Geehrter Herr Kollege Eidenberger!
Sie schreiben in ihrem Mail:
"Vielleicht sollten wir mit Lob fur Frau G. ein wenig zuruckhaltender
sein."
Nachdem ich in letzter Zeit der Einzige war, der die Ministerin gelobt hat,
haben sie moglicherweise auf mein Mail Bezug genommen, in dem ich schrieb:
"Ich denke, wir sollten dankbar sein, dass wir sie in dieser Regierung
haben, und auch fur sie beten, dass ihr Gott weiterhin Gesundheit und
Weisheit geben moge, eine so schwierige Aufgabe zu erfullen."
Ich habe damit nicht gemeint, dass ich mit den Ma?nahmen dieser Regierung
einverstanden bin. An meiner Schule war ich einer, der sich dafur
eingesetzt hat, dass auch meine Schule ein Zeichen der Solidaritat mit den
anderen boykottierenden Schulen setzen sollte. In einer
Dienststellenversammlung war allerdings die Mehrheit der KollegInnen der
Meinung, dass es Aufgabe der Gewerkschaft ist, klare Boykottma?nahmen fur
alle AHS festzulegen. Dieser Meinung konnte ich mich anschlie?en.
Was nun mein Lob fur unsere Ministerin angeht: Ich kenne sie viel zu wenig
um ein kompetentes Urteil uber sie abzugeben. Eines ist mir allerdings
klargeworden, dass sie auch ein Mensch ist, der versucht nach ihren
Moglichkeiten das nach ihrer Meinung Beste zu tun. Wir haben
selbstverstandlich das Recht und auch die Pflicht sie auf Mi?stande
hinzuweisen. Trotzdem habe ich gespurt, dass ich in meinem Herzen nicht
mehr zwischen der Person "Elisabeth Gehrer" und ihrer Funktion
"Unterrichtsministerin" unterschieden habe. Als Person verdient sie meinen
Respekt, fur ihren Einsatz und ihre Muhen und ich habe kein Recht ihre
Wurde als Person anzugreifen.( Dies wurde ich mir manchmalauch fur das
Lehrerforum wunschen, wo in den Diskussionen miteinander oft nicht sehr
zimperlich umgegangen wird).
Ein Kollege fragte mich in einem Mail:
"Haben Sie auch ein Autogramm fur das Poesiealbum bekommen?"
Ich habe kein Autogramm erhalten. An diesem Abend habe ich allerdings einen
kleinen Blick in die Seele eines Menschen tun durfen. In ihrem Vortrag
fragte Frau BM Gehrer:" Wer motiviert eigentlich mich?" Diese Frage ist
durchaus berechtigt. Ich denke, dass es an der politischen "Front" ziemlich
kalt geworden ist. Naturlich haben sich die Politiker ihr Los selbst
ausgesucht. Trotzdem wurde auch ihnen etwas Lob und Anerkennung gut tun.
Deshalb mochte ich auch weiter fur unsere Ministerin beten.
Geehrter Kollege, nachdem ich ihre Beitrage im Lehrerforum schatze, war es
mir ein Anliegen, meine Gedankengange darzulegen.
In der Hoffnung auf ihr Verstandnis
gru?e ich sie herzlichst
Martin Wertjanz
Sigmun Freud-Gymnasium Wien
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