Rheinischer Merkur 30 11 01
KONFLIKTPRÄVENTION / Aggression im Klassenzimmer lässt sich vermeiden
Training gegen den Teufelskreis
HYPERLINK "http://www.merkur.de/aktuell/images/grau_pix_right_line.gif"Autor: TILMANN P. GANGLOFF und BARBARA HUHN
"Ein bisschen schneller bitte", ruft der Sportlehrer Marco zu. Marco denkt nicht daran, sondern räumt die Turnmatten noch langsamer weg. "Der ist ja nur sauer, weil ihn seine Alte nicht ranlässt", meckert er - und bekommt dafür einen Verweis.
Wie derartige Aggressionen zu vermeiden sind, zeigt das Konstanzer Trainingsmodell (KTM). Diese Hilfe zur Selbsthilfe wurde 1986 von Winfried Humpert, Professor für Pädagogik und Psychologie am Lehrerseminar St. Gallen, und Hanns-Dietrich Dann, Psychologie-Professor an der Universität Konstanz, entwickelt. Nun haben sie das Modell überarbeitet und erweitert: "KTM kompakt. Basistraining zur Störungsreduktion und Gewaltprävention" ist jetzt auf alle Schularten und bei der Ausbildung in sozialen Berufen anwendbar.
Es funktioniert eigentlich ganz einfach: Zwei Lehrer bilden ein Tandem und beobachten gegenseitig ihren Unterricht. Danach rekonstruieren sie schwierige Momente, diskutieren ihr Verhalten und erörtern, wie bestimmte Situationen gar nicht erst entstehen müssen. KTM bietet Lösungsvorschläge an. Ein Beispiel: Der Sportlehrer hat mit seinem Aufruf zur Eile den negativen Aspekt "langsam" betont und dadurch Marcos Trotzreaktion provoziert. Das Buch rät, den positiven Aspekt zu sehen: Immerhim räumt der Schüler ja die Matten weg, wenn auch langsam.
85 Prozent der Lehrer, die bereits mit KTM gearbeitet haben, geben dem Modell die Noten "gut" und "sehr gut". Das baden-württembergische Kultusministerium erlässt den Tandem-Partnern je eine Unterrichtsstunde und stellt das Buch kostenlos zur Verfügung. In anderen Bundesländern muss der Partner seine Freistunde nutzen. (...)
http://www.merkur.de/aktuell/mp/bi_014802b.htm