Fortsetzung von 3

D) Für die Verwaltung und Führung der Universitäten
Hier gibt es die einzigen Gewinner der Situation. An der Spitze der australischen Universitäten steht ein Universitätsrat, in dem keine Universitätsangehörigen, sondern Personen aus Wirtschaft und Gesellschaft vertreten sind. Sie bestimmen die allgemeine Politik der Universitäten, ohne aber von den Anforderungen des Studienbetriebs Kenntnis zu haben. Die australischen Universitäten werden heute von den sog. Vice-Chancellors (geschäftsführende Vizerektoren) geführt. Sie haben von der sog. Reform der frühen 90-er Jahre profitiert, indem sie seither in der Lage sind, die Universitäten so gut wie ohne begleitende Kontrolle führen zu können. Dies tun sie aufgrund strikter ökonomischer Richtlinien, indem sie gezwungen sind, den Fehlbetrag, der sich aus dem Beitrag der Regierung und dem Betrieb der Universität ergibt, erwirtschaften zu müssen. Sie verfügen daher völlig über das Personal, die Institute und die wirtschaftlichen Belange der Universität und sind dabei so gut wie keinen kontrollierendem Instanzen unterworfen. Die sichtbarste Folge ist eine massive Ausweitung des Verwaltungspersonals und ein enormer Machtzuwachs der Verwaltung insgesamt. Manche Universitäten haben mit großem Aufwand im In- und Ausland zahlreiche externe Campusse errichtet, um zu größeren Studentenzahlen zu kommen. Die Kosten dafür wurden dadurch aufgebracht, dass die Gehälter nicht erhöht, die Infrastruktur nicht erneuert und teures Personal entlassen und billigeres eingestellt wurde. Nicht immer lohnen sich diese Campusse. Es ist unklar, wer im Falle des finanziellen Misserfolgs die rechtlichen und finanziellen Folgen trägt. Ein Problem ist auch, dass mache Institute hoch verschuldet sind. So wurde von einem Germanistikinstitut an der Uni Queensland berichtet, das umgerechnet 20 Mio. Schilling Schulden hat. Der Institutsvorstand haftet dafür zwar nicht persönlich, aber die Schulden müssen durch Entlassungen und frühzeitige Pensionierungen ausgeglichen werden. Tatsache ist auch, dass durch die privatrechtlichen Verträge, die die Universitätsleitung abschließt, die direkte Haftung des Arbeitgebers gegeben ist. Auch hier liegt ein enormes Konfliktpotential und sogar prinzipiell die Möglichkeit, dass eine Univ. in Konkurs gehen kann. Die Krise der australischen Universitäten ist nicht nur eine Frage des fehlenden Geldes – es ist vor allem eine Krise, die durch die neoliberale Wirtschaftsideologie und ihre Anwendung auf das Bildungssystem ausgelöst wurde, indem sie Bildung und Ausbildung von einer öffentlichen Angelegenheit zu einer privaten umdefiniert hat. Der vorliegende Entwurf der Vollrechtsfähigkeit der österreichischen Bundesregierung enthält in allen wesentlichen Punkten dieselben gesetzlichen Grundlagen wie jene, die für australischen Unis derzeit Gültigkeit haben. Von den möglichen und wahrscheinlichen Folgen steht jedoch nichts drin. Das sollte hier nachgeholt werden.

Wem die Ausführungen dieses Artikels zu unwirklich vorkommen, der kann alles im Originaltext der 300 Eingaben zur Parlamentskommission sowie in weiteren Dokumenten im Internet nachlesen:
1. Die Liste aller Eingaben für das Senatskommitee zur Krise der
australischen Universitäten http://www.detya.gov.au/archive/highered/hereview/submissions/static-alpha-i
ndex.html
2. Die ca. 300 Eingaben der australischen scientific community an die
Parlamentskommission mit detaillierten Beschreibungen der Situation http://www.aph.gov.au/senate/committee/eet_ctte/public%20uni/sub%20list.htm
3. Auszüge aus diesen Eingaben zur Krise der Universitäten
http://www.the-funneled-web.com/university_crises.htm
4. Bericht des australischen Akademie der Wissenschaften zur Situation
http://www.science.org.au/academy/media/scied.htm
5. Bericht der Vereinigung australischer Wissenschaftsvereinigungen – 1998
http://www.usyd.edu.au/fasts/1998/SciForum.html
6. Bericht von "The Australian Institute of Physics" über die Lage der
Naturwissenschaften
"http://www.deet.gov.au/archive/highere
d/hereview/submissions/submissions/A/AustInstPhysics.htm
7. Medienberichte
a) Australian Broadcasting Corporation: Bericht vom 15.10.2001 über die Rede
von Rupert Murdoch und anderen australischen Wirtschaftsleuten zur Krise der australischen Universitäten http://www.abc.net.au/am/s391019.htm
b) The AGE – Zeitungsberichte
http://www.theage.com.au/news/national/2001/08/26/FFXX1DDASQC.html
http://www.theage.com.au/news/national/2001/07/18/FFXZVQ6K8PC.html


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