DER SPIEGEL 51/2001, S141
Großbritannien
Privates Management von Schulen scheitert
Wenn Schulen privat gemanagt werden, bessert sich das Leistungsniveau der Schüler keineswegs. Im Gegenteil: Vergangenes Jahr übernahm die 'Cambridge Education Associates' als erstes kommerzielles Unternehmen eine britische Schulbehörde, und zwar in Islington im Norden Londons, wo Tony Blair mit seiner Familie bis zum Umzug in die Downing Street lebte. Jetzt erwies sich, dass das von der New-Labour-Regierung angeregte Pilotprojekt nicht den Erwartungen entspricht. Die Grundschulen in Islington sind - folgt man den landesweit identischen Tests für Elfjährige - tiefer abgesackt als irgendwo anders im Vereinten Königreich. Nachdem auch die Oberschüler des Bezirks die vertraglich fixierten Ziele verfehlten, verliert die Firma jetzt mehr als 1,2 Millionen Mark, da ihr die Hälfte der Honorare nicht ausbezahlt wird. Die Regierung hält trotzdem daran fest, das Management von Schulen, deren Schüler bei den jährlichen Tests schlecht abschneiden, Privatfirmen zu übertragen. Für Doug McAvoy hingegen, Generalsekretär der Lehrergewerkschaft, zeigt das Beispiel Islington, dass im Bildungsbereich 'das Hereinholen von Privatfirmen keine Antwort ist'.