REMIGRANTEN / An türkischen Schulen sind sie die Verlierer. Doch im Berufsleben haben sie viele Vorteile

Heimat voller Hürden

Vor vierzig Jahren kamen die ersten Gastarbeiter aus der Türkei. Nach der Rückkehr können sich ihre Kinder und Enkel oft nicht mehr anpassen.

Autor: ALEXANDRA JOERGER

Grauer Rock, weiße Bluse, rotes Schleifchen am Kragen: Nilüfer, die ihre ersten 15 Lebensjahre in Hamburg verbracht hat, soll ihre Schulkarriere an einem türkischen Gymnasium in Istanbul fortsetzen. Gerade wurde sie auf die Toilette geschickt, um Make-up, Ohr-, Nasen- und Fingerringe zu entfernen. Jetzt sitzt sie in korrekter Schuluniform im Zimmer des Schuldirektors und wartet auf ihre Einstufungsprüfung. Die Lehrer in Mathematik, Türkisch, Deutsch und Physik entscheiden, in welche Klasse die Hauptschülerin gesteckt wird.
  Als Erstes soll Nilüfer die türkische Nationalhymne aufsagen und die Bedeutung Kemal Pascha Atatürks für die Türkei darlegen. "Hä?" Kennt sie den berühmten Lyriker Yunus Emre und einige seiner Werke? "Nee!" Dann soll sie wenigstens eine Gleichung lösen. "Ich glaube, das haben wir nicht gemacht." Kaum hat das Mädchen den Raum verlassen, platzt es aus der verzweifelten Türkischlehrerin heraus: "Die Deutschen sind einfach dumm!" Die Deutschen: Das sind türkische Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 20 Jahren, die ihr Leben in Deutschland, der Schweiz oder Österreich abbrechen müssen, weil es in der Türkei weitergeht.
  Jedes Jahr kehren ungefähr 44000 türkische Migranten zurück in ihr Heimatland. Männer und Frauen, die zehn oder 20 Jahre geschuftet haben und nun genießen wollen: ihre Heimat, ihr Geld, ihr Know-how, ihre neue Eigentumswohnung. Und die Familie natürlich. Die minderjährigen Kinder müssen mit umziehen. An der türkischen Schule erwarten sie Schuluniform, schlechte Sportanlagen, autoritäre Lehrer und Rauchverbot, Schminkverbot, Schmuckverbot. Die neue Schule finden die Jugendlichen, gelinde gesagt, "voll komisch".

 

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