VER.DI PRESEMELDUNG vom 11.11.2001

Banken:
ver.di:  31-Stunden-Woche statt Stellenabbau bei Banken

Gegen die geplante Streichung von ca. 15.000 inländischen Arbeitsplätzen bei den
deutschen Großbanken will die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit
der Einführung einer 31-Stunden-Woche für die betroffenen Betriebsteile der
Kreditinstitute ankämpfen.

"Wir schlagen in der jetzigen Situation ganz nachdrücklich die Anwendung der
im Bankentarifvertrag vorhandenen Öffnungsklausel zur Vermeidung von
Entlassungen und zur Sicherung der Beschäftigung vor", erklärte ver.di-
Bundesvorstandsmitglied Hinrich Feddersen am Sonntag in Berlin. Danach
könne die wöchentliche Arbeitszeit bestimmter Arbeitnehmergruppen von
gegenwärtig 39 Stunden durch freiwillige Betriebsvereinbarung auf bis zu
31 Stunden verkürzt werden. Als Ausgleich für verminderte Gehälter dürften
keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden.

"Nachdem die Dresdner Bank bereits eine entsprechende Betriebsvereinbarung
abgeschlossen hat, sollte dieses Instrument auch bei der Deutschen Bank, der
Hypo-Vereinsbank und der Commerzbank genutzt werden", unterstrich
Feddersen. Dabei könne allerdings keine Gehaltskürzung im prozentualen
Umfang der möglichen Arbeitszeitverminderung von über 20 Prozent
hingenommen werden. "Angesichts der überwiegend immer noch
guten Gewinnlage der Banken müssen sie mindestens die Hälfte der
Kosten dieser Arbeitszeitverkürzung übernehmen, eine sozialverträgliche
Staffelung nach Gehaltshöhe sollte durchgesetzt werden", so der
Gewerkschafter.

Feddersen warnte die Banken vor einer "hektischen und zugleich
kurzsichtigen Personalpolitik". "Wer jetzt überstürzt Arbeitsplätze
abbaut, dem werden qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen,
wenn Bank- und Börsengeschäfte wieder anziehen", betonte das ver.di-
Vorstandsmitglied. Die Banken seien nicht die Stahlindustrie der 90er
Jahre: Während dort die Kapazitäten sänken, agierten die Banken in
Wachstumsmärkten, in denen durch vermehrte private Altersvorsorge,
zunehmende Erbschaften und mehr Existenzgründungen die
Nachfrage tendenziell steige.