren. Da in Vorarlberg die Angst um den Arbeitsplatz nicht so ausgeprägt war wie in anderen Bundesländern, hatten wir eben die Möglichkeit, uns in Ruhe mit diesem JAZ-Modell zu beschäftigen und vielleicht gab es deswegen weniger Lehrer bei uns, die auf die Propaganda der Sektion Pflichtschullehrer hereingefallen sind. Dass es uns Vorarlberger Lehrern nur um den Erhalt der MDL ging, wie es immer wieder zu lesen war, ist jedenfalls purer Schwachsinn. Inzwischen gibt es ja auch in jenen Bundesländern, die bei der Abstimmung eine hohe Zustimmung hatten (z. B. Kärnten), immer mehr kritische Stimmen, die inzwischen erkannt haben, dass sie von "ihrer" Gewerkschaft verkauft wurden. Dazu kam, dass in einigen Bundesländern die Kollegen teilweise recht spät über dieses Modell informiert wurden und gar keine Zeit hatten, sich ausführlich mit der Materie zu beschäftigen.

Sie haben auf mein Mail geantwortet:
"Und ich schaffe diese Streik-Hysterie schön langsam nicht mehr. Streik als probates Mittel gegen alles. Am besten noch gegen Kopfweh und schlechtes Wetter."

Ich frage Sie, Herr Kollege Zangerl, warum haben in der Gewerkschaft nur alle so Angst vor einem Streik? Da werden Milliarden-Beträge in einer Streikkasse gehortet und kommen nicht zur Anwendung.
Wenn es Ziel der Gewerkschaft ist, dieses Geld ja nicht anzurühren, dann möge man es doch bitte auf alle Mitglieder aufteilen, dann bekäme eine Mitgliedschaft wenigstens Sinn. Ich habe mich, als ich noch GÖD-Mitglied war, immer köstlich über die vielen Vorteile meiner Mitgliedschaft amüsiert, z. B. wo ich im Sommer günstig urlauben könnte, und dass ich eine, von der Gewerkschaft errichtete Wohnung kaufen könnte. Aber einmal ganz ehrlich. Wenn ich in den Urlaub will, gehe ich ins Reisebüro, für Wohnungen gibt es eine Reihe von gemeinnützigen Gesellschaften. Und wen gibt es, der meine Interessen als Arbeitnehmer wahrnimmt???

Sie haben auf mein Mail geantwortet:
"Und Sie würden mir dafür einen 5er geben. Und eine Chance für einen beitritt bei der UBG hätte ich wahrscheilich auch (leider!?) nicht."

Ich bin zwar kein Vorstandsmitglied der UBG, bin mir aber ganz sicher, dass Sie als Mitglied sehr willkommen wären.


Mit freundlichen Grüßen
Christian Schett
PS Bregenz




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