Die LehrerInnen bitten um Verbreitung des folgenden Textes zum "Fragebogen Qualitätssicherung".

Andrea Rubik
BRG 14, Linzerstraße

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Die LehrerInnen der Linzerstraße haben mehrheitlich beschlossen, den Fragebogen zur Qualitätssicherung des Stadtschulrates für Wien nicht auszufüllen und haben dafür folgende Gründe:

Unserer Meinung nach ist der Fragebogen absolut unprofessionell erstellt, weil angreifbar, was wir wie folgt ausführen.

Zur 1. Frage: Tatsächlich mehr Klassen zu unterrichten als im Vorjahr ist kein Kriterium dafür, dass man für denselben Lohn mehr arbeitet. ( Das hängt nämlich von der Anzahl der Wochenstunden pro Klasse ab. zB ein Deutschlehrer, der heuer statt einer achten Klasse eine erste hat- was nicht selten vorkommen soll- hat automatisch mehr als 2 Werteinheiten mehr!)

Nicht alle LehrerInnen einer Schule waren im Vorjahr Klassenvorstand, Kustoden oder Bildungsberater ( zum Glück - sonst hätten wir noch mehr Probleme). Diese LehrerInnen sind nicht betroffen, werden dann in der Auswertung aber trotzdem mitgezählt. Auch ein II-L Lehrer, der statt seiner im Vorjahr 16 Stunden heuer nur mehr 6 bekommen hat, wird mit dieser Frage nicht wirklich gut bedient. Für ihn müsste sie nämlich
lauten: "Ich habe genau aus diesem Grund tatsächlich weniger Klassen zu unterrichten als im Vorjahr."

Zur 2. Frage: Ob sich ein Stundenplan von einem Jahr auf das nächste verschlechtert, ist selten von einer Gesetzesänderung abhängig, sondern hauptsächlich von den Fächern, die man unterrichtet.

Zur 3. und 4. Frage: Die Möglichkeit für Gespräche mit Eltern oder Schülern hat man immer. (Viele von uns haben auch schon in den Abendstunden Elterngespräche geführt). Ebenso gibt es viele LehrerInnen, die Teambesprechungen schon oft in den Abendstunden durchgeführt haben. Die Frage müsste lauten, ob sich die Bereitschaft dazu geändert hat.

Zur 5. Frage: Die durchschnittliche Schülerzahl der Klassen, die man unterrichtet, ist ein berechenbares Faktum und kein Eindruck.

Zu Frage 6: auch hier geht es- wie in Frage 3 und 4 - nicht so sehr um die Möglichkeit wie um die Bereitschaft der Lehrer.

Zu Frage 7: Hier geht es weniger um die Möglichkeit, sondern viel eher um das Angebot.

Zu Frage 8: Den Eindruck haben wir schon alle recht lange. (Vor allem wahrscheinlich jene KollegInnen, die selbst Kinder in einer AHS haben oder während der letzten 10 Jahre hatten.)

Es ist auffällig, dass bei Frage 2, 3, 5 und 6 Verneinungen in der Frage enthalten sind. - War da eine Absicht dahinter? Der Beantwortungsschlüssel dreht sich dadurch um, was nicht nur den antwortenden Lehrer verwirren muss.

Einzig und allein die Frage 9 sollte wirklich gestellt werden. Es nämlich die einzige, die nach der Befindlichkeit fragt und wir können Ihnen schon jetzt versichern, dass sie von der großen Mehrheit der KollegInnen mit "4" beantwortet werden wird.

So hätten alle Fragen, unserer Meinung nach, ausschauen müssen. Denn die Daten, welcher Lehrer wie viele Klassen mit wie vielen SchülerInnen, wie viele Stunden und welchen Stundenplan hat, sind vom Stadtschulrat per Mausklick aus dem Computer abrufbar. Das kann also nicht wirklich Ziel dieser Umfrage sein!

Viel wesentlicher wäre es gewesen, tatsächlich Fragen zur Befindlichkeit der Lehrer zu stellen. Diese ist nämlich im heurigen Schuljahr besonders schlecht. Und die Gerüchte über neuerliche Verschlechterungen unserer Arbeitsbedingungen, die immer wieder an uns herandringen, machen sie nicht besser.

Z B. Fragen wie: "Wie geht es Ihnen damit, wenn sie heuer für ihre Klasenvorstandstätigkeit nicht einmal mehr die Hälfte der bisherigen Bezahlung bekommen? Fühlen Sie sich dadurch 1 besonders stark motiviert, 2 die Hälfte vom Vorjahr motiviert, 3 gar nicht motiviert" oder vielleicht die Frage: " Sie kommen in der Früh drauf, dass ihr Kind 39° Fieber hat. Wie fühlen sie sich, wenn Sie in der Schule anrufen und für diesen Tag Pflegeurlaub beanspruchen und gleichzeitig wissen, dass heute 6 KollegInnen für Sie gratis supplieren?"

Wir denken, dass ein Fragebogen wie der vorliegende nicht dazu beitragen wird können, das Bundesministerium zu beeindrucken. Ja unter Umständen sogar kontraproduktiv sein kann, wenn z.B. die Auswertung mit den tatsächlichen Zahlen (Frage 1, 5) nicht übereinstimmt.

Wir finden es sehr schade, dass es nicht möglich war, Fragen mit Qualität zur Qualitätssicherung unserer Schule zu finden, denn eine professionelle Studie, die das Ministerium wirklich überzeugt, wäre sehr in unserem Sinn.




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