Lieber Ronald Eidenberger,

Das Problem liegt nicht im Vergleich zweier "Epochen", sondern es wird doch wohl um den Vergleich von politischen Einstellungen gehen. Die Aspekte der 50er, die dir in (nicht Zeitzeugen gerechter) Erinnerung sind, könnten wir so auf den Punkt bringen: Die Kanzlerpartei bekommt durch eine zaghafte, staatstragend zurückhaltende, auf die Profite der Unternehmer achtende Sozialdemokratie Rückendeckung. Die Sozialdemokratie lässt sich dafür missbrauchen, den Unmut der Bevölkerung gegen die nur schleppende Verbesserung der Lebensbedingungen (zwar Abschaffung der Lebensmittelkarten, aber Niedriglohnpolitik durch Preis-Lohn- Abkommen und danach Sozialpartnerschaft) auf sich und ihre Repräsentanten (auf Olah, Zusammenarbeit mit CIA, Bespitzelung von radikalen Arbeitnehmer- Vertretern, Ausstreuen des Verdachts auf kommunistischen Umsturzversuch usw.) zu ziehen und partizipiert mit an der verspätet einsetzenden wirtschaftlichen Prosperität. Es ist meines Erachtens völlig berechtigt und sinnvoll, Vergleiche zur Gegenwart zu ziehen. Es eignet sich gut: Australien. Ein mit menschenverachtender Politik regierender Konservativer gewinnt 2001 wieder die Wahlen, weil Labour durch ein Schielen auf demoskopische Ergebnisse von einer konsequenten Linie abweicht und nicht entschieden einen völlig anderen Standpunkt (für Menschenrechte für in Not geratene Flüchtlinge aus Afghanistan) einnimmt. Es eignet sich gut Isreal: Die Arbeiterpartei geht nach Unruhen im Palestinenserland von der Friedenspolitik ab, damit enthalten sich die in Israel lebenden Araber und Palestinenser der Stimme, sie helfen damit Scharon an die Regierung zu kommen, und Labour bildet in dieser Staatsterrorismus betreibenden Regierung das unrühmliche Feigenblatt. Zu welchem Ergebnis sollen diese Überlegungen führen? Er ist eine verdammte Fehlmeinung, dass Wahlen in der Mitte zu gewinnen sind, sondern die Sozial- demokratie kann nur dann die Politik im Lande vorgeben, wenn es wie zu Kreiskys Zeiten "links von der SPÖ keine nennenswerte politische Kraft" gibt. In diese Richtung besteht Profilierungsbedarf. Ein Wettstreit mit den Grünen wäre durchaus sehr wünschenswert und zielführend. Die sogenannte Mitte kommt dann von selber in das Lager, wo ihre Interessen tatsächlich vertreten werden und aus 173.000 werden dann Millionen. meint (einer von den 173.596) Günter Witek


----- Original Message -----
From: Mag. Ronald Eidenberger
To: !Lehrerforum
Sent: Thursday, November 15, 2001 7:40 AM
Subject: Re: LF: Re: 173596 fuer Gehrer zu wenig

Herr Kollege ham ein sprachliches Problem:
"Das politische Klima in diesem Lande erinnert mich immer mehr an die Fünfziger Jahre" Wenn ein Historiker zwei Epochen vergleicht, erwarten sie dann, dass er in BEIDEN gelebt hat? (Abgesehen davon, dass ein Volksschüler ja auch was von Politik & Klima mitbekommen kann, wenn er nicht ganz belämmert ist). Aber ich will Sie an Ihrem Amusement nicht hindern... Viel Spass

Mag. Ronald Eidenberger
Maria Hülf




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