GV zu PISA oder: Die Kunst das Schmunzeln zu unterdrücken..
oder: Wie würden wir einen derartigen Schüleraufsatz bewerten?
zu finden unter:
http://www.oest-gewerbeverein.at/
17.12. - Gewerbeverein: Wer die Naturwissenschaften
vernachlässigt, bleibt Mittelmaß!
Pisa-Studie zeigt uns die Perspektiven unserer Wirtschaft
dank unserer Bildung!
In Österreich wird Naturwissenschaften nahezu kein Stellenwert
zugesprochen. Doch wer über solche Ausbildung nicht reden will, sollte
von Bildung besser schweigen - so der Österreichische Gewerbeverein
(ÖGV). Gerade noch im OECD-Durchschnitt liegt die Fähigkeit heimischer
Schüler, naturwissenschaftliche Phänomene zu erkennen und deren
Arbeitsweisen und Methoden zu verstehen.
Gerade deshalb mutet die Debatte um einen Bildungskanon, die vor
zwei, drei Jahren begann, nur noch merkwürdiger an. Dutzendfach
warfen die Verlage Bücher auf den Markt, deren ganzer Inhalt es
war, zu sagen, was ein einigermaßen halbgebildeter Mensch
gelesen haben muss, um als solcher gelten zu dürfen, und
Bestsellerprofessor Dietrich Schwanitz fasste das in 540 Seiten
"Bildung“ zusammen.
Bildung, Geschichte, Literatur und alte Sprachen, das war am
humanistischen Gymnasium nach dem Krieg tatsächlich alles,
was man wissen musste. Leute, die die naturwissenschaftliche
Realschule! besuchten, können ein Lied davon singen, welches
Renommee diese Anstalt eben nicht hatte. Denn sie vermittelte
das, was man nicht wissen musste: "So bedauerlich es manchem
erscheinen mag: Natur-wissenschaftliche Kenntnisse müssen
zwar nicht versteckt werden, aber zur Bildung gehören sie
nicht", so Dietrich Schwanitz in seinem schlauen Buch.
Nun stellt die 68-Generation - die den alten Bildungskanon, den
Schwanitz noch einmal hervorkramt, zu Recht kritisierte und
verwarf - die Lehrergeneration, die die Pisa-Ergebnisse
mitzuverantworten hat. Auch ihr Programm war elitär.
Es ging um gesellschaftskritisches Hinterfragen, um
Ideologieverdacht, der sowohl hinter Goethe wie hinter
der biologischen Forschung stets den Nazivater am Werk
sah, der mit Heidegger gegen die Technik argumentierte,
um gleichzeitig den technisch-industriellen Massenmord
zu betreiben. Angewandte Wissenschaft war die dunkle
Seite der Aufklärung, eben instrumentelle Vernunft.
Die moderne Welt gerann schließlich zum trivialen
Generalverdacht gegen Industrie- und Kapitalinteressen
und vermittelt eben kein Motiv des Wissenserwerbs; nur
das Motiv für eine allgemeine Einstellung, der das
Interesse an Technik und Wissenschaft eher verdächtig
als fördernswert erscheint. Doch nach Pisa braucht der
schulische Erfolg ein gesellschaftliches Klima, das von
einem positiven Interesse an den Naturwissenschaften
geprägt ist. Und wenn dieses Interesse auch kein
unkritisches sein soll, dann darf die Freude an
naturwissenschaftlichen Entdeckungen doch nicht
von vornherein als naiv entwertet werden.
Sonst bleibt unsere Wissenschaft trotz des Versprechens
der Vizekanzlerin mehrere Nobelpreisträger hervorzubringen,
eben doch nur im Mittelfeld. Und das rächt sich in der
Wirtschaft einmal bitter.