Es wäre schon interessant, dieses Thema ein wenig anzudenken.

1. Den (halbwegs) freien Wettbewerb der Bildungseinrichtungen haben wir ja selbst in Österreich schon bei den Fahrschulen. Wer nicht will, muß gar nicht und kann privat üben und
lernen, und wer will, hat die Wahl des Institus. Ist es nun tatsächlich so, daß der kommerzielle Erfolg einer Fahrschule von den Prüfungsergebnissen der Schüler abhängt? Meines Wissens gibt es keine Statistiken diesbezüglich. Oder spielt der Preis eine Rolle? Recht unterschiedlich werden die verlangten Taxen konkurrierender Schulen wohl nicht sein. Bei uns in St. Pölten ist die Praxis eingerissen, Fahrstunden am Vormittag billiger anzubieten - die Schüler bringen dann getürkte Entschuldigungen oder sagen ganz offen, daß sie "einen Termin in der Fahrschule" haben. Wie immer auch der Wettbewerb ausgetragen wird
- was für positive Effekte desselben sind festzustellen?

2. Von einer Idee können wir uns gleich verabschieden - daß bei einem Wettbewerb der Schulen die Abschlußprüfungen - so wie jetzt - von den jeweiligen Lehrern gehalten werden. Das würde zwangsläufig zu einem Noten-Dumping führen. Aus gutem Grund gibt es das auch bei den Fahrschulen nicht.
Daß eine Matura von externen Prüfern gehalten (d.h. vorgegeben) und auch benotet wird, haben wir z.B. in England und Frankreich. Entsprechend sieben dann auch die Universitäten nach Maturanoten aus. In England jedenfalls gibt es ein jährlich aktualisiertes Ranking der Mittelschulen nach ihren Noten-Erfolgen bei der Matura. Daß das Bildungs-Niveau dort besser sei als bei uns wird niemand ernsthaft behaupten wollen - selbiges gilt auch für Frankreich. Wozu also die Krot fressen?
Eine weitere Folgerung wäre m.E. ein starkes Zunehmen von Internatsschulen, weil die Mobilität viel größer würde, wenn man nicht mehr quasi automatisch die nächstgelegene einschlägige Bildungseinrichtung in Anspruch nimmt, sondern wählt. Das verteuert natürlich die Sache für die Eltern erheblich, denn Internats-Gutscheine wird es wohl nicht geben.
Standespolitisch ist zu erwarten, daß die Lehrer an "Eliteschulen" höhere Gagen verlangen werden, weil sie ja - erstmalig in Zahlen meßbar - auch mehr leisten. Und wenn es dann schon ein Schul-Ranking gibt, ist der Weg zum Lehrer-Ranking nicht mehr weit. Bei leistungsgerechter Bezahlung heißt das: einen gewissen Betrag als Fixum und einen Leistungsanteil gemessen an den Ergebnissen der eigenen SchülerInnen bei der letzten Matura. Und eine Pragmatisierung paßt da natürlich überhaupt nicht hinein - ja eigentlich nicht einmal eine Lehramtsprüfung, denn lt. Artikel "Bildungsgutscheine sind notwendig" muß die Bildungseinrichtung gar nicht staatlich lizensiert sein.
Da sich jede Mittelschule mit der Aufnahme von SchülerInnen mit schlechten Volksschulzeugnissen ihre Chancen verschlechtert, wird natürlich gesiebt werden. Unterbindet man das per Gesetz, ergibt sich aber ein automatischer Nachteil z.B. für Schulen in bestimmten Wiener Bezirken, außerdem kann man nicht in einem Atemzug deregulieren und dann wieder dazwischenfunken (so wie Gehrer bei den schulautonomen Tagen).
SchülerInnen mit guten Vor-Zeugnissen kriegen vielleicht einen Rabatt, weil sie beim Ranking helfen. Schlechte SchülerInnen müssen dafür, um an ihre Wunsch-Schule zu kommen, noch Geld drauflegen. Das heißt wiederum, ein schlechter Schüler hat nur dann eine Chance, wenn er aus einem reichen Haus kommt. Das ist jetzt auch schon so (Nachhilfe!), dafür brauchen wir eigentlich nix zu reformieren.

Soweit ein erstes Brainstorming zum vorgegebenen Thema.

Erich Wallner



> "T.Wetschnig" schrieb:
>
> BILDUNGSGUTSCHEINE SIND NOTWENDIG!
>
> In Deutschland geben die Bundesländer je Schüler und Jahr zwischen
> 7.000 DM (Sachsen) und 12.600 DM (Hamburg) aus, wobei diese Gelder an
> die Schulbürokratien gehen, die darüber nach Vorgaben der Politiker
> entscheiden. Milton Friedman hat vorgeschlagen, die für Bildung
> vorgesehenen Staatsausgaben direkt an die Eltern auszuzahlen, indem
> sie für jedes schulpflichtige Kind einen Gutschein in Höhe der
> durchschnittlichen Ausgaben je Schüler erhalten. Diesen
> Bildungsgutschein können die Eltern bei einer Schule ihrer Wahl
> einlösen.
>
> Das würde z. B. für die Eltern von 2 schulpflichtigen Kindern in
> Niedersachsen, wo je Schüler 9.000 DM jährlich ausgegeben werden,
> bedeuten, daß diese für jedes Kind einen Gutschein von 750 DM pro
> Monat erhalten würden. Entscheidend ist, daß die Eltern frei sind in
> der Wahl der Institution, in der sie ihre Kinder unterrichten lassen.
> Der Bildungsgutschein darf an keine Bedingungen geknüpft sein. Jede
> Bildungseinrichtung kann sich um die Einlösung der Gutscheine
> bewerben, eine staatliche Lizenz ist dafür nicht erforderlich.
>
> Wenn es die Eltern wünschen, können sie ihre Kinder auch zu Hause
> unterrichten und damit den Gutscheinbetrag selbst erhalten. In den
> USA, wo zur Zeit ca. 1,2 Millionen Kinder im Elternhaus unterrichtet
> werden, hat man mit dieser Bildungsform gute Erfahrungen gemacht.
> Selbstverständlich könnten Eltern, die das staatliche Schulwesen
> vorziehen, ihre Kinder dorthin entsenden. Der Unterschied zum heutigen
> Schulsystem bestünde darin, daß die staatlichen Schulen sich einem
> echten Wettbewerb stellen müßten, in dem die Eltern die entscheidende
> Instanz wären, denn sie würden durch die Vergabe der
> Bildungsgutscheine über Erfolg oder Mißerfolg einer
> Bildungseinrichtung befinden. Alle Unternehmen auf dem Schulmarkt
> wären daran interessiert, sich kundenorientiert zu verhalten. Die
> Eltern könnten jene Schule für ihre Kinder wählen, die ihrem
> Wertesystem am ehesten entspricht und die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anbietet. Eine Liberalisierung des Bildungsmarktes würde, ähnlich der Entwicklung auf dem unvollkommen deregulierten
> Telekommunikations- und Strommarkt, zu einer Senkung der Preise und einer Ausweitung des
> Angebotes führen.
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