Lieber Kollege Sellner!

Ich halte diesen Fragebogen für kontraproduktiv.
Koll. Konzett hat schon darauf hingewiesen, dass alle, die nicht KV (oder Kustos - Ergänzung von mir) sind, sowie alle Teilbeschäftigten und Quasi-Vollen nicht mehr Klassen als im Vorjahr unterrichten müssen. Außerdem müssen auch alle, die MDL hatten, nicht mehr Klassen als bisher unterrichten.

Eine Frage, ob man für die gleiche Arbeit heuer weniger bezahlt bekommt und deshalb demotiviert ist, kommt leider nicht vor.

Um noch einmal zu verdeutlichen, was ich meine, möchte ich die Fragen (siehe Zitat unten) hier für mich wahrheitsgemäß beantworten:

Da ich bisher MDL hatte und heuer wegen der Nicht-Einrechnung des KV eben etwa eine WE weniger MDL habe, ergibt sich aus den Antworten 1-4 keine Mehrbelastung. (Nach Minderbezahlung bei gleicher Belastung wird leider nicht gefragt.) Da ich die Klassen vom Vorjahr weiterführe und die Schüler sich in diesen Klassen nicht vermehrt haben, ergibt sich auch aus Antwort 5 keine Mehrbelastung. Bei Förderkursen (Antwort 6) gibt es an meiner Schule keine Probleme. Fortbildungsveranstaltungen kann ich sogar leichter besuchen als im Vorjahr, weil mir durch die Änderung des §61 nicht gleich alle MDL abgezogen werden. An meiner Schule gab es auch heuer Neuanstellungen, kein IIL-Kollege wurde "auf die Straße gesetzt". Da es in den letzten Jahren bei uns viele Neuanstellungen gegeben hat, kann ich nicht behaupten, wir hätten zu wenige junge Kolleginnen und Kollegen. (Dass gleichzeitig die Schule in den letzten Jahren um einige Klassen gewachsen ist und MDL abgebaut wurden, wird bei der Umfrage nicht gefragt.)

Wenn ich dann zum Abschluss die Frage, ob meine Arbeit vom Dienstgeber und von der Öffentlichkeit entsprechend geschätzt und honoriert wird, wahrheitsgemäß verneine, passt das überhaupt nicht zu meinen obigen Antworten.

Die Ursachen, warum ich Probleme bei der Aufrechterhaltung meiner Motivation habe, bringe ich nämlich in diesem Fragebogen nicht unter: dass das Gehalt netto gesunken ist; dass der KV schlechter als bisher bezahlt wird; dass ich nicht einsehe, warum der Kollege, der für das Kustodiat schon bisher unterbezahlt war, jetzt noch weniger bekommt; dass manche Politiker uns dauernd als Tachinierer hinstellen (ganz besonders solche Politiker, die früher einmal selbst "Kollegen" waren und nach eigener Aussage damals tachiniert haben); dass im Standard vorgestern schon wieder Unsinn über die angebliche Überforderung unserer Schüler gestanden ist, obwohl unsere Schüler bei einem internationalen Vergleich im Spitzenfeld liegen; dass immer wieder jemand die AHS-Unterstufe abschaffen will, die laut ebendiesem internationalen Vergleich soeben wieder ein tolles Ergebnis geschafft hat; dass manche Standesvertreter meinen, ich sollte Tätigkeiten mit Schülern, die meine Motivation fördern (z.B. Schulveranstaltungen), einstellen; dass mein Direktor meinen Unterricht eher behindert als fördert, weil er dauernd alles vereinheitlichen will und es dadurch sehr schwer ist, irgendeine Initiative zu setzen und Neues auszuprobieren; ...

Mit freundlichen Grüßen
Peter Friebel


Reinhart Sellner schrieb:
>
> Betrifft: Wiener SSR-Erhebung von BBG-Auswirkungen auf den
> Arbeitsplatz Schule
>
> Liebe KollegInnen der Wiener AHS-DAs und GBAs!
>
> Der SSR für Wien hat per Erlass eine Umfrage gestartet, ...

Die Fragen:

> Frage Bewertung
> 1. Ich habe aus diesem Grund tatsächlich mehr Klassen zu unterrichten
> als im Vorjahr. 2. Mein Stundenplan hat sich durch diese
> Gesetzesänderung im Vergleich zum Vorjahr nicht verschlechtert.
> 3. Die Möglichkeit für pädagogische Gespräche mit Schüler/innen und
> Eltern hat sich dadurch im Vergleich zum Vorjahr nicht verringert.
> 4. Im Vergleich zum Vorjahr habe ich weniger Möglichkeiten für
> Teambesprechungen, Teamarbeit, Kommunikation unter der Kollegenschaft.
> 5. Meinem Eindruck nach hat sich die durchschnittliche Schülerzahl in
> den Klassen, in denen ich unterrichte, im Vergleich zum Vorjahr im
> Wesentlichen nicht erhöht.
> 6. Ich bemerke heuer im Vergleich zum Vorjahr keine negative Veränderung
> in Bezug auf die Möglichkeit, Förderkurse abzuhalten.
> 7. Die Möglichkeit, Fortbildungsveranstaltungen zu besuchen, hat sich im
> Vergleich zum Vorjahr verringert.
> 8. Ich habe den Eindruck, dass in meinem Lehrkörper zu wenige junge
> Kolleginnen/Kollegen sind.
> 9. Ich habe den Eindruck, dass meine berufliche Tätigkeit vom
> Dienstgeber und von der Öffentlichkeit entsprechend geschätzt und
> gebührend honoriert wird.

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