S.g. Kollege Friebel!
1. Wenn Sie schreiben, daß ein gewerkschaftlicher Leitantrag Forderungen an den Dienstgeber enthält / zu enthalten hat und daß die Forderung, in den Schülern Bildungswillen zu erwecken, "eher in einer pädagogischen Schrift oder in einer Beschreibung unseres Selbstverständnisses als Lehrer" Platz hätte, dann verstehe ich erst recht nicht, warum die Adjektive "lern- und ausbildungswillig" unbedingt in den Leitantrag hinein mußten.
2. Was würde sich Ihrer Meinung nach an der Interpretation ändern, wenn sie darin fehlten?
MfG Erich Wallner
Peter Friebel schrieb:
>
> Liebe Kolleginnen und Kollegen!
>
> Heute gab es im Lehrerforum einige Diskussionsbeiträge zu einem
> Leitantrag zum Thema Bildung, der vor kurzem auf dem Gewerkschaftstag
> beschlossen wurde (gegen 2 Stimmen der ÖLI-UG).
>
> Dabei hatte ich den Eindruck, dass manche Kommentatoren beim
> Interpretieren des Textes eher den Kommentar des vorigen
> Diskussionsteilnehmers kommentierten als den Originaltext. Ich möchte
> daher nochmals die betreffende Passage des Leitantrags in Erinnerung
> rufen:
>
> Ich zitiere wörtlich den Beginn des mehrheitlich beschlossenen
> Leitantrages:
>
> "Um sowohl den Bildungs- und Wirtschaftsstandort Österreich zu
> erhalten und zu stärken, als auch zur Festigung und Vertiefung
> demokratiepolitischer Werte sind Investitionen in Bildung und
> Erziehung unerlässlich.
> 1) Es wird daher gefordert, dass die ausreichenden personellen und
> ausstattungsmäßigen Ressourcen bereitgestellt werden, um allen lern-
> und ausbildungswilligen jungen Menschen und darüber hinaus allen
> weiterbildungswilligen Mitbürgern im Sinne des lebensbegleitenden
> Lernens entsprechend moderne öffentliche und unentgeltliche Bildungs-
> und Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden.
> 2) Um innovativ pädagogisch arbeiten zu können, wird eine Absenkung
> nicht nur der gesetzlichen, sondern auch der effektiven
> Klassenschülerhöchstzahlen und Gruppengrößen gefordert. ..."
>
> Hinter dieser Formulierung steht offensichtlich der Gedanke, der Staat
> habe die Aufgabe, jedem, der lernen will, eine moderne Bildung und
> Ausbildung (beides!) zu ermöglichen und diese auch ausreichend zu
> finanzieren - ein Gedanke, den ich voll und ganz unterstütze.
>
> Selbstverständlich ist es auch eine wichtige Aufgabe der Schule, bei
> den Schülern das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Bildung zu
> wecken, damit möglichst alle zu "lern- und ausbildungswilligen jungen
> Menschen", wie es im Antrag heißt, werden. Doch von dieser unserer
> Aufgabe ist im Antrag nicht die Rede, weil er - wie bei einem
> Leitantrag einer Gewerkschaft üblich - Forderungen an den
> Dienstgeber, sprich die Regierung, zum Thema hat. Die Forderung, bei
> Schülern das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Bildung zu wecken,
> würde sich hingegen primär an uns Lehrer (und an die Gesellschaft als
> Ganzes - aber eine Verbesserung der Einstellung der "Gesellschaft" zur
> Bildung muss wohl ein langfristiges Ziel sein) richten und wird sich
> daher naturgemäß eher in einer pädagogischen Schrift oder in einer
> Beschreibung unseres Selbstverständnisses als Lehrer finden.
>
> Den Antragstellern zu unterstellen, Ziel des Antrages wäre es,
> Jugendliche als nicht lernwillig zu stigmatisieren, kommt mir sehr an
> den Haaren herbeigezogen vor. Ich kann mich des Eindrucks nicht
> erwehren, dass hier jemand den Antrag so durch die Ideologie-Brille
> betrachtet hat, dass er die Intention des Antrages missverstanden hat.
>
>
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