Sehr verehrter Herr Kollege Eidenberger!
Bin ich da nicht von Ihnen falsch verstanden worden: "Wie immer der Anreiz auch aussehen wird", wir brauchen einen Anreiz und nicht die Herabwürdigung unserer Arbeit durch die öffentliche Meinung und folgliche Gesetzgebung oder umgekehrt, das ist es, was ich herausgelesen habe und worum wir nun schon über ein Jahr bitten und betteln.
Mit freundlichen Grüßen,
Heinrich Kreißl
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at]Im
Auftrag von Mag. Ronald Eidenberger
Gesendet: Dienstag, 27. November 2001 15:26
An: !Lehrerforum
Betreff: LF: Re: Standard - Verlagsserie Di 27. Nov. 01
Herzlichen Dank, Kollege Kreißl!
Sie verzeihen, dass meine Meinung vielleicht ein wenig von Ihrer abweicht:
> Abgeschrieben aus dem STANDARD Di 27. Nov. 01, S. 14 Verlagsserie:
> Teil 6 Qualität macht Schule und mit freundlichen Grüßen zur Lektüre
> gesandt. Heinrich Kreißl
>
>
>
> >
> Volle Unterstützung der Industriellenvereinigung erfährt die
> Neupositionierung der leistungsorientierten Abgeltung von
> Schuldirektoren. "Leistungsanreize sollte es nicht nur bei der
> Entlohnung der Schulleiter sondern auch bei den Lehrern geben,"
> erklärt Petra Schwabe, Schulexpertin der Industriellenvereinigung,
> "denn nur eine leistungsbezogenes Entlohnungsschema und vernünftige
> Rahmenbedingungen können die Motivation und den Willen zur
> Leistungsverbesserung auf Dauer sichern."
Das verstehe ich so: BISHER hat es ein "ein leistungsbezogenes Entlohnungsschema" nicht gegeben. Vernünftige Rahmenbedingungen teilweise schon, da denk ich exemplarisch an mein (allerdings schon bisher
unterbezahltes) Chemiekustodiat oder an die Bezahlung der KVs. Das "... können die Motivation und den Willen zur Leistungsverbesserung auf Dauer sichern" halte ich für schlicht FALSCH, nämlich durch die Realität
falsifiziert: Ich zitiere:
"Die hohe Qualität und das Ansehen der Schulen hierzulande kann man auch daran ersehen, dass bei der Webster University österreichischen Maturanten sofort 21 Creditpoints gutgeschrieben werden. Österreichische AbsolventInnen sparen sich also gut ein halbes Jahr Uni-Zeit, weil der Level der österreichischen Matura um so vieles höher ist als jener in den Vereinigten Staaten." [Der Standard, Printausgabe vom 23.11.01. p12; Teil 4 der oben zitierten Serie.] Das in etwas holprigem Deutsch abgefasste Zitat stammt von unserer obersten Chefin.
Unsere öffentlichen Schulen sind sicher im Schnitt besser als die in Bush- oder Thatcher-Land. Meine Tochter machte zB in einer amerikanischen High School aus dem Stand lauter "A"s, und bekam noch ein halbes Jahr später Zuschriften von US-Unis.
Nein Danke zur Einführung kapitalistischer Produktionsweisen in unseren öffentlichen Schulen! Nein Danke zu so wohlgemeinten Ratschlägen von Pseudo-Bildungs-ExpertInnen, die mit "beiden Beinen in der Wirtschaft stehen". Mögen sie dort bleiben, wir brauchen sie nicht. Für Bildung sind nämlich WIR DIE EXPERTINNEN!!!
> Neben einem fixen Gehaltsbestandteil sollte es möglich sein,
> besonderen Einsatz, überdurchschnittliche Leistungen und
> herausragendes Engagement
von
> Lehrern und Schuldirektoren entsprechend zu honorieren und damit zu
fördern.
Klingt gut! Mit welchen Mitteln? Da Bildung seit einigen Jahren nur mehr nach ihren Einsparungspotentialen beurteilt wird, kann das nur heißen: die wenigen bekommen MEHR, die vielen noch WENIGER. Und wer entscheidet, wer MEHR bekommt? Und wird da zB konsequenter Einsatz von PersonalvertreterInnen BELOHNT oder BESTRAFT werden? Raten sie mal!
> "Strategische Personalentwicklung zur optimalen Nutzung und Entfaltung
> von Mitarbeiterpotenzialen sollte es" nach Ansicht von Schwabe, "auch
> in
Schulen
> geben."
Gibt es doch schon, bei Ihnen nicht?
> Direktoren sind als Schulmanager zu betrachten und es ist notwendig,
> ihnen daher notwendige Managementfunktionen zu übertragen. Dies sind,
"nicht
> zuletzt aufgrund der steigenden Bedeutung des europäischen
> Bildungswettbewerbs", wie Schwabe meint, notwendige Reformschritte.
Personalhoheit? Individuelle Gehaltsverhandlungen? Hire & Fire? Rationalisierung (zB Lehrverpflichtungserhöhung)? Mir fällt noch vieles dazu ein ...
>
> Meine bescheidene Meinung dazu:
>
> Wie immer auch die Verwirklichung diese wirtschaftlichen Denkanstoßes
> aussehen wird, die Botschaft ist einfach und klar: Es bedarf des
> Anreizes und der Motivation in der Schule und nicht des Gegenteils,
> wie es die neue Gesetzgebung, die die Lehrer aller Schultypen
> betrifft, nun schon mehrere Jahre hindurch bewirkt. Und daran ändert
> auch der ganze Hader im
Lehrerforum
> sehr wenig. Im Gegenteil auch die meisten Wortmeldungen im Lehrerforum
> bestärken uns nur im Frust. Unser Anliegen ist doch der Gesellschaft
> genau diese Forderung, wie sie Petra Schwabe formuliert, klar zu
> machen und
unsere
> gewerkschaftlichen Vertreter zu überzeugen, dass sie diese Forderungen
> mit aller Kraft und unserer Unterstützung durchsetzen.
>
> Heinrich Kreißl
>
Lieber Kollege Kreißl, wenn ich Dich richtig verstehe, meinst Du, wir wollen mehr Geld? Da bin ich natürlich Deiner Meinung, aber ... (siehe oben)
mfg
Mag. Ronald Eidenberger
Vorsitzender GBA
am BRG XIX
Krottenbachstraße 11-13
1190 WIEN
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