Herr Kollege Zündel-Zangerl!

Ein netter Einfall, ein Gespräch mit dem eigenen Pseudonym über die angebliche Unfähigkeit der Unabhängigen Bildungsgewerkschaft zu führen - dieses vermutete Konstrukt bietet einem offenbar die Möglichkeit, incongnito noch eins in Sachen Polemik drauf zu geben. Ihre beiden Beiträge (Zangerl und Zündel) weisen tatsächlich ein beachtliches Niveau auf ("die Vorstandsmitglieder der UBG haben doch sowieso von allem keine Ahnung" - nennen Sie doch bitte der Reihe nach die Themen, in denen wir allesamt keine Ahnung haben!; oder: "Werden da gleich Zinsen gescheffelt wie bei der reichsten Partei Österreichs, der KPÖ?"...).

Doch zu Ihren Anwürfen im Einzelnen:

* Die UBG hat nicht "einen Vertrag mit einem Rechtsanwalt", wie Sie schreiben, sondern einen guten Rechtsschutz für den Berufs- und Arbeitsbereich mit einer Versicherung abgeschlossen, einige Rechtsanwälte stehen zur Verfügung. Der Rechtsschutz schließt auch das Einholen von Rechtsauskünften bis zu einmal pro Monat sowie das RECHT auf Rechtsbeistand durch die Gewerkschaft ein) - mehr darüber siehe unter www.bildungsgewerkschaft.at . Es werden von Mitgliedern bereits Verfahren gegen das Jahresnormmodell der GÖD-Pflichtschullehrersektion sowie gegen das Vorarlberg-Modell, einer Variante davon, geführt bzw. eingeleitet.

* Es ist richtig, dass die Versicherungsprämie einen gewissen Teil des Mitgliedsbeitrags ausmacht. Die Summe der Prämien, die von der UBG an die Versicherung gezahlt wird, liegt jedoch weit unter der von Ihnen genannten 1 Million Schilling.

* Anders als Sie schreiben, wird auch der Mitgliedsbeitrag der UBG (15,- Euro oder 205,- ATS monatlich für Vollbeschäftigte, 8,- Euro oder 10,- ATS für Teilbeschäftigte) von der Steuer abzusetzen sein. Das ist nur noch eine Sache der Formulierung.

* Ja, es ist richtig, die Unabhängige Bildungsgewerkschaft hat zur Zeit noch keine "Bürostruktur". Wir hatten bisher genug andere Dinge im Organisationsaufbau zu tun, als gleich ein Büro mit hohen Fixkosten aufzusperren. (Bevor man solches tut, sollte man doch erst wissen, wieviele Mitglieder sich überhaupt der neuen Organisation anschließen; ich nehme an, das ist auch für Sie einleuchtend.) Aber haben Sie ein wenig Geduld, Kollege Zangerl oder Zündel, es kommt nicht alles auf einmal, sondern eines nach dem anderen, und auch ein Büro wird vermutlich bald aufgesperrt werden.

* "Die UBG hat kein Verhandlungsmandat" (Ihr Argument). Hier ist zu sagen: Ob man ein solches erreicht, hängt von der Mitgliederentwicklung und vom Kampfwillen bzw. der Mobilisierungsfähigkeit ab und ist nirgends ein für allemal festgelegt.
Aber wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Denn mit dem viel beschworenen Verhandlungsmandat der GÖD sieht es ja auch nicht so toll aus. Denn wie sind sonst die Klagen von Mitgliedern Ihrer Fraktion darüber zu verstehen, dass die GÖD oder die GÖD-Lehrersektionen angeblich seit Jahren von der Regierung überfahren werden? Ihre Fraktion weist doch - um ihre eigene Verantwortung zu verkleinern - regelmäßig darauf hin, dass die kritisierten Maßnahmen der Regierung, wie Pensionsreform, BBG..., angeblich ohne die Zustimmung der gewerkschaftlichen Gremien beschlossen wurden (was so ja auch wieder nicht stimmt). Wer nicht kämpft, wer seine zehntausenden Mitglieder nicht durch Mobilisierung, wenn es notwendig wäre, in die Waagschale zu werfen weiß oder dies nicht will (stattdessen einem Streikantrag einer Versammlung von Tausenden die Nicht-Genehmigung erteilt!) und den Dienstgeber ständig nur darum bettelt, er möge doch weiterhin mit einem reden, der wird eben von diesem Dienstgeber überfahren und verliert DE FACTO auch sein gesetzlich festgeschriebenes Verhandlungsmandat bzw. hat es schon verloren .
Zwei Nulllohnrunden, 500,- Gehaltssteigerung brutto in diesem Jahr (netto häufig ein nominales Minus); 0,8 % ab 1. Jänner bei einer Inflationsrate von ca. 2,5 % (das sind viermal Reallohnsenkungen!) und zusätzlich noch die Einbußen bzw. die Mehrarbeit durch das BBG und das gewerkschaftliche LDG-neu - das alles ist wahrlich kein Grund, um sich mit seinem Verhandlungsmandat zu brüsten und der UBG, die aus eben der Unzufriedenheit mit diesen Fakten entstanden ist und die es erst seit ein paar Monaten gibt, Null-Leistung vorzuwerfen.

Robert Sutterlütti, Unabhängige Bildungsgewerkschaft

(Ihren Beitrag - einer von beiden, auf die ich repliziere, erscheint in der Folge stark gekürzt.)

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Josef Zuendel
An: lehrerforum@ccc.at
Datum: Donnerstag 15, November 2001 22:31
Betreff: LF: UBG und Geld


>Sehr geehrter Herr Kollege Alfons Zangerl!
>
>1) Soviel Geld hat doch die UBG gar nicht. Denn die meisten Mitglieder
haben
>eine sehr schlechte Zahlungsmoral. So ungefähr nach dem Motto: "Ich
>schau mal, ob die UBG-ler heuer noch streiken und dann seh ich schon ob
>ich dabei bleibe."

>5) Wieso sollten die von der UBG überhaupt einen Schulungskurs
veranstalten,
>die Vorstandsmitgliedre der UBG haben doch sowieso von allem keine
>Ahnung, weshalb sie in ihrer "Unabhängigkeit" bei den ULI's in der GÖD
unterkriechen
>müssen.
>
>mfg Josef Zuendel
>
>--
>GMX - Die Kommunikationsplattform im Internet. http://www.gmx.net
>
>--
>Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at)
>betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
>e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
>Nachrichtentext.
>

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