Wie aus den Medien bekannt, hat unser Parlament ein Gesetz beschlossen, wonach in Österreich aufhältige AusländerInnen innerhalb eines Jahres eine Deutsch-Prüfung ablegen müssen.

In der Praxis sieht das so aus:

1. Meine Schule stellte einen Klassenraum für einen abentlichen Deutsch-Kurs zur Verfügung. Eine Germanistin sollte ihn übernehmen. 18 TeilnehmerInnen waren angemeldet. Am ersten Abend waren 58 da - fast ausschließlich Frauen, von ihren Männern geschickt, teilweise verschleiert, die meisten mittleren Alters oder darüber. Finanziell gesichert ist die Remuneration für einen Kurs.

2. Die Kollegin mußte feststellen, daß die Mehrheit der Frauen Analphabetinnen sind. Sie sind größtenteils schon jahrelang in Österreich, haben aber praktisch kein Deutsch gelernt, weil durch ihre Männer von der Öffentlichkeit abgeschottet. Zwischen Bosnien und dem Iran sind so ziemlich alle Länder vertreten.

3. Nicht nur, daß die Kursleiterin die vorgesehenen schriftlichen Lehrbehelfe nicht verwenden kann, weiß sie auch nicht, wie die Abschlußprüfung aussehen soll und wer sie abhalten wird.


Hat jemand eine Idee, wie man einer multinationalen Gruppe von Frauen, die weder lesen noch schreiben können, innerhalb eines Jahres soviel Deutsch beibringt, daß sie eine Prüfung bestehen können, von der man nicht weiß, wie sie aussehen wird?


Erich Wallner
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