Lehrer fühlen sich im Stich gelassen
Die Spaltungstendenzen unter Vorarlbergs Lehrern sind unübersehbar. Einige Schulen führen ihren Protest gegen die Sparmaßnahmen weiter, andere haben vom Boykott genug.


Ein Drittel ausgetreten
Dass sich viele Pflichtschullehrer von ihrer Gewerkschaft im Stich gelassen fühlen, wird dadurch deutlich, dass mehr als ein Drittel der Gewerkschaftsmitglieder in diesem Jahr ausgetreten ist.

Der Vorsitzende der Pflichtschullehrer- gewerkschaft, Walter Riegler meinte heute in einem Interview mit Martin Fenkart vom ORF, dass es ihm leid tut, dass so viele Lehrer gegangen sind.

Martin Fenkart - Walter Riegler vom 11.12.01

Martin Fenkart:
"Warum gibt es diese Probleme?"
Walter Riegler:
"Schiefgegangen ist wahrscheinlich die Kommunikation zwischen Vorarlberg und seinen Lehrern und dem Rest von Österreich. Hier ist in der Frage des "Landeslehrerdienstrechtgesetz neu" sicher nicht immer der richtige Ton zwischen den beiden Beteiligten getroffen worden."

Martin Fenkart:
"Die Vorarlberger Lehrer haben der Gewerkschaftsspitze vorgeworfen, Handlanger der Regierung zu sein. Was sagen sie zu diesem Vorwurf?"

Walter Riegler:
"Ja, das muss jeder für sich selbst beurteilen. Ich aus meiner Sicht sage: nein, das sind wir sicher nicht. Wir haben das auch in vielen Fällen bewiesen, dass wir einen sehr eigenständigen Weg gehen, und es nicht auf Parteipolitik aus unserer Sicht ankommt."

Martin Fenkart:
"Wie geht es jetzt weiter mit der Gewerkschaft in Vorarlberg? Gehen sie jetzt auf neue Mitgliedersuche?"

Walter Riegler:
"Ich gehe zunächst einfach einmal dorthin wo ich darf, quer durch Vorarlberg und versuche das, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist, aufzuarbeiten und eine neue Basis zu finden."

Martin Fenkart:
"Die Bildungsgewerkschaft in Vorarlberg ist für die Gewerkschaft öffentlicher Dienst wohl ein rotes Tuch? Konkurrenz oder nicht?"

Walter Riegler:
"Na das ist überhaupt kein rotes Tuch für mich, auch sicher keine Konkurrenz, weil sie es nicht sein können, weil sie einfach für die wirklichen Entscheidungsträger im Land keine Ansprechpartner sind. Das heißt, sie können das was sie sich vielleicht vornehmen in Wahrheit nicht umsetzen."

Martin Fenkart:
"Es ist ein neues Gehaltssystem in arbeit, was wird es bringen?"

Walter Riegler:
"Aus unserer Sicht wird es zufriedenere Junglehrer bringen, weil es für einen 23- oder 25-jährigen einfach wichtig ist in der Frage der Gründung einer Familie oder einer Hausstandsgemeinschaft um einige 1000 Schilling mehr in seinem Geldsäckchen zu haben."

Martin Fenkart:
"Mit dem derzeitigen Gehaltsystem sind vor allem die Klassenvorstände sehr unzufrieden. Wird es für Klassenvorstände dann wieder einen Zuschlag geben?"

Walter Riegler:
"Es gibt da mehrere Möglichkeiten die angedacht sind, auch aus verschiedenen Gruppierungen, das liegt noch nicht fest. Dass wir aber in dieser Frage etwas tun müssen ist klar, und das muss rasch geschehen und da sind wir auch am Drücker."