Lieber Timo Davogg
Mich fasziniert ein anderer Gedanke des Philologen-Verbandes, nämlich die Alters-Teilzeit. Ich fühle mich zwar nicht als gebrochen an den Belastungen meines Pädagogen-Seins, aber der eben zurückliegende "dies ad colloquendam cum parentibus constitutus" hat mir gezeigt, dass meine Kraft, meine Energie und mein Wissen auch an einer anderen Stelle gebraucht würde.
In einigen Gesprächen habe ich in aller gebotenen Kürze, die bei diesem Termin geboten ist, herausgefunden, dass sich Eltern in ihrer Erziehungsarbeit bei weitem überfordert fühlen und auf die anstehenden Fragen keine der Situation angemessene Antwort wissen.
Ich gehe von der Erkenntnis aus, dass Familienbande bleiben, auch wenn man sie nicht zu spüren meint. Aber wir nehmen sie mit in jedes Beziehungsnetz, das wir uns aufbauen. Kinder bringen die Situation ihrer Herkunftsfamilie mit in das soziale Netz der Schule, in ihre Klassengemeinschaft.
Von daher wäre es nur allzu logisch und richtig, Lehrer mit mehr Qualifikation auszustatten, um damit umgehen zu können. Diese Aufgabe können naturgemäß nicht Lehrer mit geringer Berufs- und Lebenserfahrung wahrnehmen, sondern dafür bieten sich die "alten Hasen" in unserem Geschäft an, sofern sie sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen bereit sind.
Es ist zwar nicht lustig, wenn ich an die Fülle der bevorstehenden Aufgaben denke, aber die Alternative lautet nur, ob wir uns dieser Herausforderung stellen wollen oder diese an schulfremde Personen delegieren wollen. Der Hinweis in der SZ, dass Privatschulen einen größeren Zulauf haben, ist vermutlich auch damit verbunden, dass dort gerade auch in diesen Bereichen Kompetenz vermutet wird. Aus gewerkschaftlichem Blickwinkel müssen wir aber darauf achten, dass uns diese neuen gesellschaftlichen Herausforderung nicht nebstbei aufgebürdet werden, sondern als anerkannte Leistungen bewertet werden und als solche ebenfalls abgegolten werden.
mfG
Günter Wittek
----- Original Message -----
From: Timo Davogg
To: Lehrerforum
Sent: Friday, November 23, 2001 11:04 PM
Subject: LF: SZ: Was deutsche Philologen meinen
SZ vom 24 11 01
Man beachte, dass im bundesdeutschen Philologenverband Gymnasial- und Gesamtschullehrer vertreten und sogar zu gemeinsamen bildungspolitischen Stellungnahmen fähig sind. Hierzulande sähe ich eine Union österreichischer Philologen UnÖPhil, einen Bund österreichischer PhilologInnen BÖP und die Unabhängige Österreichische PhilologInnen-Initiative UnÖPI, die sich um die Vertretung der paar hundert organisierten österreichischen SprachenlehrerInnen streiten würden. Ich bin sicher, dass dieser Zustand nicht nur mich nervt, bin aber mehr und mehr skeptisch, was eine Änderung des gegenwärtigen Zustands / Missstands betrifft.
Grüße sendet
Timo Davogg
http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel99031.php
Philologenverband lehnt Abitur nach 12 Jahren ab
Lehrer: Staatliches Schulsystem verkommt
„Verkürzte Stundenzahl engt gymnasiale Bildung ein“/ Heesen neuer Vorsitzender Von Jeanne Rubner München – Bildung ist nach Ansicht des Philologen-Verbands das wirksamste Mittel gegen Hass, Terror und Krieg. Schule müsse zudem nicht nur Können und Wissen vermitteln, sondern verstärkt auf die Erziehung achten, sagte der neue Vorsitzende des Verbandes, Peter Heesen, der am Freitag beim Jahrestag des Verbands in Berlin gewählt wurde. Den Politikern warf Heesen vor, Lehrer und Schulen nicht ausreichend zu unterstützen. Idealistisch motivierte Menschen würden immer häufiger am Lehrerberuf zerbrechen. Um die Belastung der Pädagogen zu verringern, schlug Heesen, bislang Verbandschef in
Nordrhein- Westfalen vor, flächendeckend Altersteilzeit einzuführen. ( ... )
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